In ihrer langen Tradition sah die DTM Fahrzeuge aller erdenklichen Fabrikate kommen und gehen, siegen und verlieren. Nachdem die ITR 1988 die Weichen für einen professionelleren, weniger auf Privatiers konzentrierten Auftritt gestellten hatte, waren es insbesondere die werksseitig engagierten Hersteller, die im Rampenlicht standen - und so den zunehmenden Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad der DTM für ihr Markenimage zu nutzen gedachten.

Während Opel seiner Reputation in den vergangenen Jahren mit den DTM-Misserfolgen keinen Gefallen mehr tat, indem man dem neuen positiven, mit zunehmend attraktiveren Serienfahrzeugen erworbenen Image auf der Rennstrecke eher hinterherfuhr, waren die DTM-Fahrzeuge einer anderen Marke dem damaligen Ruf der Serienfahrzeuge weit voraus: Von Beginn des 1990 begonnenen DTM-Engagements an bestätigte Audi den damals noch eher belächelten Anspruch, in einer Premium-Liga mit BMW und Mercedes zu spielen.

(2) Audi in der DTM: Das Image-Omen

1988 hatte Audi die schlicht "V8" genannte Oberklasselimousine auf den Markt gebracht - um so die neuen Premium-Ambitionen zu akzentuieren. Während der V8 seine Funktion als neuer Imageträger ansatzweise erfüllen konnte, ließen ihm die anvisierten Konkurrenten BMW 7er und Mercedes S-Klasse in der Käufergunst keine Chance. Und dennoch gelang es in famoser Form, sich in der DTM im Vergleich zu BMW und Mercedes als hinsichtlich der technischen Kompetenzen mindestens gleichwertig zu zeigen:

Hans-Joachim Stuck wurde erster Audi-Champion, Foto: Sutton
Hans-Joachim Stuck wurde erster Audi-Champion, Foto: Sutton

Audi wurde 1990 mit offenen Armen empfangen, nachdem zuvor Ford mit seinem werksseitigen Rückzug eine Lücke hinterlassen hatte. Angesichts der schon vorher zunehmend emotionalen Diskussionen um die Vergleichbarkeit der vertretenen Fahrzeuge beäugte man den V8-Motor in Kombination mit dem Quattro-Allradantrieb der Audi-Limousine jedoch nicht ohne Skepsis, erforderten jene technischen Voraussetzungen des Audi V8 quattro doch ein besonderes Geschick bei der Festlegung des nötigen Quantums an Zusatzgewichten, die der größtenteils mit Reihenvierzylinder und hinterer Antriebsachse angetriebenen Konkurrenz Chancengleichheit bieten sollten.

Die ersten drei Rennen der Saison 1990 suggerierten zunächst noch ein weiteres Titelduell zwischen BMW M3 und Mercedes 190, wenngleich Hans-Joachim Stuck bereits mit seinem dritten Platz beim Debütrennen für Furore gesorgt hatte. Auf der Berliner Avus folgte für Audi beim vierten Saisonlauf der Durchbruch: Die 416 PS des Audi V8 ließen sich auf der topspeedorientierten Strecke auch von den zahlreichen Zusatzgewichten nicht einbremsen - Stuck triumphierte bei beiden Läufen. Die Stärken des V8 quattro mit seiner enormen Motorleistung und seiner unüberbotenenen Traktion wurden insbesondere auf von Schikanen unterbrochenenen Highspeedkursen sichtbar - so auch auf dem Norisring.

In der neuen DTM beobachtete Audi zunächst die Abt-Leistungen, Foto: Sutton
In der neuen DTM beobachtete Audi zunächst die Abt-Leistungen, Foto: Sutton

Insgesamt acht Siege bei 22 Rennen reichten Audi schließlich zum triumphalen Gewinn der Meisterschaft - ein gewisser Michael Schumacher, der den BMW-Titelrivalen Johnny Cecotto beim Start in Hockenheim versehentlich abschoss, tat sein Übriges zur ungefährdeten Triumphfahrt Stucks. Die folgende Saison der Titelverteidigung verlief ähnlich: Erneut gingen die Siege während der ersten drei Rennen an die - vornehmlich bayrische - Konkurrenz, bevor beim vierten Rennwochenende in Berlin ein Doppelerfolg zu verzeichnen war.

