Über den Winter gab es um Audi einige Diskussionen, und die Zukunft war eine zeitlang nicht ganz klar. Wie sieht die Perspektive für 2006 aus?

Martin Tomczyk: Das Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen. Ich persönlich halte es für mich realistisch unter die ersten Drei der Meisterschaft zu kommen. Das ist zwar ein hochgestecktes Ziel, aber es ist möglich dieses Ziel zu erreichen.

Wie schwierig ist es, dieses Ziel gegen so starke Teamkollegen wie Mattias oder Tom zu erreichen?

Martin Tomczyk: Jeder hat dasselbe Material und dieselben Rechte. Bei Audi hat jeder Fahrer freie Hand. Wenn am Saisonende ein Pilot klarer Titelanwärter ist, dann unterstützen wir ihn natürlich. Aber das macht man im Endeffekt ja gerne und aus eigenem Antrieb.

Das neue Quali: Drei Super-Poles hintereinander., Foto: Sutton
Das neue Quali: Drei Super-Poles hintereinander., Foto: Sutton

Ist es deshalb schon in den ersten Rennen wichtig, sich innerhalb des Teams zu positionieren?

Martin Tomczyk: Ja, am Anfang ist es wichtig, gute Ergebnisse einzufahren. Aber deshalb setzt man sich nicht verbissen hin und sagt sich andauernd: Ich muss, ich muss, ich muss... Die Saison ist schließlich lang. Auch wenn wir jetzt schon wieder zwei Rennen hinter uns haben.

Ist es vielleicht auch eines Deiner Ziele das Image des Qualifying-Meisters loszuwerden? Das haftet Dir ja schon etwas an...

Martin Tomczyk: Dieses Image bin ich schon losgeworden. Gerade 2004 waren sowohl die Qualifying- als auch die Rennergebnisse sehr gut. Seitdem hat sich alles ein bisschen gewandelt. Das letzte Jahr war durchwachsen und auch die Qualifyings waren nicht gerade atemberaubend. Deshalb hat sich dieser Ruf erledigt.

Wie stehst Du eigentlich zum neuen Qualifying-Format?

Martin Tomczyk: Es ist eine Umstellung für uns Fahrer, aber ich komme damit sehr gut klar. Es ist nichts anderes als mehrere Super Pole-Runden hintereinander hinzubekommen. Mir gefällt und liegt das.

War das 2004er Auto leichter zu fahren als seine beiden Nachfolger?

Martin Tomczyk: Im letzten Jahr hat man gesehen, dass das Auto eindeutig schwieriger zu fahren war. Dieses Jahr ist der A4 DTM nicht mehr so nervös und im Grenzbereich einfacher zu fahren. Damit macht es viel mehr Spaß.

Wie groß ist der Abstand zwischen dem 2005er und dem 2006er Audi?

Martin Tomczyk: Bei den Zeiten ist der Unterschied nicht so groß. Diese bessere Fahrbarkeit erleichtert die Abstimmung allerdings.

Hat sich durch den Neuzugang von Heinz Harald etwas im Team verändert? Er zieht schließlich ein großes Medieninteresse auf sich. Ist es dadurch schwieriger als im letzten Jahr in Ruhe zu arbeiten?

Martin Tomczyk: Nein. Wenn ein Heinz-Harald Frentzen im Team fährt, zieht das natürlich die Presse und die Fans an, aber letztlich ist es gar nicht einmal so schlecht. Alle stürzen sich immer zuerst auf Heinz-Harald und dadurch haben wir anderen ein bisschen mehr Ruhe. Als Person hat sich Heinz-Harald ebenfalls sehr gut in die Audi-Familie eingelebt.

Tomczyk gefällt der Generationenkonflikt., Foto: Sutton
Tomczyk gefällt der Generationenkonflikt., Foto: Sutton

Gibt es diesen Generationswechsel in der DTM oder ist das nur ein Medienmärchen? In Hockenheim standen ja in Anführungszeichen "drei ältere Semester" auf dem Podium.

Martin Tomczyk: Ein gewisser "Generationenkampf" ist ja nicht schlecht. Seit 2004 mischen immer mehr jüngere Fahrer vorne mit. Ich finde das nicht schlecht, denn selbst die erfahrenen Piloten können ja nicht fahren, bis sie hundert sind. Die jungen brauchen ihre Chance und die Fans verlangen nach neuen Idolen.

Was war Deine erste Reaktion, als Du gehörst hast, dass 2006 eine Dame mitfahren wird?

Martin Tomczyk: Natürlich war das keine alltägliche Nachricht, aber sie wird deshalb nicht anders behandelt als alle anderen Fahrer. Sie muss sich genau wie alle anderen auch einmal einen witzigen Spruch anhören. Aber sie kann durchaus auch austeilen.

Und wie kommt sie im Auto zurecht?

Martin Tomczyk: Sie muss viel über das Auto und die Serie lernen, aber sie hat sich sehr schnell ins Team eingelebt. Sie kommt sehr gut mit dem Fahrzeug zurecht und kann gute Aussagen über den Wagen treffen. Das sind die Hauptkriterien, die man als Rennfahrer oder Rennfahrerin haben muss - und die sind bei ihr vorhanden.