Nach zwei DTM-Titeln in Folge war man bei Audi 1992 zum Hattrick angetreten: Beim Versuch, die Auswirkungen des für die Ingolstädter mit ihrem V8 quattro immer schärfer zupackenden Handicapreglements zu kompensieren, war man hohe Risiken eingegangen - und hatte so den Anfang vom Ende eingeläutet. Eine zu weit von der Serie abweichende Kurbelwelle hatte in Folge des Nürburgring-Laufes einen BMW-Protest auf den Plan gerufen; die Reglementhüter sowie das Berufungsgericht gaben den Münchenern Recht. Audi zog sich demonstrativ mit sofortiger Wirkung aus der DTM zurück.

28. Juni 1992: An einem brütend heißen Sommertag finden sich zum siebten Saisonlauf auf dem Norisring die Zuschauer ein - mit 120.000 Fans wird an jenem Wochenende der Saisonrekord aufgestellt. Die Zeiten der Privatiers sind auch zu diesem Zeitpunkt bereits längst Vergangenheit; mit zwei Ford Mustang GT, die in der gesamten Saison lediglich einen Punkt erobern, präsentiert sich die Zahl derer, die mit einem eigenständig auf DTM-Einsätze vorbereiteten Fahrzeug antreten, als verschwindend gering.

Das Mercedes-Trio aus Klaus Ludwig, Klaus Thiim und Bernd Schneider sowie sowie das BMW-Duo Johnny Cecotto und Roberto Ravaglia wollen in Nürnberg ihren Meisterschaftskampf fortsetzen, nachdem sich Audi mit nur einem Sieg aus zwölf Rennen ungewohnt erfolglos präsentiert hatte. Angeführt von Mercedes-Pole-Setter Roland Asch machen sich 13 weitere BMW M3, neun Mercedes 190E sowie die beiden Ford Mustang auf zum fliegenden Start - das Fehlen der vier Audi V8 quattro scheinen die Fans mit Gelassenheit hinzunehmen.

Die folgenden 41 Runden offerieren den Zuschauern ein vergleichsweise unspektakuläres, aber dennoch packendes Duell zwischen BMW und Mercedes. Am Ende setzt sich BMW-Pilot Joachim Winkelhock, der vor seinem letzten, ebenfalls auf dem Norisring errungenen Sieg von 2000 hier seinen vorletzten Triumph einfährt, mit weniger als zwei Sekunden Vorsprung gegenüber Roland Asch und Ellen Lohr, die nach ihrem Hockenheim-Sieg vier Wochen zuvor ihre Topform bestätigt, durch.

Der Sieg Winkelhocks stellt erst den zweiten BMW-Sieg der bereits in der zweiten Halbzeit befindlichen Saison dar, eine Mercedes-Dominanz steht zu befürchten. Doch wenngleich der Meister am Ende der Saison den Namen Klaus Ludwig trägt, werden auf dem Norisring im Rahmen des zweiten Sonntagslaufs derartige Befürchtungen deutlich gemildert: Steve Soper und Winkelhock belegen für die Münchener souverän die Ränge eins und zwei, komplettiert wird das weiß-blaue Podest durch Roberto Ravaglia.

Das Duett aus nur zwei Herstellern, das im Laufe der DTM-Geschichte eine noch größere Bedeutung erfahren sollte, hatte seine Feuerprobe im Schatten der Nürnberger Grundig-Hochhäuser bestanden...