Von einer Durststrecke zu reden wäre wohl etwas übertrieben, aber Audi hatte sicher keine Freude damit, dass kein einziger seiner Boliden vor vier Wochen auf dem Norisring auf dem Podest war. Um diese Erinnerung endgültig zu löschen, fuhr Martin Tomczyk auf dem Nürburgring auf Platz drei und machte damit die vier Ringe wieder auf dem Siegespodest präsent.

Zumindest für Tomczyk war dieser Podiumsplatz das Ende einer Durststrecke, da er dort 2004 das letzte Mal gestanden war. Er sagte: "Für mich war es ein perfektes Rennen. Mir, aber auch dem Team ist nach der langen Durststrecke ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Heute hat es endlich funktioniert."

Tomczyks Leistung entlockte auch dem Sportchef von Audi, Wolfgang Ullrich, eine positive Reaktion. "Ich freue mich für Martin, der im Rennen bestätigt hat, was er hier bereits am Freitag und im Freien Training gezeigt hatte", sagte er. Das Ergebnis an der Spitze stimmte ihn insgesamt aber wenig glücklich, da unter den ersten vier Autos drei Mercedes waren. Ullrich bezeichnete das als "enttäuschend".

Den Grund dafür sah er beim Start. "Wir haben im Rennen gesehen, welches Tempo wir gehen konnten, aber wir haben am Start alles verschenkt. Mit einer guten Strategie und guten Rundenzeiten im Trockenen haben wir vieles aufgeholt, aber die Situation in der Meisterschaft hat sich verschlechtert", meinte Ullrich.

Dass sich die Meisterschaftssituation in der Fahrerwertung verschlechtert hatte, lag an Tom Kristensen, genauer gesagt seinen Reifen. Zunächst kämpfte der Däne mit durchdrehenden Rädern. Dann ging es besser. "Der Zeitpunkt, als wir Slicks aufgezogen haben, war perfekt. So habe ich wieder etwas Boden gutgemacht", schilderte Kristensen. Doch der letzten Reifensatz erschwerte ihm dann wieder die Fahrt, denn es traten Vibrationen auf. "Die wurden immer schlimmer, und ich hatte blockierende Räder", meinte er.

Das führte dann dazu, dass er seinem Sportchef eine schwierige Entscheidung abnehmen konnte. Kristensen lag auf Platz vier, direkt hinter Martin Tomczyk und ein Platztausch wäre eine Möglichkeit gewesen. Tomczyk hätte das nur wenig gefreut und Ullrich das auch sicher nicht gerne gemacht. Doch bevor es zu einer Entscheidung kam, schoss Kristensen mit blockierenden Rädern über eine Kurve hinaus und fiel hinter Jean Alesi zurück. Damit war das Thema Stallorder dann auch wieder erledigt. Für Kristensen war das, egal ob mit oder ohne Stallorder, ärgerlich. Er meinte: "Das war kein guter Tag – ich hätte gerne mehr Punkte für Audi gesammelt."

Doch Audi sammelte auf dem Nürburgring eigentlich recht viele Punkte. Fünf Autos hatte der Hersteller unter den ersten Acht, was einer Ausbeute von 16 Punkten entsprach. Ein weiteres war in den Top-Ten. Das ließ Wolfgang Ullrich dann doch positiv Bilanz ziehen: "Sechs Autos in den Top Ten und fünf in den Punkterängen sind eine gute Mannschaftsleistung, mit der ich sehr zufrieden bin."