Schon 2005 war der Vergleich zwischen Neu- und Jahreswagen untrennbar mit einem Blick auf die Waage verbunden: Im Sinne einer weiteren Steigerung der Leistungsdichte präsentierten sich die Jahreswagen aus Ingolstadt und Stuttgart leichter als ihre Nachfolger. Auch in diesem Jahr deckt die Betrachtung der Waage Unterschiede zwischen 2006er- und 2005er-Generation von Audi A4 DTM und Mercedes C-Klasse auf - in bester Tradition der Serienfahrzeuge:

Präsentieren sich neue Fahrzeuggenerationen in der Serie regelmäßig sowohl in optischer als auch in rein mathematischer Hinsicht gewichtiger und voluminöser als ihre Vorgänger, so wird jener Brauch der Automobilbranche auch in der DTM nach wie vor nicht gebrochen: Einen beträchtlichen Gewichtsunterschied von 50 Kilogramm legen beispielsweise die 2006er- und 2004er-Fahrzeuge an den DTM an den Tag - der sich wiederum bei genauerer Betrachtung relativiert...

Vergangenheit...

Waren die Jahreswagen bis einschließlich 2004 oftmals noch als "Feldauffüller" ohne größere sportliche Relevanz betrachtet worden, so wandte sich das Blatt im vergangenen Jahr: Mit nur 1.035 Kilogramm hatten die Jahreswagen 2005 dem theoretischen Durchschnitts-Neuwagen einen Gewichtsvorteil von 15 Kilogramm voraus. In der Praxis des neuen Handicap-Reglements bei den Neuwagen wiesen die 2004er-Fahrzeuge oftmals einen bis zu 35 Kilogramm betragenden Vorteil verglichen mit den aktuellen Mercedes auf, während die neuen Opel Vectra GTS regelmäßig um fünf Kilogramm leichter antraten als die Vorjahresfahrzeuge.

2005 wurde Joest-Audi als Klassenprimus bei den Jahreswagen, Foto: DTM
2005 wurde Joest-Audi als Klassenprimus bei den Jahreswagen, Foto: DTM

Rasch sahen sich die Regelmacher bestätigt: Mit einer beeindruckenden Regelmäßigkeit eroberten die Jahreswagen die Punkte - allen voran das Team Joest. Ausgerüstet mit vier Exemplaren des Meisterfahrzeugs des Jahres 2004, dem Audi A4 DTM, gelangen mit Pierre Kaffer, Frank Stippler und Christian Abt regelmäßige Ankünfte in den Punkten; angeführt von letzterem. Im Anschluss an einen vierten Platz in Hockenheim, der zugleich das beste Audi-Ergebnis beim Saisonauftakt darstellte, eroberte der Allgäuer auf dem Norisring gar den bislang einzigen Podestplatz eines Jahreswagens in der neuen DTM. Optimale Voraussetzungen für die DTM, das neue Gewichtsreglement als einen weiteren gewichtigen Schritt in Richtung Leistungsdichte zu propagieren…

... und Gegenwart

"Die Technik an der Spitze wird beschränkt, die Technik aus der jungen Vergangenheit erhält eine kleine Marscherleichterung. Das hat sich sehr gut bewährt", bewertete Mercedes-Sportchef Norbert Haug das modifizierte Gewichtsreglement zu Saisonbeginn positiv. Derweil hatte sich die kleine, aber spürbare "Marscherleichterung" für 2006 jedoch ohnehin schon reduziert: Während die Neuwagen mit einem Basisgewicht von 1.060 Kilogramm eingestuft wurden, wurde der Gewichtsvorteil der Vorjahresfahrzeuge auf zehn Kilogramm reduziert - die jetzigen Jahreswagen hatten sich seit Saisonbeginn 2006 mit demselben Gewicht wie 2005 als Neuwagen zu arrangieren.

Spitzenreiter unter den Jahreswagen ist diesmal Persson, Foto: Sutton
Spitzenreiter unter den Jahreswagen ist diesmal Persson, Foto: Sutton

Die leichte Reduktion des Gewichtsvorteils erfolgte nicht ohne Hintergedanken, kündigte sich doch für die 2005er-Fahrzeuge verglichen mit ihren Nachfolgern eine weitere - vermeintliche große - Erleichterung an: Die zu Gunsten der Kostenreduktion weit gehende Einfrierung des Technischen Reglements ließ mit Blick auf die Neuwagen auf vergleichsweise moderate Entwicklungsfortschritte bei den Neuwagen hoffen. Noch vor Beginn der Saison waren von Seiten so manchen Neuwagenfahrers die Jahreswagens als Konkurrenten im Kampf um Podestplätze ausgerufen worden...

