Nach einem streckenweise turbulenten wie kuriosen Finalrennen auf dem Hockenheimring konnten Gary Paffett und Mercedes-Benz die noch offenen Fahrer- und Markenwertungen souverän für sich entscheiden.

Wie schon vor dem Qualifying hatte auch vor dem Rennen ein Regenschauer eingesetzt, der den Hockenheimring wieder einmal in eine Rutschbahn verwandelte und ein spannendes Rennen versprach. Und so begann bereits das Ende der Einführungsrunde mit einer Herausforderung, dem Positionieren der Fahrzeuge in zwei Zehnerreihen. Eine Herausforderung, die, warum auch immer, nicht alle Piloten meisterten - da so manches Fahrzeug zur Mitte hin versetzt stand, wurde seitens der Rennleitung ein Startabbruch sowie eine neue Einführungsrunde verordnet.

Der Start verlief dagegen disziplinierter: Zwar gelang Jamie Green wie befürchtet kein guter Start, Tom Krisensens Start misslang allerdings ebenso. So war es Bernd Schneider, der mit einen nahezu perfekten Start profitieren und bereits vor der ersten Kurve auf Platz eins vorstoßen konnte. Während sich Martin Tomczyk in der ersten Kurve drehte und bis auf Platz 17 zurückfiel, arbeitete sich Mattias Ekström bereits innerhalb der ersten Runde bis auf Platz neun vor - nur drei Positionen hinter seinem Titelrivalen Gary Paffett, der nach einem akzeptablen Start vor der Mercedes-Tribüne von Frank Stippler und Heinz-Harald Frentzen, der seinerseits seine vierte Startposition nicht zu nutzen wusste, überholt worden war.

Schneider und Green konnten sich schnell absetzen, Foto: Sutton
Schneider und Green konnten sich schnell absetzen, Foto: Sutton

In den folgenden 13 Runden ging es zunächst ruhiger zu, sowohl im Kampf um den Sieg als auch beim Meisterschaftsduell: Nachdem sich Paffett wieder an Frentzen vorbeigeschoben hatte, scheiterte er rundenlang am Versuch, Frank Stippler im Vorjahres-Audi zu überholen; Mattias Ekström steckte nicht nur auf Platz neun fest, sondern hatte sich auch gegen die Angriffe des zehntplatzierten Manuel Reuter zur Wehr zu setzen. Erst nach einem Ausritt Laurent Aiellos eingangs des Motodroms gelangte der Schwede erstmals in die Punkteränge.

Es sollte die Ruhe vor dem Sturm sein: Tom Kristensen, der auf Platz drei liegend zunächst Sekunde um Sekunde auf Schneider und Green verloren hatte, hatte die Lücke zum jungen Briten geschlossen - und eroberte Platz zwei. Auch die folgenden Boxenstopps brachten Bewegung ins Renngeschehen: Nach 16 Runden bogen Bernd Schneider, Jamie Green, Frank Stippler, Gary Paffett, Heinz-Harald Frentzen und Mattias Ekström allesamt in die Boxengasse ein. Während bei Heinz-Harald Frentzen vorne rechts eine Radmutter klemmte und sich der Mönchengladbacher bereits von Punktehoffnungen verabschieden konnte, startete Audi einen laut Dr. Wolfgang Ullrich "innovativen Versuch":

Kristensen ließ zwischenzeitlich aufhorchen, Foto: Sutton
Kristensen ließ zwischenzeitlich aufhorchen, Foto: Sutton

Nach einem ersten Reifenwechsel schien sich der Schwede auf den Weg zurück auf die Strecke zu machen - bevor er nach wenigen Zentimetern nochmals Halt machte und ein zweites Mal die Reifen wechseln ließ. Ein Taktik-Coup, der einen letzten Versuch darstellte, Ekström im Kampf um die Meisterschafte zum Sprung nach vorne zu verhelfen, sollte das ungewöhnliche Boxenstoppmanöver doch als Absolvieren beider Pflichtstopps gelten. Der strategische Kniff wurde allerdings nicht belohnt: Während ein Sieg weiterhin in weiter Ferne lag, lieferte sich der Titelverteidiger zwar zunächst ein packendes Duell mit Jean Alesi, wurde jedoch kurz vor Ende des Rennens noch bis auf Rang sieben durchgereicht - bevor der langjährige Abt-Pilot aus der Wertung ausgeschlossen wurde und wenige Stunden später wieder als Siebenter in den Ergebnislisten auftauchte...

Auch in den Kampf um den Sieg schien nochmals Bewegung zu kommen: Während Bernd Schneider nach Absolvieren des ersten Stopps seinem Markenkollegen Mika Häkkinen auffuhr, jedoch zumindest die C-Klasse des Saarländers offenbar keinen größeren Schaden nahm, stattete Tom Kristensen erst eine Runde nach seinen Mercedes-Rivalen seiner Boxencrew einen Besuch ab, womit der Däne wieder auf Platz drei zurückfiel. Schneider und Green konnten auf abtrocknender Strecke den Vorteil nutzen, eine Runde mehr als Kristensen auf Trockenreifen absolviert zu haben.

Ekströms tapferer Kampf im Mittelfeld blieb unbelohnt, Foto: Sutton
Ekströms tapferer Kampf im Mittelfeld blieb unbelohnt, Foto: Sutton

Nachdem Martin Tomczyk mit einigem Geschwindigkeitsüberschuss eingangs des Motodroms in die Reifenstapel geprallt war, wurde offensichtlich, dass Audi bei einem verpatzten Saisonfinale noch nicht einmal der kristensensche Podestplatz vergönnt war: So schloss der mittlerweile viertplatzierte Paffett immer weiter zum Dänen auf, und ging, nach einem letzten harten Verteidigungsversuch Kristensens, schließlich am Meisterschaftsdritten vorbei.

Schließlich wurde ein packendes und um einige Kuriositäten angereichertes Saisonfinale noch überschattet von einem schweren Unfall Heinz-Harald Frentzens: Der Mönchengladbacher, nach einer Berührung mit Alesi sowie weiteren kleinen Fehlern auf aussichtsloser Position liegend, war ausgangs des Motodroms seitlich in die Reifenstapel eingeschlagen: Eine auwändiges Bergungsmanöver musste eingeleitet werden, bevor der immerhin ansprechbare Opel-Pilot ins Medical Center transportiert wurde.

Dritter in Hockenheim und neuer Meister: Gary Paffett, Foto: Sutton
Dritter in Hockenheim und neuer Meister: Gary Paffett, Foto: Sutton

So siegte ein zu keinem Zeitpunkt ernsthafter gefährdeter Bernd Schneider, der wie bereits beim letztjährigen Meisterschaftsfinale sein ganzes Talent beim Finalrennen aufblitzen ließ. Mit den Plätzen zwei und drei wussten auch seine Markenkollegen Jamie Green und der neue DTM-Meister Gary Paffett zu überzeugen. Die Plätze vier und fünf gingen wie bereits beim Saisoneinstand an Audi - während Tom Kristensen das Maximum aus den begrenzten Möglichkeit herausholte, gelang Frank Stippler im Vorjahres-A4 eine Paradeleistung. Der nach dem Start bis auf Platz zwölf zurückgefallene Marcel Fässler glänzte in seinem Opel Vectra GTS am Ende mit Position sechs, vor dem wieder in die Wertung genommenen Mattias Ekström. Bruno Spengler belegte im Vorjahres-Mercedes des Persson-Teams Rang acht.