"Ich glaube nicht unbedingt, dass wir hier nur Schadensbegrenzung betreiben müssen", hatte sich Bruno Spengler gestern trotz der allgemeinen Erwartung eines Audi-Vorsprungs optimistisch gezeigt. Die Prognose des Kanadiers hätte sich als falsch herausgestellt - wäre da nicht die Pole-Runde eines gewissen Jamie Green gewesen, die für das Mercedes-Qualifying den Charakter der Schadensbegrenzung begrenzte...

Obgleich schon allein die Mannschaftsleistung der Audi-Konkurrenz von der hohen Zandvoort-Performance der A4 DTM zeugte, wusste Jamie Green die tendenzielle Unterlegenheit der C-Klasse fahrerisch perfekt zu kaschieren. Nachdem in der ersten Session zunächst Tom Kristensen die Messlatte gelegt hatte, deutete Green während des zweiten Durchgangs mit einer deutlichen Bestzeit seine gewohnte Qualifying-Topform an - und schlug gleich zu Beginn der finalen Session zu.

Weniger brillant lief es bei den beiden Meisterschaftsspeerspitzen Bernd Schneider und Bruno Spengler: Während der Saarländer zu keinem Zeitpunkt an der Spitze hatte mitmischen können und schließlich Platz sieben einnahm, würgte der Nürburgring-Sieger in der dritten Session beim Versuch, zum zweiten gezeiteten Anlauf zu starten, den Motor ab. Mit Platz fünf braucht der Kanadier die Hoffnung, den zweiten Meisterschaftsrang vor Tom Kristensen zu halten, noch nicht gänzlich aufzugeben. Derweil enttäuschte Mika Häkkinen mit dem zweiten Ausscheiden in Session Nummer zwei in Folge - ein Podestplatz dürfte für den Finnen auf dem wenig überholfreundlichen Dünenlabyrinth bereits jetzt außer Reichweite liegen.

Lauda schlug im 2004er-Fahrzeug Jahreswagenpilot Alesi deutlich, Foto: DTM
Lauda schlug im 2004er-Fahrzeug Jahreswagenpilot Alesi deutlich, Foto: DTM

In den Reihen der Jahreswagenpiloten sorgte man dagegen unfreiwillig für Action: Während sich Jean Alesi bedingt durch einen defekten Stoßdämpfer einen Ausritt sowie - wie bereits auf dem Nürburgring - die Schmach eines vollkommen misslungenen Zeitfahrens leistete, verkeilten sich bei einem Auffahrunfall die 2005er-Dienstwagen Stefan Mückes und Alexandros Margaritis' - für den Berliner war das Qualifying damit beendet. Dennoch war es Margaritis, der mit einem neunten Startplatz die durchaus recht passable Performance der Mercedes-Jahreswagen aufblitzen ließ.

"Man muss Mathias Laudas Leistung erwähnen. Dass mit dem zwei Jahre alten Gebrauchtwagen ein 13. Platz möglich ist - alle Achtung", fand bei Mercedes-Sportchef Norbert Haug jedoch auch jener Pilot eines 2004er-Mercedes-Erwähnung, der der im Grunde beschränkten Eignung des ältesten C-Klasse-Jahrgangs zum Trotz mit Rang 13 für eine Sensation sorgte. Im Kampf gegen ein stark aufgestelltes Abt-Audi-Quartett hilft dies rennstrategisch jedoch wenig:

"Brunos fünfter Platz ist nicht das Ende der Welt, und es gibt bessere Startplätze als den siebten, aber es gibt auch gute Starts", muss Haug auf das heikle Unterfangen eines Positionsgewinns am Start bauen, der allzu ehrgeizig ausgeführt rasch zu Kollisionen in der engen Tarzanbucht führen kann. Gilt es doch auch, morgen neben dem Schaden in der Meisterschaftstabelle auch die Schäden an der Karbonfaserhaut der C-Klasse-Flotte möglichst zu begrenzen...