Präsentiert sich das Wetter in mitteleuropäischen Breiten zurzeit recht wechselhaft, so überrascht es nicht, dass die für ihre Wetterkapriolen bekannte Eifel im Rahmen des sechsten Saisonlaufs jenen Verhältnissen voraussichtlich in nichts nachstehen wird: Ein eher bewölktes Wochenende kündigt sich an, für den Rennsonntag beträgt die Niederschlagswahrscheinlichkeit immerhin über 40 Prozent. Zu den meteorologischen Wechselspielen passt ein Blick auf die Nürburgring-Bilanz der beiden Hersteller:

Seit 2000 wechseln sich Mercedes und Audi mit Rennsiegen stetig von Jahr zu Jahr ab. War zuletzt Audi an der Reihe, so fänden die bisherigen Ergebnisse somit im vierten Saisonsieg für Mercedes ihre logische Fortsetzung... Doch auch für Mercedes gilt es, sich mit einer recht wechselhaften Streckencharakteristik fahrerisch wie setup-technisch zu arrangieren, die Ex-DTM-Pilot Markus Winkelhock folgendermaßen beschreibt:

"Der Nürburgring bietet einfach alles: Es gibt Spitzkehren, schnelle Schikanen, langsame Schikanen, Bergauf- und Bergab-Passagen. Die Strecke hat viele Charakteristiken und macht einfach sehr viel Spaß." Die 3,629 Kilometer lange Kurzanbindung des Grand-Prix-Kurses, die vor der NGK-Schikane sowie eingangs der Mercedes-Arena die besten Überholchancen aufweist, böte insbesondere bei Regen Potenzial für Überraschungen...

In der Mercedes-Arena verspricht sich Audi einen Vorteil, Foto: Sutton
In der Mercedes-Arena verspricht sich Audi einen Vorteil, Foto: Sutton

Audi

"Wir hoffen natürlich, am Ergebnis des Vorjahres anzuknüpfen, als wir den Nürburgring mit einem Doppelsieg verlassen haben", äußert Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt seine Erwartungen - und dürfte zugleich auf ein gelungeneres Qualifying als im vergangenen Jahr hoffen, das damals nur durch eine perfekte Rennstrategie bei Mattias Ekström sowie eine Durchfahrtsstrafe für den führenden Titelrivalen Gary Paffett nicht gleichbedeutend mit der Niederlage im Rennen war.

Einer gelungeneren Abstimmungsarbeit als noch auf dem Norisring steht laut Titelaspirant Tom Kristensen nichts im Wege: "Der Nürburgring ist eine sehr schöne Rennstrecke, die auch unserem A4 gefällt. In der Mercedes-Arena ist unser Auto besonders gut." Während Mattias Ekström in "besten Erinnerungen" aus dem vergangenen Jahr schwelgt und der seit Hockenheim 2004 auf einen Podestplatz wartende Martin Tomczyk auf der ihm "gut liegenden" Strecke auf ein Ende der podestlosen Serie hofft, ist bei Heinz-Harald Frentzen nach zwei Pleiten in Folge ein kleiner Durchbruch vonnöten, um die zurzeit zahlreichen Kritiker verstummen zu lassen.

Auch Highspeed-Passagen sind zu bewältigen, Foto: Sutton
Auch Highspeed-Passagen sind zu bewältigen, Foto: Sutton

Ebenso wie 2005 tritt Audi auch diesmal in der Eifel mit einem zehn Kilogramm betragenden Gewichtsvorteil verglichen mit Mercedes an, wie er insbesondere im dritten Streckenabschnitt im Bereich der engen NGK-Schikane von Vorteil sein könnte. Im Jahres- und Gebrauchtwagenduell gegen Mercedes dürfte sich der Aufwärtstrend bei Phoenix und Rosberg fortsetzen.

Mercedes

"Ich fahre immer gern auf dem Nürburgring. Dorthin kommen viele Saarländer, die mich anfeuern", begegnet der Meisterschaftsführende Bernd Schneider dem Nürburgring mit gemischten Gefühlen, wenngleich das technische Paket seines HWA-Teams aus seiner Sicht "Spitze" ist, "das kann ich brauchen, denn mit einem Gewichtsnachteil von zehn Kilo gegenüber den Audi wird es für uns nicht einfach."

Die NGK-Schikane lädt zu Überholversuchen ein, Foto: DTM
Die NGK-Schikane lädt zu Überholversuchen ein, Foto: DTM

Angesichts der gegensätzlichen Stärken und Schwächen der C-Klasse sowie des A4 DTM sieht Norbert Haug auf dem vielseitigen Kurs "die mittlerweile bekannt engen und spannenden Auseinandersetzungen" auf seine Marke zukommen. Die Motivation der Piloten dürfte aus vielerlei Gründen außer Frage stehen: Während Schneider die HWA-internen Verhältnisse zu seinen Gunsten gerade zu rücken gedenkt, sucht Jamie Green in seinem ersten DTM-Sieg ein Ventil für seinen Siegeshunger, der durch die Pleiten in Brands Hatch und Nürnberg angefacht wurde.

Auch die Piloten der Jahreswagen haben nach mäßigen Ergebnissen im Vorjahr eine Rechnung mit dem Nürburgring offen. Nach dem Ende der seit dem zweiten Saison 2005 währenden punktelosen Serie des Mücke-Teams dürfte insbesondere bei den Berlinern mit einem Motivationsschub zu rechnen sein - wie auch Teamchef Peter Mücke hofft: "Wir wollen den Aufwärtstrend festigen und versuchen, in die Punkteränge zu kommen."