Wie haben Sie von Indianapolis aus den DTM-Lauf in Brands Hatch erlebt? Sahen Sie die Strecke als eine Bereicherung für die DTM?

Norbert Haug: Ich habe das Rennen in Indianapolis live im Fahrerlager gesehen, mit einem Downlink, den RTL für uns organisierte, Start war um sieben Uhr Ortszeit am Sonntag. Ich denke, dass die DTM einen guten Auftritt in Brands Hatch hatte und dass sie dort die Top-Veranstaltung der letzten Jahre war. Mehr zahlende Zuschauer waren in Brands Hatch wahrscheinlich seit Ewigkeiten nicht. Und darauf lässt sich aufbauen.

Audi schien für Mercedes in Oschersleben und Brands Hatch eine stärkere Konkurrenz darzustellen als nach den ersten beiden Saisonläufen. Wie erklären Sie sich die Verschiebungen auch mit Blick auf die limitierten Testtage?

Norbert Haug: Audi ist stets stark und wir hatten nach zwei Siegen insgesamt 20 kg Gewichtsdifferenz. In Brands Hatch waren es immer noch zehn Kilogramm zu unseren Ungunsten, was im Qualifying das entscheidende Zehntel sein kann und auch im Rennen nicht hilft. Überragend war in Oschersleben und in Brands Hatch Tom Kristensen, nach seinem Ausfall hätte Jamie Green gewinnen müssen, aber sein Fahrfehler vereitelte dies. Bernd Schneider wurde abgeblockt und war ansonsten - wie jeder nachschauen kann - nach Kristensen zweitschnellster Mann im Feld, die Blockade hat ihn nach Kristensens Ausfall ohne Diskussion den Sieg gekostet. Und danach haben wir nicht einmal zwischen Green und Schneider gewechselt, um so zwei der vorher vier verlorenen Punkte zurückzuholen.

Wie erklären Sie sich Bernd Schneiders zweiten Frühlung? Wie sehen Sie nach der Performancesteigerung bei Audi seine Aussichten im Duell mit Tom Kristensen?

Norbert Haug: Bernd war vom Speed her bisher bei allen Rennen vorne dabei, er hat gute Chancen.

Haben die beiden HWA-Neueinsteiger Jamie Green und Bruno Spengler in Anbetracht der ersten vier Saisonrennen Ihre Erwartungen erfüllt?

Haug sah Schneider als logischen Siegerben Kristensens, Foto: Sutton
Haug sah Schneider als logischen Siegerben Kristensens, Foto: Sutton

Norbert Haug: Green hat in Brands Hatch einen offensichtlichen und unnötigen Fehler gemacht, der ihn den Sieg auf der Hausstrecke kostete. Solche Fehler gehören zum Lernprozess und werden ihm von mir nicht vorgehalten. Bruno hat wie Jamie einen enormen Speed, die Jungs werden wie Garry Paffett ihren Weg machen.

Alexandros Margaritis erbringt im Jahreswagen regelmäßig brillante Leistungen, überrascht Susie Stoddart mit ihrer Performance im 2004er-Fahrzeug. Sind die beiden mit Blick auf die nächste Saison mögliche Kandidaten für einen Neuwagen bzw. Jahreswagen?

Norbert Haug: Darüber zu spekulieren, ist verfrüht. Speziell Alexandros hat in den drei ersten Rennen wahrlich geglänzt, er muss jetzt diesen Trend fortsetzen und Susie kann vielleicht schon beim nächsten Rennen am Norisring alle überraschen und dort in die Punkte fahren.

Während das Persson-Team kontinuierlich souverän in Punkteregionen vorstößt, kann Mücke Motorsport diese Performance in der Regel nicht mitgehen. Wie erklären Sie sich die Unterschiede?

Norbert Haug: Persson schlägt sich gut, in der Tat. Wir arbeiten seit über 15 Jahren mit Ingmar Persson, und er hat seine Mannschaft gut entwickelt, er ist ein erstklassiger Partner für uns. Mücke war in Hockenheim stark, Stefan machte einen Fehler, der ihm oder Alexandros Margaritis das Podium kostete, Daniel La Rosa war auf Anhieb schnell, und von ihm werden wir noch was sehen. Vom Mücke-Team erwarte ich Steigerungen, bereits beim nächsten Rennen am Norisring, die können mehr als sie bisher gezeigt haben und Peter Mücke ist ein prima Partner, der nicht ruhen wird, bis der Erfolg da ist.

Was ist bisher Ihr persönlicher Eindruck von einer DTM mit nur zwei Herstellern?

Norbert Haug: Ich habe Samstagabend vor dem Indianapolis Grand Prix das Daytona 400 NASCAR- Rennen gesehen. Mir fiel ehrlich gesagt gar nicht auf, dass dort drei Marken fahren. Die DTM kann jedenfalls stolz auf ihre beiden Premium Marken Audi und Mercedes-Benz sein, die werden erkannt und das Publikum erfreut sich offensichtlich am Sport der DTM und dem, was alles an Drumherum geboten wird. Die Serie hätte gerne mehr Wettbewerber, aber deren derzeitiges Fehlen bereitet mir andererseits auch keine schlaflosen Nächte. Es liegt an anderen Häusern, sich dem Wettbewerb in der DTM zu stellen. Wir tun es bereits und für unsere Marke ist dieses Engagement überaus positiv. Was die DTM brauchen könnte, wären weitere siegfähige Hersteller, kein Zweifel, aber diese Entscheidung liegt wie gesagt in anderen Häusern. Wer sich für ein DTM-Engagement interessiert, bekommt von ITR und DMSB alle Hintergrundinformationen und es gibt für eine Motorsport-Aktivität kein besseres Preis-/Leistungs-Verhältnis als in der DTM - man muss nur an der Spitze fahren.