"Viel Kredit" habe er angesichts der gemeinhin hohen Erwartungen an ihn in seinen ersten beiden DTM-Jahren mit Opel verloren, gibt Heinz-Harald Frentzen unumwunden zu: Nach einer ersten Saison im meist nicht konkurrenzfähigen Vectra GTS, die mit ganzen drei Meisterschaftspunkten aus einem sechsten Platz in Brünn endete, trumpfte er 2005 zwar mit den beiden einzigen Podestplätzen der Rüsselsheimer auf - den eigenen Zielen konnte er so jedoch dennoch nicht entsprechen. Nach einer bislang insgesamt suboptimal verlaufenen ersten Saison mit Audi sowie einem enttäuschenden siebten Meisterschaftsrang mit elf Punkten erlebt Frentzen ein Déjà-vu:

Waren ihm schon in der Formel 1 insbesondere während seiner Zeit beim damaligen Top-Team Williams gerne mangelnder Biss, fehlender Ehrgeiz und eine allzu lockere Sicht der Dinge vorgeworfen worden, so begegnen dem Mönchengladbacher ähnliche Vorwürfe nun auch in der DTM: Er agiere sichtlich lustlos. "Nachdem ich zwei Jahre für Opel gefahren bin, wollte ich eigentlich aufhören", gesteht Frentzen gegenüber Sportbild ein, weist jedoch die Vorwürfe weit von sich: "Ich bin zu Audi gekommen, um noch einmal die Chance zu bekommen, in einem Top-Auto bei einem Top-Team zu fahren - und nicht, um hier meine Rente einzufahren."

Die angesichts eines misslungenen Setups sowie eines "unfahrbaren" Autos wenig erfolgreichen Vorstellungen auf dem EuroSpeedway Lausitz und in Brands Hatch will er nicht überbewertet wissen: "Ich muss mir doch keine Lustlosigkeit vorwerfen lassen. Es gibt auch immer wieder Situationen wie im Qualifying in Brands Hatch, wo ich wie ein heißer Jungspund über das Limit hinausattackiere." Die Spätfolgen eben jenes jugendlichen Übermuts sorgten erneut für Irritationen: Im nach dem Crash neu aufgebauten, jedoch beim Handling ungewohnt problematischen A4 DTM steuerte Frentzen auf dem letzten Platz liegend wenige Runden vor Ende des Rennens ohne erkennbaren Grund die Audi-Box an - und entstieg seinem Dienstwagen:

"Ich bin reingekommen, um weiteren Schaden an meinem Audi zu verhindern und den Mechanikern die Möglichkeit zu geben, zusammenzupacken und nicht nach dem Rennen noch zwei Stunden warten zu müssen, bis das Auto aus dem Parc fermé zurück ist", erklärt der Formel-1-Vizeweltmeister von 1997 nach weiteren Berührungen mit der Konkurrenz sowie einer weiter abnehmenden Performance seines Audi-Neuwagens jenen Schritt, der auch im Team offenbar zunächst für Konfusion sorgte.

Nach einer möglicherweise unerwartet schwierigen Einarbeitungszeit bei Audi ist sich Heinz-Harald Frentzen bezüglich seiner langfristigen Perspektiven in der DTM noch nicht sicher. "Wenn ich das Ziel habe, Meister in der DTM zu werden, und ich daran glaube, dass das möglich ist, wäre das so", beantwortet der 39-Jährige die Frage nach dem Anhängen einer weiteren Saison mit Audi, während derer der Titel ins Visir genommen werden könnte, "ich bin gerade dabei, das zu analysieren..."