Fragst du dich allmählich, was dieses Jahr eigentlich los ist - da überhaupt nichts zu klappen scheint?

Mattias Ekström: Nein, nicht wirklich, bei den ersten beiden Rennen war ich ja gut dabei, bin dann ohne eigenes Zutun oder gar Verschulden ausgeschieden. Und dass wir in Oschersleben die Top Acht verpasst haben, das war sicherlich irgendwo unglücklich, aber Vorwürfe müssen wir uns da auch nicht machen - wir haben das Bestmögliche getan. Wenn man tiefer in die Analyse einsteigt, erklärt sich einiges.

Ist es für dich eine sehr ungewohnte Position, nicht Nummer eins bei Audi für den Titel zu sein?

Mattias Ekström: So völlig neu ist das für mich nun auch wieder nicht, das habe ich ja in meinen ersten Audi Jahren auch gehabt; da bin ich für Laurent Aiello gefahren. Ich habe auch Jahre gehabt, in denen ich überhaupt nicht gewonnen habe und trotzdem meinen Spaß gehabt habe.

Du bekommst also jetzt keine Motivationsprobleme durch diese Situation?

Mattias Ekström: Nein, überhaupt nicht. Wenn hier jemand Motivationsprobleme hätte, dann würde man das sofort daran merken, dass er hinterher fährt - bei der Leistungsdichte in der DTM...

Macht es dann vielleicht in gewisser Weise sogar mehr Spaß, jetzt mal mit etwas weniger Druck fahren zu können?

Mattias Ekström: Auf jeden Fall nicht weniger, weil Wertschätzung und Behandlung im Team genau gleich geblieben sind. Gut, vielleicht muss ich mal bei einem Boxenstopp strategisch zurückstecken gegenüber in der Meisterschaft besser dastehenden Teamkollegen, aber das ist ja nur normal. Der Druck und die Anspannung sind gleich bleibend hoch.

Du hast schon am Lausitzring gesagt, du würdest ab jetzt voll auf Einzelsiege fahren, auch mehr Risiko eingehen...

Mattias Ekström sieht in seiner neuen Position nicht nur Nachteile, Foto: Sutton
Mattias Ekström sieht in seiner neuen Position nicht nur Nachteile, Foto: Sutton

Mattias Ekström: Diese Aussage von mir hat Mercedes-Rennleiter Norbert Haug wieder einmal missverstanden und mich dafür bei Journalisten kritisiert. Was ich meine und sagen will: das mit dem Risiko liegt daran, dass es unter normalen Umständen sehr schwierig geworden ist, überhaupt fair zu überholen. Das liegt daran, weil die Autos sehr gleichwertig sind. Es geht schon zu überholen, aber da muss der Vordermann mitspielen und irgendwann anerkennen, dass da ein Schnellerer kommt. Und das tun viele meiner Kollegen halt nicht, die kämpfen und halten bis zum letzten Millimeter dagegen, machen zu... Wenn man es dann trotzdem probiert, geht man natürlich immer ein höheres Risiko, dass man sich berührt - mit allen möglichen Konsequenzen. Und wenn man mitten im Titelkampf steckt, da überlegt man natürlich manchmal schon zweimal, was man tut.

Wie passt das zusammen - Einzelsiege gegen Teamorder? Du hast auch gesagt, du würdest jetzt auch für Tom Kristensen fahren - könnte die Situation schon jetzt, zu Saisonbeginn eintreten?

Mattias Ekström: Es ist schwer, das jetzt so theoretisch durchzuspielen. Es käme wahrscheinlich sehr auf die Situation an, auf das Gesamtbild in dem Moment, auch wo die Gegner liegen. Ich weiß, dass sich Dr. Ullrich hier sehr fair verhält. Das ist mir wichtig.

Bist du generell von der momentanen Position von Audi gegenüber Mercedes ein bisschen enttäuscht?

Mattias Ekström: Das würde ich nicht sagen. Ich denke, wir sind ungefähr da, wo man uns letztes Jahr auch über die ganze Saison gesehen hat. Wir hatten vielleicht am Anfang im Qualifying ein paar Schwächen, was sich dann auch im Rennen ausgewirkt hat. In diesen Bereichen arbeiten wir. und Warten Sie ab wie sich das Jahr weiterentwickelt...

Ihr wollt jetzt zwischen Oschersleben und Brands Hatch drei Tage testen. Was ist heute in der DTM innerhalb der Reglementbeschränkungen an Entwicklungsarbeit überhaupt noch möglich?

Mattias Ekström: Dieser Test ist beim DMSB und der ITR ganz korrekt angemeldet. Wir nutzen diese Tage jetzt, Mercedes zu einem anderen Zeitpunkt. Das sind immer nur Verfeinerungsarbeiten innerhalb des bestehenden Konzepts, man kann da sicher nichts grundlegend Neues bringen. Aber wir können sicher auch durch Details einige kleine Schritte machen.

Wie viel muss man denn deiner Meinung nach an Zeit auf Mercedes aufholen? Ein Zehntel, zwei Zehntel?

Mattias Ekström: Das kann man so einfach und pauschal nicht sagen, das ist auch ganz stark streckenabhängig - und zum Teil auch noch von Auto zu Auto verschieden.

Wie beurteilst du eigentlich euren Audi-Neuzugang Heinz-Harald Frentzen?

Mattias Ekström: Er ist ein guter Teamkollege, wir arbeiten gut und fair zusammen. Seine Arbeitsweise hat mich auch von vorneherein interessiert, er war ja schließlich sehr erfolgreich in der Formel 1. Aber ich finde nicht, dass er jetzt eine grundsätzlich andere Herangehensweise hat.