Der Unterschied: Anders als 1990, als sich neben dem siebenfachen Sieger Stuck nur Rallye-Legende Walter Röhrl in die Siegerliste eintragen durfte, kam für Stuck teaminterne Konkurrenz auf. Verbuchte Stuck auf der Avus noch den ersten Sieg für sich, so hieß der Triumphator beim zweiten Lauf Frank Biela. Der einstige Ford-Youngster wurde für den Altmeister zur ernst zu nehmenden Konkurrenz - und präsentierte sich mit Stuck bis zum Saisonfinale auf einer Augenhöhe: Auch angesichts eines technischen Problems an Stucks Audi entschied in Hockenheim schließlich Biela den Titelkampf für sich. Mit erneut acht Siegen sowie einem weiterhin insbesondere auf Highspeedkursen mit wenigen, bevorzugt langsamen Kurven überlegenen Audi V8 quattro hatten die Ingolstädter die Premium-Konkurrenz BMW und Mercedes zum zweiten Mal in Folge in die Schranken gewiesen.

Das Comeback geriet 2004 ebenso fulminant wie der Einstieg 1990, Foto: xpb.cc
Das Comeback geriet 2004 ebenso fulminant wie der Einstieg 1990, Foto: xpb.cc

Anders als die Serienfahrzeuge, deren Image frühestens ein halbes Jahrzehnt später auf einer Stufe mit der süddeutschen Konkurrenz gesehen wurde, hatte Audi die anvisierte Konkurrenz in der DTM bereits jetzt geschlagen - und sah somit keinen Grund, warum dies 1992 nicht ein weiteres Mal gelingen sollte. Dieser jedoch wurde für die Beobachter schnell sichtbar: Angesichts eines noch höheren Zusatzgewichts des V8 quattro vergleichen mit den Mittelklassewagen von BMW und Mercedes hatte sich Audi in reglementarische Experimente im Bereich des Motors zwingen lassen - die sich weder bei der Zuverlässigkeit noch in den Augen der Sportkomissare als gelungene Lösung herausstellten: Auf einen Protest BMWs hin war die Verwendung jener - für die Performance eher hinderlichen - Kurbelwelle gefordert, wie sie auch beim Serien-V8 zum Einsatz kam. Nach nur einem Sieg in der 92er-Saison zog sich Audi daraufhin noch vor dem siebten Saisonlauf demonstrativ aus der DTM zurück.

Nachdem die ITR für 1993 das neue, weitaus enger gesteckte und verbindlichere Klasse-1-Reglement beschlossen hatte, hätte das Comeback der Ingolstädter bereits ein halbes Jahr später mit einer Rennversion des kleineren Audi 80 erfolgen sollen. Schließlich dauerte es bis 2004, bis wieder ein werksseitig entwickelter DTM-Audi die europäischen Rennstrecken befuhr. Ermutigt von den Erfolgen des Abt-Teams, die von 2000 bis 2003 in Eigenregie ein Fahrzeug mit Audi-TT-Silhouette an den Start geschickt und mit ihm 2002 den Fahrertitel errungen hatte, sicherte man dem Allgäuer Privatteam zunächst technische Unterstützung zu, um 2004 mit dem A4 DTM werksseitig zurückzukehren. Das Ergebnis ist bekannt: Wie 14 Jahre zuvor gelang in Form des Gewinns aller drei Meisterschaften gemeinsam mit Mattias Ekström ein Volltreffer.

Die Tatsache, dass man sich im vergangenen Jahr der Stuttgarter Konkurrenz geschlagen geben musste, konnte Audi, hinsichtlich des Markenimages mittlerweile auf dem Auto-Olymp angekommen, nichts mehr anhaben...