Weniger harmlos als die Sandkastenspiele von Oliver Kristensen und Lisa-Marie Schneider sind die ihrer Väter Tom Kristensen und Bernd Schneider in Zandvoort: Eingebettet in die Dünen der Zandvoorter Nordseeküste geht das Duell zwischen Audi und Mercedes in seine siebente Runde. Die 20 Piloten stellen sich einem 4,307 Kilometer langen Kurs, der kaum eine erdenkliche fahrerische Herausforderung vermissen lässt:

Ob zügig zu durchfahrende Kurvenkombinationen, langsame Spitzkehren oder uneinsehbare Kuppen - die Architekten der hügeligen Strecke bewiesen ihrerzeit einige Kreativität. Erschwert werden Überholvorgänge durch die ungewöhnliche Enge des Dünenlabyrinths, realistisch erscheint ihr Erfolg bestenfalls vor der Tarzanbocht, die wiederum nach dem Start der Rennen ein heikles Nadelöhr darstellt. Zwar wurde bisher kein Teil der Strecke unter einer Wanderdüne begraben, Sandkörner verirren sich dennoch vielfach auf die Piste - und mahnen insbesondere in Mutkurven wie der "Scheivlak"-Passage zur Vorsicht.

Die geringe Streckenbreite erschwert das Überholen, Foto: Sutton
Die geringe Streckenbreite erschwert das Überholen, Foto: Sutton

Zum Respekt vor dem niederländischen Traditionskurs, der in früheren Jahren vor seinem Umbau auch Austragungsort von Formel-1-Rennen war, animieren auch die wenig großzügigen Auslaufzonen. Selbst vergleichsweise harmlose Verbremser und Dreher enden oft mit Überstunden für die Mechanikertruppe. Wer ist für das Gastspiel in Zandvoort besser gerüstet?

Audi

Für so manchen Vertreter der Ingolstädter DTM-Mannschaft stellt sich jene Frage erst gar nicht. Von mehr als nur Zweckoptimismus nach der Nürburgring-Pleite bewegt hält Titelanwärter Tom Kristensen den ersten Audi-Dreifach-Triumph in der Geschichte der neuen DTM für möglich. "Ich gehe davon aus, dass wir in Zandvoort drei Audis auf den Plätzen eins, zwei und drei haben können. Wir können in Zandvoort die Autos, wie wir jetzt unter den Top Ten hatten, auf dem Podest haben", äußerte der Däne in Nürburg - offenbar auch vom Wiedererstarken Martin Tomczyks inspiriert, der seinen ersten Podestplatz seit 2004 in eine Podiumsserie auszuweiten gedenkt.

Die Kuppen bergen gerade für Zandvoort-Neulinge Herausforderungen, Foto: Sutton
Die Kuppen bergen gerade für Zandvoort-Neulinge Herausforderungen, Foto: Sutton

"Unser Audi ist dort normalerweise richtig gut", verweist Kristensen auf die gute Performance der letzten Jahre, die angesichts der abtriebsbetonten Auslegung der früheren A4-Generationen insbesondere auf der geringen Zahl an Geraden gründete. Und wenngleich sich die Charakteristiken von A4 DTM und C-Klasse weit gehend angeglichen zu haben - den unergründlichen "Extra-Trick", den Mattias Ekström bei den Stuttgartern auf dem Norisring sichtete, könnte Audi in den letzten Jahren aus Zandvoort mitgenommen haben.

Ganz offensichtlich präsentiert sich dagegen der beträchtliche Gewichtsvorteil der Audi-Neuwagen: Mit 1.060 Kilogramm auf dem Niveau der Jahreswagen, die sich für den Holland-Auftritt ebenfalls viel ausrechnen, angelangt, treten die 2006er-Fahrzeuge 20 Kilogramm leichter an als ihre Pendants aus Stuttgart. Sie dürfen sich eines Gewinns von schätzungsweise mindestens zwei Zehnteln pro Runde erfreuen.

Missgeschicke enden rasch in der Leitplankenberührung, Foto: Sutton
Missgeschicke enden rasch in der Leitplankenberührung, Foto: Sutton

Mercedes

Eine Vorstellung, der man sich im Stuttgarter Lager nur mit Unbehagen hingibt. Waren 2004 ohnehin schon keine Dünengräser gegen Mattias Ekström und Martin Tomczyk gewachsen, die der Irritation durch einen Neustart zum Trotz einen überlegenen Doppelsieg einfuhren, so verdankte man den letztjährigen Sieg größtenteils einer perfekten Rennstrategie für Gary Paffett.

Ebenso wie auf eine gewohnt gelungene Taktik setzt man auf einen weiteren Qualifying-Coup - schleichen sich bei Audi doch damals wie heute ab und an kaum erklärliche Einbrüche beim Zeitfahren ein. Ein solcher käme Mercedes in Zandvoort in besonderer Form zu Gute, gestalteten sich Aufholjagden von schlechten Startplätzen aus auf der Strecke stets langwierig und riskant. Dennoch: Der fünfte Mercedes-Saisonsieg ist auch ohne Pleiten, Pech und Pannen bei der Konkurrenz keineswegs unrealistisch, befinden sich Fahrer und Teams seit dem fünften Saisonlauf auf einem Hoch - allen voran Bruno Spengler.

"Mein Ziel ist, am Sonntag meinen zweiten Platz in der Gesamtwertung zu verteidigen und möglichst den Abstand zu Bernd zu verkürzen", zeigt sich der kanadische Rennsieger auch mit Blick auf die teaminterne Konkurrenz kämpferisch - und stachelt damit Tabellenführer Bernd Schneider weiter an, der seine Vormachtstellung des Saisonbeginngs erneut zu erringen gedenkt...