Viele haben vor dem Nürburgring mit Heinz-Harald Frentzen gehofft und gebangt, am Ende hat es leider wieder nicht geklappt. Schon nach dem Norisring fragten wir an dieser Stelle: "Endlich Bruno, aber wann kommt Frentzen?" Drei Wochen und ein Rennen später sieht es nicht viel anders aus: Schon wieder Bruno, aber immer noch kein Frentzen...

Für Heinz-Harald begannen die Probleme schon im Training, das für ihn relativ schwierig war und trotz einer Bestzeit im 2. Test nicht ganz nach Plan verlief. Im Rennen ging es genauso weiter, aber vielleicht gab es in der Vorwoche zu viele Querelen, um den ersehnten ersten Sieg zu feiern.

Eine Liga für Bruno

Überhaupt war Audi in der Eifel nicht ganz so stark wie Mercedes. Nur Martin Tomczyk konnte als Dritter ganz vorne mitmischen. Er hat eine tolle Leistung gezeigt, ist gut nach vorne gefahren und konnte sogar mit Bernd Schneider mithalten - obwohl er vom Auto wohl Nachteile hatte. Denn Mercedes war trotz der 10 kg Gewichtsunterschied sowohl im Trockenen als auch im Nassen einsame Spitzenklasse. Sie hatten eine Top-Abstimmung und einfach ein Top-Gesamtpaket.

Zudem fuhr Bruno Spengler in einer eigenen Liga, ihm hätten selbst 20 kg Zusatzgewicht nicht wehgetan. Natürlich hat Bruno bereits am Norisring gezeigt, was er kann, und auch im letzten Jahr ein paar Mal sein Können aufblitzen lassen. Dennoch: Am Nürburgring hat er eine unglaubliche Vorstellung geboten. Er hatte Schneider im Nassen und Trockenen klar im Griff und war der absolut schnellste Mann im Feld. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten blieb er fehlerfrei, er hat sich trotz der schwierigen Bedingungen kein einziges Mal verbremst. Bruno fuhr um den Ring, als ob er von einem anderen Stern wäre.

Spannung pur

In der Meisterschaft wird es jetzt interessant: Bernd hat zwar noch 12 Punkte Vorsprung, aber dahinter liegen Spengler und Kristensen gleichauf - und es gibt noch 40 Punkte zu gewinnen. So lange Schneider immer Zweiter wird, besteht kaum noch eine Chance ihn abzufangen. Allerdings ist es alles andere als einfach immer Zweiter zu werden; gerade in Zandvoort wird es mit 20 kg Zusatzgewicht für die Mercedes-Fahrer schwierig. Insbesondere da Zandvoort in den letzten Jahren immer Audi-Land gewesen ist; jedenfalls abgesehen von einem überragenden Gary Paffett, der genauso wie Spengler jetzt am Nürburgring in einer eigenen Liga fuhr.

Ebenfalls stark unterwegs war Jean Alesi, der sich bravourös nach vorne kämpfte und eine ganz große Leistung bot. Nasse Bedingungen sind eben seine Welt. Mit ein bisschen mehr Glück hätte er sogar Dritter werden können. Ganz so weit vorne hätte Susie Stoddart nicht landen können, aber auch sie fuhr ein starkes Rennen, in welchem sie mit ihrem 2004er Fahrzeug vor einigen neueren Boliden rangierte - leider fehlte ihr am Ende das letzte Quäntchen Glück für den ganz großen Coup. Ein Elektronikdefekt beendete ihr Rennen vorzeitig. Aber auch so besaß der sechste Saisonlauf alles, was man sich von einem guten Rennen erwartet: Viele Überholmanöver, sehr viele Rad-an-Rad-Duelle und jede Menge Spannung.