So sehr es sich ein nicht unbeträchtlicher Teil des Motorsportnachwuchses wünschen würde, mit den Nachnamen Schumacher, Senna, Piquet, Rosberg oder Lauda seine Runden zu drehen - nicht immer ist ein großer (Nach-)Name eine erhebliche Karrierehilfe. Während die Söhne, Neffen oder Brüder berühmter Formel-1-Piloten stets den zuweilen unangenehmen Vergleich mit den ruhmreichen Vätern, Onkeln oder Brüdern hinzunehmen haben, ist ein großer Name auch in den Nachwuchsklassen des Motorsports nicht immer ein Garant für sprudelnde Sponsorengelder und Karrieresprünge in Rekordgeschwindigkeit.

Mathias Lauda kann hiervon ein Lied singen. Geboren als Sohn des dreifachen Formel-1-Weltmeisters und Luftfahrtunternehmers Niki Lauda verfolgte er die letzten F1-Erfolge des Vaters als Fünfjähriger, erlebte den Motorsport in Kindheit und Jugend jedoch eher aus der Distanz. Mathias Lauda sprach mit uns über die Anfänge seiner Karriere.

(1) Großer Name, kleine Schritte

Für jene Distanz zeichnete sich Vater Niki verantwortlich: Wie jeder Vater zweier Söhne missgönnte er den beiden Söhnen Lukas und Mathias keineswegs eine große Karriere - solange diese abseits des Motorsports stattfände… Das Vorhaben, Mathias Lauda vom Motorsport fernzuhalten, misslang: Langsam, aber sicher tastete sich Mathias an das möglichst zügige Pilotieren motorisierter Fortbewegungsmittel auf Rundkursen heran - die zunächst jedoch nur zwei Räder aufwiesen.

"Ich glaube, er hat gedacht, die Jungs toben sich auf den Zweirädern ein wenig aus und kommen dann nicht darauf, das mit Autos zu machen. Leider daneben…", blickt Mathias Lauda auf seine ersten motorsportlichen Schritte im Motocross-Bereich zurück, "ich bin Motocross gefahren, bis ich 18 war. Motocross war ein Hobby von mir, ich bin auch viele Rennen gefahren."

Erst im Erwachsenenalter wagte Mathias Lauda entgegen den Wünschen seines Vaters erste Schritte im Bereich des Automobilrennsports - und stieg zunächst in die Formel Nissan ein. War jenes Engagement 2002 angesichts eines Gesamtrangs zwölf noch von eher bescheidenem Erfolg gekrönt, so steigerte sich der junge Österreicher im folgenden Jahr immerhin auf Platz acht der Gesamtwertung. Lauda hatte ernsthafte motorsportliche Ambitionen entwickelt - und ließ sich auch von Finanzierungsproblemen nicht aufhalten.

Erst mit 25 Jahren gelang Lauda der Sprung in die DTM, Foto: Sutton
Erst mit 25 Jahren gelang Lauda der Sprung in die DTM, Foto: Sutton

"In den Serien, in denen ich gefahren bin, hatte ich noch nie das größte Budget, ich war noch nie in einem wirklichen Topteam", widerlegt Lauda des Klischee des wohlhabenden Rennfahrersohns, dem alle Türen offen stehen, "ich musste mir immer suchen, wo es am billigsten zu fahren war, weil wir nie das volle Budget hatten. Viele Fahrer, gegen die ich gefahren bin, hatten mehr Sponsoren und mehr Budget."

Ohne größeres Sponsoring des Vaters und mit zunächst eher unbeholfenen Managementaktivitäten von Bruder Lukas kam die Karriere Mathias Laudas zunächst eher schleppend voran. "Natürlich war der Anfang auch für ihn schwierig, denn auch er hatte keine Erfahrung in diesem Bereich", berichtet Lauda über seinen Bruder Lukas, verweist jedoch auf brüderliche Fortschritte: "Ich hatte keine Erfahrung als Fahrer, er hatte keine Erfahrung als Manager und hat sicherlich ein paar kleine Fehler gemacht, aber jetzt läuft es sehr gut."

Im Jahr 2004 - und somit erst im Alter von 23 Jahren - gelang der Sprung in höhere Nachwuchsklassen des Formelsports: In der Formel 3000 etablierte sich Lauda immerhin im Mittelfeld, um am Ende der Saison auf einem 13. Gesamtrang zu landen. 2005 durfte Mathias Lauda weiterhin Formel-1-Luft schnuppern, nahm er doch im Rahmen der F1-Rennwochenenden ebenso wie Nico Rosberg und Nelson Piquet jun. an der GP2 teil. Anders als beim Sohn Keke Rosbergs blieb es beim "Schnuppern" - vom Sprung in die Formel 1 war und ist Mathias Lauda weit entfernt.

Die zunächst eher restriktive Meinung Niki Laudas zu motorsportlichen Aktivitäten seiner Söhne sowie der späte Einstieg in den Automobilrennsport sind Mathias bis heute ein Hindernis, das insbesondere zeitlich nur schwer zu kompensieren ist. "Auf jeden Fall, ich ärgere mich schon darüber, aber ich kann es ohnehin nicht mehr ungeschehen machen", äußert Lauda über seinen den späten Zeitpunkt seines Karrierebeginns, "jetzt konzentriere ich mich darauf, so viel wie möglich aufzuholen und einen guten Job zu machen."

Im Alter von 25 Jahren ist Mathias Lauda nun im 2004er-Mercedes des Persson-Teams der Einstieg in die DTM geglückt. Ob jener unter der Voraussetzung eines zeitigen Karrierebeginns sowohl früher als auch mit einem weniger betagten Fahrzeug möglich gewesen wäre?