Im Alter von 22 Jahren und fünf Monaten war Niki Lauda 1971 mit dem britischen Traditionsrennstall March der Sprung in die Formel 1 gelungen; mit 26 Jahren war Lauda in Form seines ersten Titelgewinns mit Ferrari bereits auf dem Rennfahrerolymp angekommen. Im Alter von 25 Jahren und zwei Monaten ist Mathias Lauda in diesem Jahr der Sprung von den Nachwuchsklassen des Formelsports in die DTM gelungen. Erklömme der Sohn des dreifachen Formel-1-Weltmeisters mit 26 Jahren noch nicht den Rennfahrerolymp, zeigten sich wohl die meisten Beobachter nicht überrascht.

Ein Rückschluss auf Talent und Potenzial des jungen Österreichers lässt sich daraus jedoch nicht ziehen. Zu lange erschien Niki Laudas Rolle mit Blick auf die rennfahrerischen Ambitionen des Sohnemanns mehr hinderlich denn förderlich; zu spät konnte sich Mathias Lauda zu einem ernsthaften motorsportlichen Engagement durchringen. Während der weitaus jüngere Weltmeistersohn Nico Rosberg bereits den Sprung in die Formel 1 geschafft hat, befindet sich Lauda in der DTM auf einer zeitlichen und karriereplanerischen Aufholjagd.

(2) Wie der Vater nicht der Sohn

So verbindet die Karrieren von Vater und Sohn nicht allzu viel. Von den leidigen Vergleichen seiner und der Leistungen seines Vaters lässt sich Mathias Lauda nicht beirren - er betrachtet seine Karriere für sich. "Ich weiß, dass ich noch meine Jahre brauche und mache das alles zur Freude mit ganzem Herzen. Ich mache es nicht, weil ich die Erfolge meines Vaters nachahmen möchte", legt Lauda eine gesunde Sichtweise an den Tag, die mentale Verkrampfungen offenbar ausschließt.

"Letztes Jahr war ich in der GP2 und hatte ein sehr enttäuschendes Jahr, ich hatte viele Schwierigkeiten mit dem Team, meine Ingenieure wurden oft ausgetauscht", blickt der 25-Jährige auf eine misslungene Saison 2005 zurück, die nur durch recht gelungene Auftritte in der A1GP-Serie ansatzweise gerettet wurde. Umso unverhoffter folgte der Karrieresprung in Richtung DTM: "Aber dann hat mir Mercedes angeboten, an einem Rookietest teilzunehmen. Ich konnte beim Test überzeugen. Ich bin stolz, dass ich es nun in die DTM geschafft habe, das ist für mich ein riesiger Schritt nach oben."

Bei ersten Tests wusste sich Lauda gut zu präsentieren, Foto: Sutton
Bei ersten Tests wusste sich Lauda gut zu präsentieren, Foto: Sutton

Dass sein Dienstwagen, eine Mercedes C-Klasse des Jahrgangs 2004, seine erfolgreichsten Tage bereits seit längerem hinter sich hat, braucht Lauda in diesem Jahr nur bedingt zu stören. Während das Pilotenduo der 2004er-Audi im unerfahrenen Team Futurecom TME weit davon entfernt ist, Qualitäten künftiger DTM-Meister an den Tag zu legen, erfreut sich Lauda im Persson-Team kompetenter Unterstützung und Eingewöhnungshilfen durch Ingenieure und die Teamkollegen Jean Alesi sowie Alexandros Margaritis: "Wenn ich Fragen habe, gehe ich zu Jean, der mir alles erklärt - ebenso wie Alex. Sie sind beide sehr offen. Sie sind sehr fair und sportlich und helfen mir sehr."

Die gute Betreuung im Team Persson, innerhalb dessen er Alesi als "sehr guten Freund" bezeichnet, trägt Früchte: Hatte beim Debütwochenende in Hockenheim noch die im Team Mücke engagierte Mercedes-Gebrauchtwagenkollegin Susie Stoddart die Nase vorn, so mausert sich Mathias Lauda nun allmählich zur Speerspitze des Gebrauchtwagenquartetts. Während ihm gute Leistungen - und nebenbei auch durchaus der berühmte Nachname - ein gesundes Maß an Aufmerksamkeit innerhalb der DTM-Szene verschaffen, hält sich für den Österreicher angesichts des ohnehin unterlegenen Materials der Leistungsdruck in erträglichen Grenzen. Optimale Lernbedingungen für einen DTM-Neuling.

Auch seinen Vater, "zweiten Bruder" und "guten Freund" Niki erfährt der Mercedes-Pilot mittlerweile durchaus als willkommene Hilfe. "Mittlerweile ist er manchmal schon ein wenig kritisch. Da kann er einem schon ein wenig auf die Nerven gehen", äußert Lauda augenzwinkernd, um die Ratschläge seines Vaters dann zu würdigen: "Ich kann bei seiner Erfahrung viel von ihm lernen, er hat ja meistens Recht. Ich gebe meine Fehler immer zu und kann sehr gut analysieren. Wenn er sagt, wo ich einen Fehler gemacht habe, habe ich es ohnehin meistens schon selber gemerkt. Aber ist es ja auch gut, wenn jemand einem mal sagt, was man schlecht macht."

Angesichts eines insgesamt gelungenen DTM-Einstands gibt es somit für Lauda umso weniger Grund, sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Wenngleich der Wunsch, zumindest in einen Jahreswagen aufzusteigen, zweifelsohne vorhanden sein dürfte - sein Etappenziel wird Mathias Lauda nicht aus den Augen verlieren: "Ich fahre die Saison zunächst zu Ende. Mein Job ist es, bester Fahrer der 04er-Autos zu werden, und dann wird es Gespräche geben..."