Im Rahmen der "1. Dutzendteich Challenge" in Nürnberg, dem Bootsrennen der zehn Audi-Piloten, hätte ein Schiffsbruch unangenehme Folgen gehabt: Giftige Blaualgen hatten das Gewässer erobert - und hätten möglicherweise für Übelkeit und Brechreiz gesorgt, wäre das Bootsrennen nicht nach Zandvoort verlegt worden. Den im Rennen erlittenen Schiffsbruch in Form eines vierfachen Mercedes-Sieges schätzte man dagegen noch als glimpflich ein, versprach man sich doch auf dem Nürburgring vermeintlich hohe Chancen auf einen erfolgreichen Gegenschlag...

Umgekehrte Vorzeichen in Zandvoort: Das Schlucken wenig appetitlichen Salzwassers im Rahmen der nachgeholten "Dutzendteich Challenge" an der Nordseeküste wäre für die Piloten zu verkraften - nicht jedoch eine weitere Niederlage gegen Mercedes. Sie wäre vermutlich gleichbedeutend mit dem Schwinden halbwegs realistischer Meisterschaftschancen für Tom Kristensen. Umso mehr hoffen die Ingolstädter auf kräftigen Rückenwind an der Nordsee.

Trotz eines Mercedes-Sieges wusste der Audi 2005 zu überzeugen, Foto: Sutton
Trotz eines Mercedes-Sieges wusste der Audi 2005 zu überzeugen, Foto: Sutton

Abt

2005 erhoffte man sich nach einem erfolgreichen Rennen in der Eifel, in Zandvoort den Meisterschaftsvorsprung Mattias Ekströms ausbauen zu können. Das Gegenteil trat ein: Der Sieg und die Führung in der Gesamtwertung gingen an den Erzrivalen Gary Paffett - wenngleich sich der Audi A4 DTM auf dem niederländischen Dünenkurs mehr als nur konkurrenzfähig präsentiert hatte. Verantwortlich für die Enttäuschung der Ingolstädter zeichneten sich vielmehr die Qualifying-Sünde eines fünften Platzes für Mattias Ekström sowie eine solide, aber verbesserungswürdige Rennstrategie.

"Unser Audi ist dort normalerweise richtig gut. Es gibt viele spektakuläre Kurven - schnelle und langsame. In Zandvoort haben wir sehr gute Chancen", vertraut Meisterschaftsanwärter Tom Kristensen nach wie vor auf das leichte Faible des A4 DTM für kurvenreiche Kurse. Auch der nunmehr wieder 20 Kilogramm betragende Gewichtsvorteil verglichen mit der gegnerischen C-Klasse tragen zum Optimismus des Dänen bei: "Ich gehe davon aus, dass wir in Zandvoort drei von den Audis, die wir jetzt in den Top Ten hatten, auf den Plätzen eins, zwei und drei haben können."

Phoenix & Rosberg

"Ich habe dort in der DTM meine bisher einzige Pole Position geholt und von daher gute Erinnerungen", stellt Rosberg-Pilot Timo Scheider mit Blick auf das Jahr 2003 fest, als er im Opel Astra Coupé nur auf Grund einer Panne beim Boxenstopp am Sieg gehindert wurde. Die letztjährige Performance des heutigen Jahreswagen auf der ein hohes Maß an Abtrieb erfordernden Strecke stimmen ihn zuversichtlich: "Die Strecke sollte auch unserem Audi A4 gut liegen."

Der heutige Futurecom-A4 war 2004 in Zandvoort nicht zu schlagen, Foto: Sutton
Der heutige Futurecom-A4 war 2004 in Zandvoort nicht zu schlagen, Foto: Sutton

Hoffnung aus dem fahrerischen Anspruch des Traditionskurses mit seinen engen und teils schwer einsehbaren Kurven schöpft derweil Phoenix-Teamchef Ernst Moser: "Zandvoort ist eine richtige Fahrerstrecke, auf der man Fahrer mit Herz braucht. Christian (Abt) liebt die Strecke, Pierre (Kaffer) liegen solche Strecken auch." Der markeninterne Wettbewerb zwischen den seit dem sechsten Saisonlauf beim Punktestand wieder gleichauf liegenden Jahreswagenteams könnte sich als hilfreich erweisen...

Futurecom TME

"Ich habe am Nürburgring viel Erfahrung gesammelt, die mir in Zandvoort helfen wird, noch besser zu sein", zeigt sich der dänische Futurecom-Neuzugang Nicolas Kiesa selbstbewusst, "ich fange nun nicht mehr bei Null an, sondern kenne zumindest schon die Basics der DTM." Trotz Unkenntnis der "Basics" hatte sich Kiesa in Nürburg immerhin als würdiger Ersatz für Jeroen Bleekemolen präsentiert, wodurch die Auswirkungen der fehlenden Kontinuität im Team im Rahmen blieben.

Während sich Vanina Ickx zu Ohren kommen ließ, "dass die Strecke in Zandvoort schnell und ziemlich schwer zu lernen ist" und so "wieder eine sehr große Herausforderung" für sie wird, geben die Dienstwagen des Pilotenduos durchaus Grund zum Optimismus: Der 2004er-A4 hatte sich zu Neuwagenzeiten in Zandvoort als Maß aller Dinge herausgestellt.