Mit Wehmut dürfte sich Martin Tomczyk an das Jahr 2004 erinnern: Regelmäßig präsentierte sich der damals 22-jährige Bayer an der Spitze, unterstützte Teamkollege Mattias Ekström tatkräftig wie effektiv im Titelkampf, genoss den Ruf des Qualifying-Asses, verpasste nur auf Grund seiner Rennstrategen den ersten Sieg in Oschersleben - und trug maßgeblich zum viel zitierten Aufschwung der "jungen Wilden" bei.

Im vergangenen Winter war von jener Euphorie um die Audi-Nachwuchshoffnung kaum mehr als der Ruf des "ewigen Talents" übrig geblieben: Zu wenig konstant hatte sich Tomczyk 2005 in Qualifying und Rennen präsentiert, zu häufig hatte er mit den Launen seines Dienstwagens gehadert - und viel zu lange musste er um ein Cockpit im Audi-Neuwagen des Jahrgangs 2006 zittern. Zu allem Überfluss musste sich der Meisterschaftsfünfte von 2004 nach Verlängerung des Abt-Vertrags vorwerfen lassen, sich im Kampf um das Neuwagencockpit nur auf Grund der sportpolitischen Bedeutung seines Vaters, ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk, durchgesetzt zu haben...

Die Saison 2004 stellte ein Highlight in Tomczyks Karriere dar, Foto: Sutton
Die Saison 2004 stellte ein Highlight in Tomczyks Karriere dar, Foto: Sutton

Jener Tiefpunkt in der jungen Karriere des Audi-Youngsters schien beim Saisonauftakt in Hockenheim zunächst den unbestrittenen Grundspeed Tomczyks zu mobilisieren: Vom vierten Startplatz aus ging er als bester Audi-Pilot des Samstags ins Rennen - um sich in der Abt-Audi-Hierarchie nach einem misslungenen Start wieder ganz hinten einzureihen und schließlich in den zweifelhaften Genuss eines siebten Platzes zu kommen. Auf dem EuroSpeedway Lausitz blieb Tomczyk gar von Beginn an mit Startplatz zwölf und einem achten Platz im Rennen in den aus der letzten Saison gewohnten Gefilden stecken.

Und so ist sich der Rosenheimer der Tatsache, dass seine Reputation bereits gelitten hat, durchaus bewusst - insbesondere bei seiner früheren Paradedisziplin, dem Qualifying. "Dieses Image bin ich schon losgeworden. Gerade 2004 waren sowohl die Qualifying- als auch die Rennergebnisse sehr gut", blickt der 24-Jährige zurück und muss gestehen: "Seitdem hat sich alles ein bisschen gewandelt. Das letzte Jahr war durchwachsen und auch die Qualifyings waren nicht gerade atemberaubend."

Selbst 2005 kam Tomczyk mit dem Kurs in Oschersleben gut zurecht, Foto: DTM
Selbst 2005 kam Tomczyk mit dem Kurs in Oschersleben gut zurecht, Foto: DTM

Sein Jahr für Jahr neu proklamiertes Saisonziel ändert Tomczyk allerdings dem misslungenen Saisonstart zum Trotz noch nicht: "Ich persönlich halte es für mich realistisch, unter die ersten Drei der Meisterschaft zu kommen. Das ist zwar ein hochgestecktes Ziel, aber es ist möglich dieses Ziel zu erreichen." Doch wie lange noch?

Mit bislang drei Punkten liegt Tomczyk bereits abgeschlagen auf Platz neun der Meisterschaftstabelle - der Meisterschaftskampf scheint sich längst auf Bernd Schneider, Tom Kristensen und möglicherweise Mika Häkkinen zugespitzt zu haben. Die Jagd auf Meisterschaftsplatz drei sowie die eigene Rehabilitierung müssten beim kommenden Rennen einen eindrucksvollen Anfang nehmen, um nicht allmählich in den Bereich der Utopie zu entschwinden...

Hierfür wäre der Kurs in Oschersleben durchaus prädestiniert: Auf den Beinahe-Sieg im Jahr 2004 folgte im Juni letzten Jahres zumindest ein für 2005er-Verhältnisse deutliches Lebenszeichens Tomczyks in Form eines zweiten Startplatzes. Und so gedenkt das Ingolstädter Sorgenkind ohnehin nicht, sich aus der Ruhe bringen zu lassen: "Am Anfang ist es wichtig, gute Ergebnisse einzufahren. Aber deshalb setzt man sich nicht verbissen hin und sagt sich andauernd: Ich muss, ich muss, ich muss..."