In Hockenheim betrug es 39 Jahre, auf dem EuroSpeedway 38,7 - das Durchschnittsalter der Podestbesucher. Hatte man sich nach den vergangenen Jahren bereits daran gewöhnt, die viel zitierten "jungen Wilden" ungestört von den Veteranen um den Titel kämpfen zu sehen, war der Generationswechsel in der DTM bereits als unabwendbarer Prozess gesehen worden, so belehren die Routiniers die DTM-Beobachter nun eines Besseren.

Bernd Schneider, seines Zeichens mit 41 Jahren zweitältester DTM-Pilot, sieht sich bestätigt. "Ich glaube, dieser Sachverhalt wird überbewertet. Wenn jemand gut und vorne dabei ist, erhält er die Lorbeeren", stellte der vierfache DTM-Meister im Gespräch mit der adrivo Sportpresse fest, "da ist es egal, ob er 41 oder 25 Jahre alt ist. Im Endeffekt zählt die Leistung und die Leistung entscheidet, ob du als Fahrer in der DTM dabei bist oder nicht."

Nach zwei durchwachsenen Jahren peilt Schneider den 5. Titel an, Foto: DTM
Nach zwei durchwachsenen Jahren peilt Schneider den 5. Titel an, Foto: DTM

Auch innerhalb seines HWA-Teams sieht Schneider keine besondere Rivalität zwischen dem Youngster-Duo aus Jamie Green und Bruno Spengler sowie Häkkinen und ihm: "Bei uns wird nicht über das Alter geredet, sondern über Rundenzeiten. Wir tauschen uns untereinander aus. Wir haben keine Geheimnisse voreinander." Bruno Spengler bestätigt: "Im Team arbeiten alle gut zusammen, egal ob alt oder jung. Wir verstehen uns alle vier sehr gut. Es kommt uns nur darauf an, wer der Schnellste ist, das Alter spielt keine Rolle."

Dabei erscheint die besagte Harmonie zwischen Jung und Alt keineswegs zwingend: So ist kaum abzustreiten, dass Schneiders scheinbares Formtief der vergangenen beiden Jahre nicht allein Folge gelegentlicher Probleme beim Qualifying sowie die nicht ganz an vorherige Jahre heranreichende fahrerische Konstanz war - auch die teilweise unerwartet dominanten Leistungen seiner jüngeren Kollegen Christijan Albers und Gary Paffett hatten ihren Anteil...

Martin Tomczyk zeigt Respekt vor den Leistungen der Routiniers, Foto: DTM
Martin Tomczyk zeigt Respekt vor den Leistungen der Routiniers, Foto: DTM

Auf dem Niveau, das Albers und Paffett bereits von Beginn ihres HWA-Einstiegs an offenbarten, scheinen Green und Spengler zurzeit noch nicht gänzlich angekommen zu sein - was sich mit wachsender Erfahrung des Briten wie des Kanadiers durchaus ändern könnte. "Wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich immer zu ihnen gehen. Aber es ist anders als im letzten Jahr, da ich kein absoluter Anfänger mehr bin. Deshalb wäre es für sie vielleicht besser, mir nicht mehr alles zu verraten", verrät Spengler sein Arbeitsverhältnis zu den Veteranen und stellt eine mögliche Änderung in Aussicht...

Wenngleich der F1-Einstieg Gary Paffetts sowie das Pannenpech Mattias Ekströms ihr Übriges zur Dominanz der Routiniers tun - die Leistungen Schneiders, Tom Kristensens und Mika Häkkinens scheinen selbst frühere Anhänger der Generationswechselthese in Verlegenheit zu bringen. "Ich glaube schon", antwortete Martin Tomczyk gegenüber der adrivo Sportpresse noch im Juli 2005 auf die Frage nach der Existenz des Generationswechsels - auf die erneute Frage hin legt sich der 24-Jährige nun nicht mehr fest.

"Ein gewisser 'Generationenkampf' ist ja nicht schlecht", bleibt der Bayer zunächst im Ungefähren, um dann auf die "biologische Alterung" zu verweisen: "Seit 2004 mischen immer mehr jüngere Fahrer vorne mit. Ich finde das nicht schlecht, denn selbst die erfahrenen Piloten können ja nicht fahren, bis sie hundert sind. Die jungen brauchen ihre Chance und die Fans verlangen nach neuen Idolen."