Das dritte und letzte DTM-Jahr für den altehrwürdigen Audi A4 des Jahrgangs 2004 schien bislang wenig glanzvoll zu verlaufen: Präsentierte er sich 2004 bei so manchem Rennen durchaus dominant und landete auch 2005 noch mit Christian Abt am Steuer einen letzten Podesterfolg auf dem Norisring, so lernt der einstige Meisterwagen in diesem Jahr unter der Regie von Futurecom TME die Tristesse des Hinterfelds kennen - nachdem zu Saisonbeginn lange unklar war, ob Audi für die beiden nun eingesetzten Exemplare überhaupt einen Käufer findet.

Skeptisch war das Engagement des neuen Teams Futurecom TME bislang beäugt worden: Langsam präsentierte man sich bei der Besetzung des zweiten Cockpits, eher langsam auf der Strecke im Kampf gegen die beiden 2004 und 2005 tendenziell unterlegenen zweijährigen C-Klassen - was allerdings angesichts eines gehörigen Erfahrungsrückstandes im Vergleich zu den Mercedes-Mannschaften Persson und Mücke kaum als Kritik am Team geäußert werden kann. Derweil wusste Olivier Tielemans nach Meinung des Teams so wenig zu überzeugen, dass man nach kurzen juristischen Drohgebärden von beiden Seiten seinen Vertrag auflöste.

Bleekemolen bringt frischen Wind zu Futurecom TME, Foto: Audi
Bleekemolen bringt frischen Wind zu Futurecom TME, Foto: Audi

Am Mittwoch letzter Woche, zwei Tage vor Beginn der Brands-Hatch-Sessions gab man Jeroen Bleekemolen als Nachfolger bekannt und erntete angesichts der Kurzfristigkeit jener Entscheidung erneut eher Unverständnis - unberechtigterweise: Die Verpflichtung des Niederländers scheint sich als Glücksgriff herauszustellen. "Im letzten Jahr habe ich die DTM mit etwas Wehmut verfolgt, denn ich hatte mit Opel eine tolle Zeit in der Serie", gibt Bleekemolen gegenüber der offiziellen DTM-Webseite zu Protokoll - der Opel-Pilot der Jahre 2003 und 2004 bringt neben einer neuen Dynamik auch Erfahrung in das noch taufrische Team.

Ohne jegliche Vorerfahrung im Audi-Oldie nahm Bleekemolen die beiden freitäglichen Trainingssitzungen in Angriff. Die fahrerische Performance, die sich hier bereits andeutete, bestätigte sich im Qualifying: Mit Rang 17 schlug erstmals ein Futurecom-Audi beide 2004er-Mercedes, im Rennen trennten Bleekemolen am Ende nur zehn Sekunden von Stefan Mücke im Jahreswagen. Was auch Verdienst des Fahrzeugs war, mit seiner abtriebsorientierten Auslegung auf dem kurvenreichen Brands-Hatch-Kurs in seinem Element, darf auch dem Piloten nicht nur in Anbetracht des weniger erfolgreichen Wochenendes von Teamkollegin Vanina Ickx hoch angerechnet werden:

"Mein gutes Ergebnis ist sicherlich auf meine Erfahrung in der DTM zurückzuführen", erklärt der 24-Jährige, "ich habe mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt und war mit gutem Speed unterwegs." So hat Jeroen Bleekemolen nach einem DTM-freien Jahr 2005, das er sich unter anderem mit Einsätzen im niederländischen Team der A1GP-Serie angenehmer machte, ein neuer Ehrgeiz gepackt, der er auch ins Team einbringt. Während Teamkollegin Ickx am Samstag mit dem bescheidenen Wunsch auf das Brands-Hatch-Rennen blickte, das Rennen unfallfrei zu beenden, so steckt sich Bleekemolen gerade für den Norisring höhere Ziele:

"Das Rennen auf dem Norisring sollte unserem Audi sehr gut liegen", stellt der fliegende Holländer angesichts der leichten Topspeedschwäche des 2004er-A4 überraschend, aber wohl in Anbetracht des gerade auf Stop-and-Go-Kursen förderlichen Gewichtsvorteil fest, "ich glaube, dass wir beim Saisonhighlight im Qualifying den Sprung in die zweite Gruppe schaffen können. Wenn das klappt, dann kann ich mir vorstellen im Rennen unter die Top Ten zu fahren." Ohne Zweifel - Bleekemolen scheint Futurecom TME Flügel zu verleihen...