Nach den Höhenflügen von Nürnberg und Nürburg scheint Mercedes in Zandvoort in jenen harten DTM-Alltag zurückzukehren, den die Ingolstädter Konkurrenz in den vergangenen Wochen durchlebte. Es gilt, im Duell mit einem Gegner zu überzeugen, der einen Schritt voraus zu sein scheint - und dem mit 20 Kilogramm Gewichtsvorteil die seit Jahren recht erfolgreiche Arbeit in Zandvoort noch leichter von der Hand geht.

Im ersten Test deutete sich an, dass man bei Audi die positiven Erfahrungen mit den beiden ersten A4-Generationen gut auf den Neuwagen zu übertragen wusste - während die C-Klasse auch in diesem Jahr zunächst auf den winkligen Dünenkurs getrimmt werden musste, auf dem Geraden vornehmlich durch ihre Abwesenheit glänzen. Ergebnis war am Vormittag ein sechster Platz als bestes Markenergebnis; mit Bruno Spengler, Mika Häkkinen und Jamie Green befanden sich jedoch immerhin drei Vertreter des HWA-Quartetts innerhalb der Top Ten.

Am Nachmittag drängte Mercedes aus der vorherigen Nebenrolle: Überraschend führte Jahreswagenpilot Stefan Mücke, dessen Teamkollege Alexandros Margaritis beim ersten Test noch auf Grund eines technischen Defekts weit gehend an der Setup-Arbeit gehindert worden war, lange die Zeitenlisten an und belegte schließlich mit vier Zehnteln Rückstand Rang zwei hinter Audi-Pilot Heinz-Harald Frentzen. Wenngleich der markeninterne Sieg des 2005er-Mercedes die begrenzte Aussagekraft des Tests offenbart - mit einem dritten Rang für Bruno Spengler deutete sich in HWA-Reihen ein Aufwärtstrend an, der Häkkinen und Green nicht daran hinderte, ihre Plätze am Ende der Top Ten auch diesmal wieder einzunehmen.

"Der Longrun sah gut aus bei uns - auch wenn es natürlich am Freitag noch schwierig ist, genaue Prognosen zu geben", berichtete uns Spengler bereits von einem positiven Erlebnis mit Blick auf die Rennabstimmung, das eine ähnlich hohe Konkurrenzfähigkeit wie 2005 möglich erscheinen lässt: "Ich glaube nicht unbedingt, dass wir hier nur Schadensbegrenzung betreiben müssen." Mika Häkkinen, der sich am Nachmittag einen Ausritt ins Kiesbett geleistet hatte, bestätigt die Meinung seines jungen Kollegen: "Das Auto geht nach dem, was wir heute hier gesehen haben, wirklich ziemlich gut!" Was im Regen wohl auch in Zandvoort in besonderer Form zuträfe - jener ist auch beim holländischen Gastspiel längst nicht auszuschließen...