Seit eineinhalb Stunden sind auch die letzten amtierenden Meister aus Audi-Reihen Vergangenheit: Nachdem bereits das "Audi Sport Team Abt Sportsline" um Mattias Ekström und Martin Tomczyk vor drei Wochen in Istanbul von der Stuttgarter Konkurrenz abgelöst wurden, scheiterte auch der Versuch, den Fahrertitel Mattias Ekströms sowie den Markentitel zu verteidigen - und das deutlich.

Mehr als riskante, allerdings durchaus clever erscheinende taktische Experimente beim aussichtslos von Platz 15 startenden Mattias Ekström trugen zwar letztlich zur Pleite bei - der Meisterschaftsverlust hätte allerdings auch mit einer konservativeren Herangehensweise nicht verhindert werden können. So entschied man sich angesichts eines Regenschauers kurz vor dem Start, Mattias Ekström mit einer weicheren Abstimmung ins Rennen zu schicken, die dem Schweden auf nasser Fahrbahn Vorteile einbringen sollte. Nachdem der Titelverteidiger aus Runde neun bereits als Neuntplatzierter zurückkam, schien dies zwar Früchte zu tragen - allerdings sollten diese ihr Haltbarkeitsdarum schnell überschritten haben.

Mattias Ekström musste sich im Mittelfeld beweisen, Foto: Sutton
Mattias Ekström musste sich im Mittelfeld beweisen, Foto: Sutton

Je mehr die Strecke abtrocknete, desto mühevoller wurde es für Ekström, sich den Angriffen der Gegner zur Wehr zu setzen; auch eine Neuinterpretation des Reglements brachte nicht den gewünschten Effekt: Der Versuch, in Runde 16 beide Boxenstopps in Einem zu absolivieren, indem man, mit Unterbrechung einer nur wenige Zentimeter währenden "Fahrt" Ekströms, zweimal hintereinander die Reifen wechselte, änderte nichts daran, dass Ekström zum Ende des Rennens hin bis auf Platz sieben durchgereicht wurde - eine Position, die ihm auf Grund des "Doppelstopps" zunächst aberkannt wurde, bevor man dem gebeutelten Ekström doch noch seine hart erkämpften, nutzlosen Punkte gönnte...

Weniger experimentell ging man bei Tom Kristensen vor: Der Meisterschaftsdritte, der nach einem eher schläfrigen Start auf Platz drei zurückgefallen war, nach einer imposanten Aufholjagd jedoch Rang zwei zurückerobert hatte, scheiterte zunächst an einem um eine Runde zu spät angesetzten Boxenstopp, der ihn wieder hinter Mercedes-Pilot Jamie Green zurückfallen ließ. Wenige Runden vor Schluss musste sich Kristensen auch dem herannahenden Gary Paffett geschlagen geben - der undankbare vierte Endrang für den Le-Mans-Champion.

Frank Stippler wusste voll und ganz zu überzeugen, Foto: Sutton
Frank Stippler wusste voll und ganz zu überzeugen, Foto: Sutton

Derweil trumpfte mit Frank Stippler ein Jahreswagenpilot auf: Der 30-Jährige, bereits seit Istanbul in Topform, hielt von Platz fünf aus startend rundenlang den späteren Meister Gary Paffett hinter sich und fuhr am Ende einen sensationellen fünften Platz ein, mit dem sich der Rheinländer möglicherweise für höhere Aufgaben bewerben konnte: Die Abt-Piloten Allan McNish, von aussichtsloser Position startend, erlebte mit einem startkollisionsbedingten Zusatzboxenstopp erneut eine Pleite, Martin Tomczyk, dessen Wochenende zunächst viel versprechend begonnen hatte, drehte sich nach einem guten Start in der ersten Kurve und schlug später eingangs des Motodroms in die Reifenstapel ein.

So konnte die Mannschaftsleistung der Audi-Piloten erneut nicht ganz mit der der Stuttgarter Konkurrenz mithalten - für die nächste Saison besteht hier Handlungsbedarf. Auch der aktuelle Audi A4 DTM verfiel in alte, vom Saisonbeginn bekannte Gewohnheiten: Er bekam allzu häufig das Heck der Mercedes C-Klasse zu Gesicht. Weder im Nassen noch bei nahezu trockener Strecke erschien der Ingolstädter DTM-Bolide dauerhaft konkurrenzfähig und blieb so weit hinter seinem eigentlichen Potenzial zurück.

So fand eine insgesamt enttäuschende Saison für die Ingolstädter ein passendes Ende: Die Brillanz, die Audi im vergangenen Jahr insbesondere in der zweiten Saisonhälfte regelmäßig an den Tag legte, wollte in diesem Jahr nur vereinzelt durchscheinen - was sich im nächsten Jahr zweifelsohne wieder ändern könnte.