Mittlerweile können sich die Abt- und HWA-Piloten erleichtert zeigen: In der ersten Hälfte der Saison 2006 präsentierten sich die Jahreswagen zwar konkurrenzfähig - jedoch unumstritten nicht stärker als im Jahr zuvor: Zwar haben sich im Jahreswagenlager die Kräfteverhältnisse verändert, insgesamt jedoch offenbaren die Fahrzeuge der Generation 2005 keine stärkere Performance als ihre Vorgänger im Jahr zuvor. Die Rolle als unangefochtener Jahreswagenprimus vermochte Persson-Mercedes von Joest-Audi nahtlos zu übernehmen, die Konkurrenz von Audi sowie Mücke-Mercedes steht hingegen eher blass da: Die Fortschritte bei der reglementarisch eingebremsten Entwicklung der Neuwagen präsentieren sich weitaus drastischer als angenommen - nach wie vor müssen sich die Piloten der Audi- und Mercedes-Neuwagen bei halbwegs passabler Tagesform in der Regel nicht vor den Fahrern der Jahreswagen fürchten.

Bei Mücke wartete man lange auf erste Punkte, Foto: Sutton
Bei Mücke wartete man lange auf erste Punkte, Foto: Sutton

"Da müssen wir noch ein bisschen warten, aber ich glaube, die Idee ist nicht schlecht", äußerte sich Rosberg-Audi-Teamchef Arno Zensen auch nach vier Saisonrennen noch eher begrenzt euphorisch zum aktuellen Gewichtsreglement, in das auch seine beiden Jahreswagenpiloten Frank Stippler und Timo Scheider noch einige Hoffnungen gesetzt hatten, "wir müssen einmal schauen, wie sich das entwickelt, aber ich glaube schon, dass es funktionieren wird." Die "Funktion" des Gewichtsreglements darf dennoch nach wie vor als unumstritten gelten:

Mit nach fünf Rennen insgesamt 30 von Jahreswagenfahrern eroberten Punkten wurde die Bilanz des Vorjahres um elf Punkte überschritten - wenngleich dies wiederum auch als Folge des Opel-Ausstiegs zu betrachten ist: Die während der ersten Saisonhälfte schwächelnden Vectra GTS befanden sich zur ersten Saisonhälfte 2005 oftmals in direkter Konkurrenz zu den Audi- und Mercedes-Jahreswagen. Der positive Effekt des Gewichtsreglements aus dem Jahr 2005 wurde somit konserviert - obwohl im Vorfeld oftmals eine noch höhere Konkurrenzfähigkeit der Jahreswagen erwartet worden war.

Überdies galt es jedoch nach dem Schwinden Opels aus der DTM in dieser Saison auch, erstmals zwei Jahre alte Fahrzeuge mithilfe von gewichtsreglementarischen Zugeständnissen halbwegs angemessene Erfolgschancen zu offerieren. "50 Kilo sind schon in Hockenheim eine gute Sekunde, die sie in Form von Gewicht geschenkt bekommen", konstatierte Klaus Ludwig vor dem Saisonbeginn in Hockenheim, musste jedoch deutlich einschränken: "Andererseits haben sie natürlich ein Handicap. Und das sind ihre Autos, die natürlich vom Schwerpunkt und anderen technischen Raffinessen her noch nicht so weit sind."

Die Prognose des dreifachen DTM-Meisters bestätigte sich: Zu groß präsentierte sich der technische Entwicklungsrückstand der 2004er-Fahrzeuge, als zu unerfahren zeigte sich das Team Futurecom TME, als dass der 30 Kilogramm betragende Gewichtsvorteil betragende Gewichtsvorteil des noch 2005 so erfolgreichen 2004er-Audi im Kampf gegen die Jahreswagen hätte genutzt werden können. Mit Susie Stoddart und Mathiais Lauda trumpften die Piloten der 2004er-Boliden zwar gelegentlich auf, ohne jedoch auch nur einmal die zweite Session des Qualifyings zu erreichen. Der gewichtige Vorteil der älteren Fahrzeuge zeigt sich nur als in begrenztem Maße gewichtig...