Wie wohl fühlst du dich zurzeit in der DTM und deinem Team?

Jamie Green: Die DTM tritt sehr freundlich auf, sie ist professionell, aber offen den Fans gegenüber. Alle im Team arbeiten gut zusammen, und ich denke, es ist alles sehr gut organisiert - nicht nur während der Saison. Auch vor der Saison fahren wir beispielsweise für eine Woche gemeinsam weg, um zu trainieren und einander kennen zu lernen. Das ist der Schlüssel für einen guten Zusammenhalt und gute Arbeit im Team.

Während der letzten Rennen schienen deine Starts nicht immer fehlerfrei zu funktionieren. Wie erklärst du dir das?

Jamie Green: Natürlich hat man auf der Pole Position nichts zu gewinnen; man ist ohnehin der Erste. Man kann lediglich die Position halten was jeder auch von dir erwartet. In Hockenheim hatte ich ein technisches Problem mit dem Fahrzeug, das zählt also nicht. Auf dem EuroSpeedway Lausitz, als ich meine erste Pole errungen habe, hatte ich nach dem Boxenstopp ein Problem mit den Bremsen, weshalb ich das Rennen nicht beenden konnte. Die beiden anderen Male, als ich auf Pole stand, lief ich letztes Jahr in Hockenheim auf Platz zwei ein, beim letzten Mal in der Lausitz hätte ich Dritter werden können. Wenn ich ein Rennen beendet habe, hatte ich immer die Chance, aufs Podest zu kommen. Ich verstehe, dass meine Starts gerade Geprächsthema sind. Nur eines ist sicher: Ich werde das ändern.

Kannst du von deinen älteren Teamkollegen etwas lernen?

Jamie Green: Ja, definitiv. Sie haben so viel Erfahrung, und das Beeindruckende an den erfahrenen Kollegen ist, dass sie, was immer auch passiert ist - ob eine schlechte Testsession oder ein schlechtes Qualifying - immer wieder mit einem guten Resultat zurückschlagen. Sie sind sehr professionell. Das hat mich gerade bei Mika während der vergangenen Saison stark beeindruckt.

Jamie Green betrachtet seine Leistungen selbstkritisch, Foto: Sutton
Jamie Green betrachtet seine Leistungen selbstkritisch, Foto: Sutton

Wo haben die älteren Kollegen möglicherweise noch einen weiteren Vorsprung, wie siehst du deinen Aufholprozess?

Jamie Green: Ich glaube nicht, dass es nur die Konzentration ist. Vielmehr das Verständnis für das Auto und die Reifen über eine lange Distanz hinweg, aber das lernt man mit der Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass auch ich genauso stark verinnerlichen werde, was jeweils notwendig ist, um auf einer Runde und auch über 30 Runden schnell zu sein. Mein Fahrstil war im vergangenen Jahr nicht optimal für das Rennen, aber umso besser für das Qualifying. In Hockenheim hatte ich leider nicht die Chance, zu zeigen, dass ich auch im Rennen stark bin. Auf dem Lausitzring habe ich vor allem im letzten Stint gezeigt, dass ich auch über lange Distanz schnell sein kann und konnte auf die Piloten an der Spitze aufschließen. –Allerdings hatte ich auch schon im letzten Jahr viele starke Long-runs. Gary beispielsweise war schon letztes Jahr sehr DTM-erfahren, er fuhr ein Jahr im Jahreswagen und zwei Jahre in einem aktuellen Auto, so dass er am Ende extrem stark war. Ich glaube, das gleiche zu können und ebenfalls in diese Richtung zu gehen.

Unterscheidet sich das von anderen Serien?

Jamie Green: Das Fahrverhalten eines DTM-Autos ändert sich abhängig von den Reifen und der Benzinmenge sehr stark. Da ist die Art und Weise, wie man das Auto fährt, schon sehr unterschiedlich, während sich das Fahrverhalten eines Formel-3-Fahrzeugs abhängig von diesen Faktoren nicht so sehr verändert. Das ist der Punkt, an dem ich dazugelernt habe.

Wie siehst du mittlerweile deine Meisterschaftschancen?

Jamie Green: Natürlich ist Bernd in einer sehr guten Position, während mein Saisonstart nicht so optimal war. Aber ich hadere damit nicht sondern konzentriere mich voll auf meinen Job. Ich gebe mein Bestes, um am Ende des Jahres unter die Top 5 der Meisterschaft zu kommen.

Was braucht es in der DTM für einen Sieg - muss man eine besondere Aggressivität aufweisen?

Jamie Green: Ich glaube nicht, dass im Kampf um den Sieg allzu aggressiv fahren muss, man muss vielmehr alle Faktoren zusammenbringen. Wenn man ein gutes Qualifying, einen guten Start, konstante Long-runs und gute Boxenstopps ohne Fehler zusammenbringt, dann gewinnt man ein Rennen - und das ist für mich möglich.