Mit seiner eher langsamen Streckencharakteristik und den wenigen Überholmöglichkeiten gehört er nicht zu den schönsten Träumen schlafloser Rennfahrernächte: Der Kurs in Oschersleben. Und dennoch bot das Rennwochenende in der Magdeburger Börde im vergangenen Jahr einige, nicht für alle Beteiligten angenehme Überraschungen dar...

Samstägliche Sintflut

Hatte am Freitag noch vornehmlich Opel-Pilot Laurent Aiello mit Problemen zu kämpfen, die in einem verspäteten Flug sowie dem Verpassen des ersten Freitagstest bestanden, so lernte am Samstag die gesamte DTM-Gemeinde das Abenteuerpotenzial der im Grunde so unspektakulären sachsen-anhaltischen Kleinstadt kennen: Sintflutartige Regenfälle sowie Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h suchten Oscherleben heim - und sorgten für eine 40-minütige Verspätung des Qualifyings und die Absage der Super Pole.

Sintflut in der Magdeburger Börde, Foto: Sutton
Sintflut in der Magdeburger Börde, Foto: Sutton

Während sich Mika Häkkinen auf der von jeglichem Grip befreiten Strecke einen ausgiebigen Besuch im Kiesbett leistete, den er tags darauf auch im Rennen wiederholte, trotzte man bei Audi den Wetterhältnissen und wurde nach dem Doppelsieg von 2004 der Favoritenrolle gerecht: Vorjahressieger Tom Kristensen eroberte souverän die Pole Position, der Vorjahreszweite Martin Tomczyk gesellte sich zu ihm in die erste Startreihe. Mattias Ekström wurde nur auf Grund einer defekten Servolenkung um ein besseres Resultat gebracht - Platz fünf hinter den besten Mercedes-Piloten Gary Paffett und Jamie Green.

Verkehrte Markenwelt

Es sollte nicht das Rennen der Mannschaft um Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich werden: Während sich Kristensens Pole Position infolge eines abgestorbenen Motors in Platz 19 verwandelte, hatte Tomczyk mit einem Vorgang zu kämpfen, der heute Seltenheitswert besitzt - einem gelungenen Start von Seiten Jamie Greens. Nachdem sich der Brite souverän an die Spitze gesetzt hatte, tat es ihm wenig später sein Landsmann Gary Paffett gleich: Auch er passierte Tomczyk eher mühelos.

Auch das gab es mal: Green nach dem Gewinn eines Starts, Foto: Sutton
Auch das gab es mal: Green nach dem Gewinn eines Starts, Foto: Sutton

So war die verkehrte Markenwelt bereits nach zwei Runden perfekt: An Stelle des Audi-Duos Kristensen und Tomczyk duellierten sich zunächst zwei Mercedes-Piloten um den Sieg, um jenes Duell bereits nach den ersten Boxenstopps entschieden zu wissen: Die HWA-Boxenstoppcrew entledigte Paffett der unlösbar scheinenden Aufgabe, Green auf der Strecke zu überholen, als sie den späteren Meister beim zeitgleichen Stopp schneller abfertigte als die Persson-Mannschaft Jamie Green. Ein verzweifeltes Rad-an-Rad-Duell mit Paffett am Ausgang der Boxengasse änderten da bereits nichts mehr an der Niederlage des überzeugenden Persson-Youngsters.

Derweil versuchte Mattias Ekström nach Kräften, auch die letzten Zweifler noch vom Siegpotenzial des Audi A4 DTM in Oschersleben zu überzeugen - was ihm angesichts seiner Rundenzeiten durchaus eindrucksvoll gelang: Trotz des bescheidenen Startplatzes vermochte sich Ekström in Folge erfolgreicher Überholmanöver gegen Aiello und Jamie Green, der schließlich ein überzeugendes Debüt auf dem DTM-Podest gab, noch bis auf drei Sekunden an Titelrivale Paffett heranzupirschen. Am unerwarteten Sieg Paffetts änderte Ekström dabei nichts mehr - ebenso wenig wie an den schwachen Ergebnissen bei Opel:

"Wir haben mit der Problematik an Laurents (Aiellos) Tür natürlich Zeit verloren. Nach dem Stopp war das Auto dann im Verkehr und wir haben auch noch durch eine Überrundung Zeit verloren. Ich denke, ein vierter oder fünfter Platz wäre drin gewesen", stellte Opel-Sportchef Volker Strycek fest - und bewies, dass die DTM-Welt trotz unerwarteter Regenfälle und und eines unerwarteten Siegers auch in Oschersleben nicht gänzlich auf den Kopf gestellt wurde...