Der Testfreitag in Nürnberg gestaltete sich vergleichsweise unspektakulär - statt nach Action sehnte man sich angesichts der drückenden Hitze nach Abkühlung. Die häufigen Konfrontationen mit der kühlen Farbe Blau brachte sie möglicherweise zumindest in mentaler Hinsicht...

Das Blau des Himmels

Schon die ersten Runden des morgendlichen Freitagstests brachten die Piloten ins Schwitzen: Um 10:00 Uhr zeigten die Thermometer bereits 28 Grad an. "Gegen diese Temperaturen ist eine Sauna ja richtig angenehm - und da hat man nur ein Handtuch an und nicht Overall und Helm", bemerkte Heinz-Harald Frentzen, während sein Chef Dr. Wolfgang Ullrich die Auswirkungen auf die Motoren beobachtete: "Es war heute in beiden Test-Sitzungen extrem heiß. Deshalb waren die Rundenzeiten etwas langsamer als im vergangenen Jahr."

Blauer Himmel über Nürnberg, Foto: DTM
Blauer Himmel über Nürnberg, Foto: DTM

Auch die schlechten Gripverhältnisse des größtenteils aus Verkehrsstraßen bestehenden Kurses ließen die Rundenzeiten in die Höhe steigen - und die Piloten bei der somit noch anstrengenderen Lenkradartistik umso mehr schwitzen. Ins Schwitzen schien HWA-Youngster Bruno Spengler nur mit Blick auf seine Abstimmung nicht zu geraten: Mit einem gelungenen Setup verdrängte der Kanadier kurz vor Ende des ersten Tests Mattias Ekström von der Spitze, gefolgt vom hitzeresistenten Südfranzosen Jean Alesi.

Auch Jeroen Bleekemolen wusste zu überzeugen: Während sich Teamkollegin Vanina Ickx auf ihrem mittlerweile beinahe angestammten 20. Platz befand, machte der Niederländer im 2004er-Audi mit einem erstaunlichen sechsten Platz auf sich aufmerksam - nur zwei Zehntelsekunden hinter Ekström im besten 2006er-A4.

Die Bestzeit des blauen Audis

Hatte sich Mattias Ekström bereits beim ersten Test lange an der Spitze der Zeitenlisten präsentiert, so blieb der Schwede nach dem zweiten Training mit einer Tagesbestzeit von 49.228 Sekunden diesmal ganz oben. "Ich glaube, wir haben bei Mattias' Auto ein sehr gutes Setup", zeigte sich Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich angetan von den Leistungen seiner Ingenieure, die laut Ekström auch eine von Beginn an gute Fahrwerksabstimmung des blauen Audis zur Folge hatte.

Weniger perfekt lief es dagegen bei Titelaspirant Tom Kristensen: "Tom und Heinz-Harald sind zufrieden, auch wenn sie ein kleines Problem beim Bremsen hatten." So musste der Pole-Setter des vergangenen Jahres zusehen, wie Titelrivale Bernd Schneider frei von Bremsproblemen konstant gute Longruns abspulte, die auch der Saarländer selbst bereits als "ganz gut" empfand. Die Performance der Audi- und Mercedes-Neuwagen präsentierte sich in einer auf dem Norisring nicht gewohnten Ausgeglichenheit - anders als bei den Jahreswagen:

Das Bootsrennen fällt ins algenverseuchte Wasser, Foto: adrivo Sportpresse
Das Bootsrennen fällt ins algenverseuchte Wasser, Foto: adrivo Sportpresse

So scheint beim Team Persson die Kombination aus dem zehn Kilogramm betragenden Gewichtsvorteil, einer auf den Norisring passenden Fahrzeugcharakteristik der Vorjahres-C-Klasse, der gelungenen Abstimmungsarbeit des Teams sowie perfekten Leistungen Jean Alesis und Alexandros Margaritis' ein Vordringen in Neuwagenregionen zu ermöglichen - wovon man im Audi-Jahreswagenlager heute nur träumen konnte...

Die Macht der Blaualgen

Unzählige Stunden hatten die Audi-Mechaniker ihre Freizeit dem Bau möglichst kreativ designter Pappbote gewidmet, um die Audi-Piloten am Freitagabend im Rahmen der "1. Audi Dutzendteich Challenge" über den Dutzendteich paddeln zu sehen - doch sie hatten die mächtige Blaualge nicht auf der Rechnung. Gefördert durch die seit Wochen starke Sonneneinstrahlung hatten sie sich im Dutzendteich ausgebreitet und beanspruchen jenen nun allein für sich:

Geschickt stellen sie bei der Berührung oder beim Schlucken von Teilen ihres wässrigen Territoriums Übelkeit und Brechreiz in Aussicht, zwangen so die Behörden zu einem Badeverbot und Audi zum strikten Paddelverbot für ihre zehn Piloten. Nachgeholt wird die Dutzendteich Challenge im September im Rahmen des Zandvoort-Wochenendes an der Nordseeküste - wo mit bläulich schimmernden, Juckreiz hervorrufenden Quallen möglicherweise Verbündete der Blaualgen warten...