Als unberührt und natürlich - in den Worten des niederländischen DTM-Zuschauers "natuurlijk" - präsentieren sich auf der Strecke an der Zandvoorter Nordseeküste zumindest jene Dünen, die nicht als Naturtribünen herhalten müssen. In die natürliche und schon allein optisch beruhigende Kulisse des Dünenlabyrinths passten die Vorstellungen des heutigen Testfreitags nahezu perfekt - ohne spektakuläre Zwischenfälle zeigte sich die Audi-Mannschaft naturgemäß von ihrer stärksten Seite...

Kampf mit der Natur

In Nürnberg hatte er ihnen in Form von Gewitterwolken gedroht, im Schatten der Nürburg konnten sie ihm nicht entrinnen, bis nach Zandvoort scheint er die Ingolstädter zu verfolgen: Der Regen. Insbesondere während des ersten Tests bedeckten dunkle Regenwolken die niederländischen Dünen - und öffneten sich zur Freude Audis dennoch nicht. Das erste Duell mit dem Regen war gewonnen. Sollten jedoch die beiden folgenden am Samstag und Sonntag verloren gehen, könnte das Wetter erneut den Stuttgartern in die Karten spielen - wäre in einem solchen Fall doch gerade Audi heute auf die ausführliche Ausarbeitung eines Regen-Setups angewiesen gewesen...

Martin Tomczyk zog beim ersten Test die Blicke auf sich, Foto: Audi
Martin Tomczyk zog beim ersten Test die Blicke auf sich, Foto: Audi

Natürliches Kräfteverhältnis

So jedoch hatte Audi im ersten Test Gelegenheit, die Zandvoort-Performance der A4 DTM im Trockenen unter Beweis zu stellen - das natürliche Zandvoort-Kräfteverhältnis offenbarte sich auch in diesem Jahr. Nachdem nach einer halben Stunde zunächst Mika Häkkinens Zeit die Bestmarke darstellte, rückte Tom Kristensen wenige Minuten später die Verhältnisse gerade. Ein Audi-interner Schlagabtausch um die Bestzeiten folgte, der schließlich von Martin Tomczyk für sich entschieden wurde:

Mit einer Zeit von 1:34.758 Minuten distanzierte der Abt-Pilot seinen Jahreswagenkollegen Christian Abt zwar nur um wenige Zehntel - umso deutlicher fiel mit über sieben Zehnteln jedoch der Vorsprung auf den bestplatzierten Mercedes-Piloten Bruno Spengler aus. Nachdem 2005 im ersten Test ein Audi-Sextett an der Spitze nur von Opel-Pilot Marcel Fässler durchbrochen worden war, präsentierte sich nun ein Ingolstädter Quintett geschlossen an der Spitze.

"Am Vormittag haben wir für das Qualifying gearbeitet und dafür ein gutes Setup herausgefahren, was meine Zeit ja auch bestätigt hat", berichtete der seit seinem dritten Platz auf dem Nürburgring im Aufwind befindliche Tomczyk von seinen Bemühungen, die Qualifying-Pleite der letzten Saison vergessen zu machen. Eine Material schonende Arbeitsweise bestätigte den nicht überzubewertenden, aber dennoch viel versprechenden zweiten Platz für Phoenix-Pilot Abt umso mehr: "Im ersten Test haben wir versucht, gute Zeiten für das Qualifying zu erreichen. Wir haben gar keine neuen Reifen probiert. Wir sind auch auf gebrauchten Reifensätzen gut dabei."

Natürliche Aufholjagd

Während sich die topspeedbetonten 2004er-Mercedes Susie Stoddarts und Mathias Laudas weiterhin schwer taten, erfolgte bei den Neu- und Jahreswagenversionen der C-Klasse jene natürliche Aufholjagd, wie sie schon 2005 den Vorsprung Audis im Rahmen des zweiten Tests schmälerte: Erst nachdem Stefan Mücke lange die Zeitenlisten angeführt hatte, setzte sich schließlich Heinz-Harald Frentzen mit einer beachtlichen Zeit von 1:34.487 Minuten an die Spitze.

La Rosa bestätigte am Nachmittag die gute Mücke-Performance, Foto: DTM
La Rosa bestätigte am Nachmittag die gute Mücke-Performance, Foto: DTM

Zwar blieben Jamie Green, Mika Häkkinen und Bernd Schneider wie schon am Vormittag im Mittelfeld - Bruno Spengler deutete jedoch mit einem dritten Platz Fortschritte bei der HWA-Truppe an. "Der Longrun sah gut aus bei uns - auch wenn es natürlich am Freitag noch schwierig ist, genaue Prognosen zu geben", relativierte der zweifache DTM-Sieger im Gespräch mit uns seine Position in der Zeitenliste, konnte jedoch einen gewissen Optimismus nicht verbergen: "Aber ich glaube nicht unbedingt, dass wir hier nur Schadensbegrenzung betreiben müssen."

Ob jene nötig sein wird, bleibt nach einem eher unspektakulären Testfreitag abzuwarten. Wusste man 2005 den Gewichtsnachteil von zehn Kilogramm im Vergleich zu Audi in Qualifying wie Rennen gut zu kaschieren, so tritt man schließlich diesmal gegen einen noch größeren Eingriff in das natürliche Gewicht der DTM-Boliden an...