Ein insgesamt unerwartet diszipliniertes Rennen in Brands Hatch nahm einen dramatischen Ausgang: Nachdem der über drei Viertel des Rennens souverän führende Tom Kristensen technisch bedingt ausgefallen war, wusste der bis dahin zweitplatzierte Jamie Green seine Siegchance nicht zu nutzen – schließlich siegte überraschend Mattias Ekström. Bernd Schneider eroberte mit Rang drei die Meisterschaftsführung zurück.

Der Start: Angesichts der Enge der Strecke zeigten sich die Piloten diszipliniert – der Start präsentierte sich ohne Zwischenfälle: Tom Kristensen verteidigte Platz eins gegen Jamie Green, dessen Start diesmal jedoch ebenfalls überzeugte. Mattias Ekström eroberte von Heinz-Harald Frentzen Platz drei, Bernd Schneider, Martin Tomczyk und Mika Häkkinen eroberten die Ränge fünf bis sieben, nachdem sie den ehemals fünftplatzierten Bruno Spengler passiert hatten.

Der Rennverlauf: Das erste Opfer des Brands-Hatch-Kurses war dennoch schnell gefunden: Frank Stippler katapultierte seinen Audi-Jahreswagen durch das Kiesbett in die Mauer. Eine Safety-Car-Phase blieb trotz der schwierigen Bergung des Fahrzeugs aus, so dass sich die Top drei aus Kristensen, Green und Ekström rasch von der seitens Frentzens angeführten Verfolgergruppe absetzen konnte. Schon 79 Runden vor Schluss kündigten sich die frühestmöglichen Pflichtstopps an:

Frentzen und Häkkinen machten den Anfang, das erste Boxenmissgeschick des Rennens nahm seinen Lauf: Der Finne startete, bevor die Benzinkanne abgenommen worden war – dieser entledigte sich die C-Klasse selbstständig am Ende der Boxengasse. Während der mittlerweile viertplatzierte Schneider allmählich auf Ekström aufschloss, boten sich weiter hinten die ersten Überholmanöver: Der nur von Platz 16 gestartete Stefan Mücke schob sich an Pierre Kaffer vorbei auf Rang neun, Mika Häkkinen gewann eine Position gegen Frentzen.

In Runde 17 absolvierte Bernd Schneider seinen ersten Stopp als nächster Vertreter der Spitzengruppe und fädelte sich vor Häkkinen und Frentzen ein, Bruno Spengler tat es ihm gleich und ordnete sich vor den Mönchengladbacher, dessen Setup offenbar beim Wiederaufbau des Fahrzeugs offenbar weniger gut gelungen war als noch vor dem Crash, ein. Als viertletzter Neuwagenpilot steuerte Martin Tomczyk die Audi-Box an, Jamie Green schloss sich an.

Erst in Runde 23 stattete Kristensen der Boxencrew einen Besuch ab, nachdem sich seine letzten Rundenzeiten bereits als langsamer erwiesen hatte als die des britischen Konkurrenten - eine Fehlentscheidung der Ingolstädter: Nur knapp vermochte der Däne am Boxenausgang seine die Position vor Green zu halten, um seinen Vorsprung anschließend wieder leicht aufzubauen. Im Folgenden deutete sich ein Déjà-vu an: Kristensen lief auf den noch nicht in der Box erschienenen 2005er-Mercedes Mückes auf, konnte den Berliner jedoch vergleichsweise schnell passieren. Green kam derweil nicht ohne Berührung am Markenkollegen vorbei...

Nur zwei bzw. drei Runden nach dem aus Audi-Sicht zu spät angesetzten Ekström-Stopp, der den Schweden hinter den Meisterschaftszweiten zurückfallen ließ, traten bereits Häkkinen und Schneider ihren zweiten Stopp an - um anschließend mehr als 50 Runden mit denselben Reifen absolvieren zu müssen. Auch Jamie Green überraschte 50 Runden vor Schluss mit einem frühen zweiten Stopp, worauf der Audi-Kommandostand im Falle Kristensens eine Runde später reagierte. Derweil schien der mit nur einem Stopp führende Ekström darauf zu spekulieren, mit einem späteren zweiten Stopp am Ende des Rennens Position gegen die mit ihrem Reifenverschleiß kämpfenden Kollegen gutmachen zu können.

