"Das war ein schlechtes Rennen - Oschersleben bringt mir einfach kein Glück. Bereits der Start war schlecht. Vielleicht war es ein mechanisches Problem, vielleicht mein Fehler. Leider fuhr mir Pierre dann in der Hotelkurve ins Auto, was unter Markenkollegen nicht sein sollte", beschreibt Rosberg-Audi-Pilot Timo Scheider den dritten Saisonlauf aus seiner Sicht, "die Jungs haben bei beiden Boxenstopps gut gearbeitet. Dabei ist mir das Auto leider einmal abgestorben. Später erhielt ich eine Durchfahrtsstrafe wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Boxengasse."

Was zunächst nur eine alltägliche Beschreibung eines schwarzen Rennfahrerwochenendes ist, wie es jeder Pilot ab und an erleben muss, mutet bei näherer Betrachtung fast schon tragisch an: Der Oschersleben-Lauf stellte das 60. DTM-Rennen in der Karriere des 27-Jährigen dar - lediglich Bernd Schneider und Christian Abt können im aktuellen Fahrerfeld der DTM auf mehr Rennen zurückblicken. In all den Jahren sah Scheider junge Piloten wie Mattias Ekström, Christijan Albers und Gary Paffett in die DTM einsteigen und rasch erste Siege einfahren. Scheider, dessen Podest- und Siegpotenzial stets kaum jemand in Frage stellte, blieb bislang selbst ein Podestplatz verwehrt.

Opel stellte sich als Karrieresackgasse heraus, Foto: xpb.cc
Opel stellte sich als Karrieresackgasse heraus, Foto: xpb.cc

Dabei hatte die DTM-Karriere des damals 21-Jährigen viel versprechend begonnen: Beim ersten DTM-Wochenende 2000 in Hockenheim manövrierte Timo Scheider sein Opel Astra Coupé V8 auf Anhieb bei beiden Läufen auf Platz vier. Verliefen die Restsaison sowie angesichts eines hoffnungslos unterlegenen Opel die Saison 2001 eher wechselhaft, so wusste sich Scheider in den Jahren 2002 bis 2004 den Ruf des viel versprechenden Nachwuchstalents und künftigen Siegfahrers zu erkämpfen.

Die ohnehin angesichts der allgemeinen Performance des Teams eher spärlichen Erfolge strichen derweil andere ein: Der alljährliche, eine und einzige Podestplatz der Opel-Truppe ging in den Jahren 2002 bis 2004 an Alain Menu, Peter Dumbreck und Manuel Reuter. Dass er dem Potenzial der zitierten Teamkollegen in nichts nachstand, demonstrierte er auch 2003 beim Zandvoort-Rennen: Lange schien es so, als führte er die Rüsselsheimer zum lang ersehnten ersten DTM-Sieg seit drei Jahren. Eine beim zweiten Boxenstopp unzureichend befestigte Radmutter und ein Ausrollen auf drei Rädern am Ende der Boxengasse stellten das Ende der Siegträume dar.

In Hockenheim gelang zum Comeback ein Punkteerfolg, Foto: DTM
In Hockenheim gelang zum Comeback ein Punkteerfolg, Foto: DTM

Obgleich Scheider auch 2004 nach Punkten erfolgreichster Opel-Pilot war, erhielt er im verkleinerten Opel-Fahrerkader des Rüsselsheimer Abschiedsjahres 2005 kein Cockpit. Die Marke mit dem Blitz hatten sich für ihn als Sackgasse seiner DTM-Karriere herausgestellt. "Ich hatte immer den Wunsch mit Audi zusammenzuarbeiten, da von außen alles so professionell und harmonisch aussah und genau das bekomme ich gerade bestätigt", bestätigt Scheider indirekt seine nur unschwer zu erratende Unzufriedenheit mit Opel und sieht in Audi offenbar den besseren Arbeitgeber, "wenn ich sehe, wie analytisch hier gearbeitet wird, muss das zwangsläufig irgendwann zum Erfolg führen."

Nach der DTM-Auszeit von 2005 gedenkt Scheider nun, sich im Audi-Jahreswagen mit Blick auf die kommende Saison für einen Neuwagen der Ingolstädter zu empfehlen - und zeigt sich auch bei Rosberg entsprechend ehrgeizig: "Das Ziel sollte es sein, immer in die Punkteränge zu gelangen. Das ist sicherlich schwierig genug, aber hin und wieder wäre ein Highlight unter den Top-5 nicht schlecht." Gelungen ist ihm dies trotz seiner Position als nach Punkten erfolgreichster Audi-Jahreswagenfahrer - auch angesichts der Performance der Stuttgarter Jahreswagenkonkurrenz - bislang nur in Hockenheim.

Die Ziele des Timo Scheider für die Zukunft, der zwischenzeitlich stark in Richtung Formel 1 geschielt hatte, waren einmal höher: "Jetzt gilt es meine offene Rechnung mit der DTM zu begleichen und mindestens ein Rennen zu gewinnen." Missgönnen würde es ihm im Fahrerlager wohl niemand...