Wie zufrieden sind Sie bisher mit der Gesamtsituation von Audi in dieser Saison?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir waren natürlich mit dem Rennen am Norisring nicht zufrieden. Wir hätten, was die reine Performance angeht, eigentlich aus Brands Hatch mit einer ordentlichen Führung zurückkommen können, aber dann ist leider etwas schief gegangen. Jetzt versuchen wir, uns wieder dorthinvorzuarbeiten. Wir hatten uns sicherlich für den Nürburgring etwas mehr erhofft. Die Autos sind ziemlich gleichmäßig unter den ersten Acht verteilt, aber es hätte hier einen Tick besser gehen können. Wir haben sicherlich auch - aber das ist für alle gleich - unter den stark wechselnden Wetterbedingungen gelitten.

Es scheint, als konnte Audi verglichen mit dem letzten Jahr wieder zu Mercedes aufschließen. Welche Gründe sehen Sie?
Dr. Wolfgang Ullrich: Das war auch unser Ziel. Wir haben über den Winter konsequent daran gearbeitet, dass wir das Auto einerseits im Qualifying hinsichtlich Konstanz und Speed verbessern, andererseits aber auch für das Rennen eine Lösung finden, so dass man mit einem Reifensatz sehr lange gute Rundenzeiten fahren kann - darauf haben wir uns konzentriert. Wenn Sie sich die Autos anschauen, werden Sie von außen kaum Veränderungen sehen; wir haben wirklich nur Detailarbeit geleistet, haben sehr viel getestet und versucht, die Ergebnisse umzusetzen. Auf dem Norisring hat das überhaupt nicht funktioniert, aber vorher in Oschersleben und Brands Hatch hat das sehr gut funktioniert. Wir wollen nun daran anschließen, denn ich bin überzeugt, dass wir in Zandvoort mit den Erfahrungen aus den letzten Jahren wieder in einer sehr guten Position sind.

Dr. Ullrich ist mit der Detailarbeit des Winters zufrieden, Foto: Audi
Dr. Ullrich ist mit der Detailarbeit des Winters zufrieden, Foto: Audi

Schon 2004 haben Mattias Ekström und Audi trotz eines Punkterückstandes aus der ersten Saisonhälfte die letzten Rennen für den Titelgewinn nutzen können. Wie optimistisch sind Sie, dass sich dies mit Blick auf die Charakteristiken der kommenden Strecken und die Charakteristik des A4 DTM wiederholen könnte?
Dr. Wolfgang Ullrich: Man kann sicherlich die Saisons nicht direkt untereinander vergleichen, aber da wir die Meisterschaft gewinnen wollen, haben wir gar keine andere Wahl, als uns in den kommenden Rennen die Punkte wieder zurückzuholen. Daran arbeiten wir und werden die Rennen nutzen, die vor uns liegen. Aber ich denke, dass die Autos vom Charakter her heute viel enger zusammenliegen als 2004 - damals waren die Charaktere der Fahrzeugtypen sehr unterschiedlich und haben sich fortan immer weiter angenähert.

Wobei sich auf dem Norisring andeutete, dass es die Unterschiede in den Fahrzeugcharakteristiken tendenziell noch gibt.
Dr. Wolfgang Ullrich: In gewissem Maße gibt es die Tendenz noch, aber der Norisring liegt uns anscheinend prinzipiell nicht - vielleicht, weil er uns besonders nahe liegt... Wir werden versuchen, dieses Problem im nächsten Jahr abzustellen.

Wie hat sich die DTM mit zwei Herstellern in Ihren Augen bewährt?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wenn man sich die DTM bis heute im Jahr 2006 anschaut, ist es eine sehr spannende und ausgeglichene Meisterschaft. Wir haben tolle Qualifyings und spannende Rennen gesehen. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass hier ein dritter Hersteller fehlt. So, wie hier Motorsport betrieben wird, ist es das höchste Niveau im Tourenwagensport. Und man sieht, dass zwei Hersteller mit guten Teams und guten Fahrern eine tolle Meisterschaft kreieren können - was nicht heißt, dass ein dritter Hersteller nicht willkommen ist.

Sind die frühe Bekenntnis Audis und Mercedes' zur DTM und das Vorhaben, den DTM-Rennkalender diesmal weitaus früher fertigzustellen als zuletzt, als eindeutiges Signal zu sehen, einem dritten Hersteller Planungssicherheit zu bieten?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir wollen damit Stabilität unterstreichen. Das hilft uns allen bei der Planung, aber auch möglichen Interessenten. Wenn man in der Position ist, frühzeitig planen zu können, dann muss man sie nutzen. Ich kenne keine andere Meisterschaft auf der Welt, wo es zu diesem Zeitpunkt für die Zukunft schon ein Abkommen gegeben hat.