Erst in Runde 45 sorgte Vanina Ickx mit einer recht exakten Kopie des gestrigen frentzenschen Crashs in Turn 1 für den nächsten Zwischenfall, ein Einschlag in die Reifenstapel blieb ihr allerdings glücklicherweise erspart. Die Rennleitung reagierte erneut mit gelben Flaggen, während Kristensen seinen Vorsprung im Kampf gegen Green, der rundenlang nicht auf den zweitplatzierten Audi-Jahreswagenfahrer Christian Abt, Anführer der bislang nur zu einem Stopp angetretenen Jahreswagengruppe, aufschließen konnte.

Die in der Spitzengruppe eher ungewöhnliche Taktik Mattias Ekströms wurde erst 23 Runden vor Schluss vollendet: Nach einem perfekten Stopp verließ der Schwede mit einem deutlichen Vorsprung vor Bernd Schneider, der sich lange nicht gegen Timo Scheider im 2005er-Audi hatte durchsetzen können, die Boxengasse und eroberte so Platz drei. Mit nur fünf Sekunden Rückstand auf Green durfte er nun sein Augenmerk auf den Briten richten. Während Frentzen auf Platz 14 mit einem offenbar suboptimalen Handling seines A4 DTM zu kämpfen hatte, war auch das Rennen des zweiten Bruchpilots des Samstags ruiniert: Nachdem er während der durch Ickx ausgelösten Gelbphase überholt hatte, erhielt der Finne folgerichtig eine Drive-through-Penalty.

Schien Tom Kristensen seinem verdienten Sieg bereits souverän nach Hause zu fahren, folgte 17 Runden vor Schluss die dänische Tragödie: Beim Einlenken brach vorne links die Radaufhängung seines Audi A4 DTM, Kristensen fuhr gerade aus. Das Einlegen des Rückwärtsgangs sowie ein letzter Boxenstoppbesuch änderten nichts mehr am Aus des bis dahin so überlegenen Meisterschaftsführenden.

Was zeitweise wie ein sicheres Geschenk für den zweitplatzierten Jamie Green aussah, ging wenig später an Mattias Ekström: Nach einem deutlichen Ausritt Greens in die Wiese übernahm der Pechvogel der ersten drei Rennen von seiner Lauerstellung aus die Führung. Während der unauffällige Martin Tomczyk im Audi-Neuwagen auf Rang vier vorrückte, stellt sich die Taktik der späten Stopps im Jahreswagenlager als richtig heraus: Auf den Rängen fünf, sechs und acht präsentierten sich Vertreter der 2005er-Fahrzeuge. Derweil fuhr Mattias Ekström mit den schnellsten Rennrunden des vierten Saisonlaufs souverän seinem ersten Saisonsieg entgegen.

Der Zieleinlauf: Der Meister des Jahres 2004, Mattias Ekström, fuhr nach einem fehlerfreien Rennen schließlich seinen ersten Saisonsieg ein, das Mercedes-Duo Jamie Green und Bernd Schneider komplettierte das Podest. Martin Tomczyk fuhr auf Rang vier seine beste Saisonplatzierung ein, Christian Abt im Audi-Jahreswagen wusste mit Rang fünf an die Ergebnisse des Vorjahres anzuknüpfen. Die verbleibenden Punkteränge gingen an Mercedes: Jean Alesi überzeugte mit Rang sechs, während Bruno Spengler im Stuttgarter Neuwagen eher eine Enttäuschung erlebte. Alexandros Margaritis errang mit Position acht seine dritten Punkte der Saison.

Die Meisterschaft: Mit insgesamt 30 Punkten hat Bernd Schneider die Meisterschaftsführung zurückerobert - Tom Kristensen liegt mit 26 Zählern wie bereits nach dem zweiten Saisonlauf um vier Punkte im Rückstand. Auf Meisterschaftsrang drei präsentiert sich mit 19 Punkten vor Bruno Spengler Jamie Green, Mattias Ekström rückte nach seinem Sieg auf Gesamtplatz fünf vor. Erfolgreichster Jahreswagenfahrer ist Jean Alesi mit neun Punkten.