Als der Shootingstar der DTM-Saison 2005 konnte Mücke-Mercedes-Pilot Alexandros Margaritis nicht gerade bezeichnet werden. Während sich die Debütanten Jamie Green und Bruno Spengler in ihren Persson-Mercedes für ein Neuwagencockpit bei HWA empfehlen konnten, fiel Margaritis die Umstellung von den kleineren Formel-Klassen auf die DTM schwer. Trotz einer Steigerung zum Ende der Saison standen für den Bonner am Ende null Punkte auf dem Meisterschaftskonto - ein Schicksal, das außer ihm nur Audi-Pilot Rinaldo Capello widerfuhr.

In der neuen Saison avanciert Margaritis im Team Persson nun überraschend zur unangefochtenen Speerspitze des Mercedes-Jahreswagen-Quartetts. In Oschersleben gab er uns gut gelaunt Einblicke in seine gesamte sportliche Karriere.

Der deutsche Grieche

Anders als Margaritis' Rennresultate hat sich die Verwirrung um seine Nationalität jedoch auch in diesem Jahr nicht geändert: Ob Grieche, Deutscher griechischer Abstammung oder "Deutsch-Grieche" - nichts gab es, was nicht irgendwo einmal unwissentlicherweise zu lesen war... "Mein Vater ist Grieche, ich habe sehr viel Verwandtschaft in Griechenland", stellt Margaritis klar, der seine Rennen mit griechischer Rennfahrerlizenz bestreitet, jedoch sowohl über die deutsche als auch über die griechische Staatsbürgerschaft verfügt.

"Ich fühle mich eher als Grieche denn als Deutscher. Vielleicht, weil auch der väterliche Anteil überwiegt, wenn man Motorsport macht", bekennt der Bonner, wenngleich er nicht nur auf Grund seiner deutschen Mutter ein Musterbeispiel an Integration darstellt, "ich fühle mich, obwohl ich hier aufgewachsen bin und hier mein Abitur gemacht habe, eigentlich vom Herzen her mehr als Grieche." So will der gebürtige Bonner den eher motorsportabstinenten Griechen seinen Sport näher bringen:

"Da Griechenland motorsportlich nur durch die Rallye Akropolis bekannt ist, versuche ich, dem Land in diesem Bereich ein wenig zu helfen", erklärt der 21-Jährige, dessen DTM-Aktivitäten den Griechen nicht erst seit seinen Topleistungen der aktuellen Saison auffallen: "Ich finde es gut, für Griechenland zu fahren, ich erhalte auch sehr viel Resonanz aus Griechenland. Ich stehe jede Woche mindestens zwei bis dreimal in irgendeiner Sportzeitung..."

So liegt es nicht zuletzt an der DTM-Präsenz Margaritis', dass sowohl die Qualifyings als auch die Rennen der DTM in Griechenland mittlerweile von einem Privatsender live übertragen werden. Margaritis kann sich angesichts seiner Sprachkenntnisse mit so manchem Interview bedanken: "Ich spreche nicht perfekt Griechisch, aber ich kann mich gut mit Leuten unterhalten. Ich mache grammatikalische Fehler, Ausdrucksfehler und die Aussprache ist nicht so gut, aber ich verstehe alles. Interviews zu geben ist ein bisschen schwer, aber es geht."

Vom einen Ball zu den vier Rädern

Sich während der Freizeit auf vier Rädern zu bewegen, war für Alexandros Margaritis während seiner Kindheit und Jugend nicht selbstverständlich. Erst mit neun Jahren saß Margaritis erstmals in einem Kart - fünf Jahre später als so mancher seiner heutigen Konkurrenten. Für den Motorsport begeisterte ihn sein griechischer Vater: "Er ist schon immer motorsportbegeistert gewesen und hat mich irgendwann auch mal auf die Kartbahn mitgenommen."

Dort schlug sich der junge Alexandros mehr als achtbar - und begann schließlich, motorsportliche Ambitionen aufzubauen. Schlug das Herz Margaritis' in der Kindheit noch für den Fußball, so änderte er im Folgenden die Laufrichtung: "Ich hatte vorher zehn Jahre Fußball gespielt, ich habe drei bis vier Jahre beides parallel gemacht und mit 14 entschieden, den Fußball sein zu lassen und Kartmeisterschaften zu fahren."

Die völlige Konzentration auf den Motorsport stellte dabei durchaus keine leichte Entscheidung dar, stand Margaritis doch nicht nur im kostenintensiven Motorsport, sondern auch auf dem Fußballplatz so manches Tor offen. "Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht und war als Spieler in den Jugendabteilungen immer ganz gut gewesen", untertreibt der Persson-Pilot zunächst, um schließlich zuzugeben: "Ich bin in der Nordrhein-Westfalen-Auswahl gewesen, aber nach zwei, drei Jahren hatte ich dazu keine Lust mehr."

Seiner Kartkarriere kam das eindeutige Bekenntnis zum Motorsport schnell zu Gute: 1997 errang Alexandros Margaritis mit 13 Jahren in den - kartsportlich weitaus weniger kostenintensiven - Niederlanden den zweiten Platz in der FSA-Kartmeisterschaft, worauf 1999 ein guter vierter Platz im deutschen Kart-Junioren-Cup folgte. Auf den souveränen Durchmarsch durch hochrangige Kartmeisterschaften folgte eine Karriere in den kleineren Nachwuchs-Formelklassen, die Alexandros Margaritis umso mehr Schwierigkeiten bereitete...