In den Augen des gemeinen DTM-Betrachters scheint der Juli ein Erfolgsmonat für Bernd Schneider gewesen zu sein: Im Laufe von nur zwei Rennen, von denen eines ohne den technischen Defekt deutlich zu Gunsten des Titelrivalen Tom Kristensen ausgegangen wäre, verwandelte sich für den Mercedes-Piloten ein Rückstand in der Meisterschaftstabelle von zwei Punkten auf Tom Kristensen in eine Tabellenführung, die Schneider zur Saisonmitte einen durchaus komfortablen Vorsprung von acht Punkt auf Kristensen gewährt.

Für Bernd Schneider hingegen stellten der vierte und fünfte Saisonlauf keinen Grund zur Zufriedenheit dar - wären in den Augen des Saarländers doch 44 Meisterschaftspunkte sowie ein Vorsprung von 14 Punkten auf den dänischen Rivalen möglich gewesen... "In Brands Hatch war ganz einfach nach Toms Ausfall ein Sieg drin. Ich war schon ein bisschen einttäuscht, dass wir das nicht hinbekommen haben, denn es war möglich", erläutert Bernd Schneider sein Schicksal beim englischen Gastspiel, "mein Auto war gut genug und ich war schnell genug, ich habe die schnellste Rennrunde gefahren. Mit einer anderen Strategie und mehr Glück wäre viel mehr drin gewesen."

Wies Schneider in Brands Hatch für die Audi-Taktik, Vorjahreswagenfahrer Timo Scheider 30 Runden lang vor der Kühlermaske seines Mercedes seine Runden drehen zu lassen, wenig Verständnis auf, so ernteten drei Wochen später auf dem Norisring auch die Mercedes-Rennstrategen nicht den Applaus des vierfachen DTM-Meisters. So ließ Bernd Schneider durchblicken, dass er am Ende des Rennens einer Teamorder zu seinen Gunsten und zu Ungunsten Bruno Spenglers nicht abgeneigt gegenüber gestanden hätte:

"Der zweite Platz ist zwar ein schönes nachträgliches Geburtstagsgeschenk, aber ich bin enttäuscht von meinem Team", übt der HWA-Routinier gegenüber der ARD offene Kritik, "mit ein bisschen mehr Unterstützung hätte ich hier gewinnen können." Möglicherweise auch angesichts der bereits jetzt verärgerten Reaktion seines Angestellten hofft Sportchef Norbert Haug derweil, dass sich der Verzicht auf die Teamorder nicht rächt: "Ich hoffe, dass wir dafür nicht noch kritisiert werden, aber es ist meine tiefe Überzeugung..."