Es hätte überrascht, wäre es anders gekommen: Zum vierten Mal in Folge ging der Sieg beim Ingolstädter Heimrennen an die Stutttgarter - in einer Deutlichkeit, wie sie zuletzt im ekströmschen Triumphjahr 2004 an den Tag gelegt wurde: Auch damals blieb angesichts einer vollständigen Mercedes-Besetzung des Podiums für den viertplatzierten Mattias Ekström nur der bittere Weg der bestmöglichen Schadensbegrenzung, wie ihn der Schwede heute gemeinsam mit Tom Kristensen ging.

Zwar waren Ekström, Kristensen sowie Martin Tomczyk jeweils gute Starts gelungen, in den Kampf um das Podest konnte man jedoch zu keinem Zeitpunkt eingreifen: Während Heinz-Harald Frentzen nach einer Berührung am Start schon früh mit einem suboptimalen Handling zu kämpfen hatte, verselbstständigte sich im Laufe des Rennens die ebenfalls durch einen Crash beschädigte Motorhaube Martin Tomczyks - an Punkteplatzierungen des Mönchengladbachers sowie des Rosenheimers war nicht zu denken.

Stattdessen stellten sich die beiden Skandinavier einem mühsamen Kampf um den Anschluss an das HWA-Quartett: Während der Schwede mit einer ähnlich konservativen Boxenstopptaktik wie bei Bernd Schneider und Mika Häkkinen stets den Sichtkontakt zum Heck der jeweils letzten HWA-C-Klasse hielt und nach dem Ausscheiden Jamie Greens boxenstoppbereinigt Rang vier übernahm, kam Kristensen auch angesichts einer leicht beschädigten Aerodynamik an der Front nicht über Platz fünf hinaus. Der Restart Ekströms nach der durch den Mücke-internen Unfall ausgelösten Safety-Car-Phase misslang so deutlich, dass der DTM-Meister von 2004 zunächst bis hinter Timo Scheider zurückfiel. Am Ende belegte Ekström Position sechs.

Christian Abt machte sich im Mercedes-Lager keine Freunde, Foto: Sutton
Christian Abt machte sich im Mercedes-Lager keine Freunde, Foto: Sutton

Der Disziplin der Jahreswagenfahrer, die geschlossen die Ränge sieben bis zehn einnahmen, war die verglichen mit Mercedes mit nur einem verlorenen Fahrzeug extrem niedrige Ausfallquote zu verdanken. Christian Abt bildete eine Ausnahme: Zwar brachte auch der Allgäuer seinen Vorjahres-A4 ins Ziel, nicht nur im Kampf gegen Jamie Green wirkte der letztjährige Zweitplatzierte jedoch übermotiviert. Für eine unauffällige, jedoch effektive Fahrt wurden Timo Scheider und Pierre Kaffer mit Punkten belohnt, Frank Stippler scheiterte nur knapp an den ersten Punkten seiner Saison. Auch heute befanden sich die Audi-Jahreswagen dem vierten Platz von Mercedes-Pilot Stefan Mücke zum Trotz auf dem Niveau der 2005er-Mercedes.

"Wir waren ganz einfach hier nicht schnell genug, wir konnten die Pace nicht mitgehen", musste Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich dagegen mit Blick auf die Neuwagen unumwunden zugeben, wenngleich er auf noch Schlimmeres gefasst war: "Es hat uns zwar im Rennen weniger gefehlt, als wir nach dem Qualifying gedacht haben, aber es hat nicht gereicht." Tom Kristensen sah das Rennen als "Schadensbegrenzung auf einer Strecke, die uns nicht liegt." Ein vergleichsweise mildes Urteil zum Rennen kann lediglich Mattias Ekström fällen: "Ich war nicht so viel langsamer als die Mercedes, aber mit Sicherheit nicht schneller..."

Derweil nimmt Rosberg-Teammanager Kimmo Liimatainen den siebten Platz Timo Scheiders, der zugleich das beste Ergebnis der Saison darstellte eher nüchtern entgegen - wie schon in Brands Hatch hatte man sich in den Dienst der Äbte gestellt: "Timo hätte noch etwas weiter vorn landen können, aber wir sind Teamplayer. Wir müssen berücksichtigen, was gut für Audi ist – für Tom Kristensen und Mattias Ekström ging es um wertvolle Punkte..."