Unschuldig und verschlafen lag das baden-württembergische Hockenheim an diesem Freitag vor uns. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Jedenfalls wäre sie dies bei jedem anderen, 'normalen' DTM-Rennwochenende gewesen. In Oschersleben war es sogar im wahrsten Sinne des Wortes die sprichwörtliche Ruhe vor dem Hereinbrechen des Sturmes am Samstag.

Für das Saisonfinale in Hockenheim galt das aber nicht. Der Freitag begann alles andere als locker, gelassen und mit wenig Betrieb im Fahrerlager, der Boxengasse und den Hospitality-Zelten. Im Gegenteil: Von Ruhe war nichts zu verspüren.

Egal ob Fahrer, Teammitglieder oder Verantwortliche: Alle waren pausenlos beschäftigt und hatten mehr als nur viel zu tun. Man merkte einfach, dass es zu Ende geht. Das Finale, das damit verbundene letzte Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge und die lange Winterpause sind nah. Termine, Meetings und Verhandlungen für 2006 bestimmen den Tagesablauf.

Wie geht es mit der DTM weiter? Welche Rahmenrennserien bleiben dabei oder kommen hinzu? Wie viele Rennen wird es im nächsten Jahr geben und wo werden diese ausgetragen? Wer fährt bei welchem Team? Welche Sponsoren sind bei wem vertreten?

All diese Weichen und noch viele mehr werden an diesem Wochenende in Hockenheim gestellt. Da ist es kein Wunder, dass selbst der - RenaultF1-Chefstratege Pat Symonds würde sagen - "normale Standard-Freitag" zu einem betriebsamen Arbeitstag mit vielen Hindernissen für Terminsuchende wurde.

Das Leben in Hockenheim ging unterdessen beinahe völlig unbeeindruckt vom arbeitswütigen Fahrerlager seinen gewohnten Gang. Dass bedeutet: Tagsüber waren in den viel zu engen Gassen, die hier Straßen genannt werden, unzählige Fahrräder unterwegs. Des Nachts wechselten die Bewohner der Rennstadt mit der höchsten Zweiraddichte der DTM jedoch auf Rollen: In den dann dunklen, aber immer noch genauso engen, Straßen waren Rollerblades angesagt. Manchmal kamen aber sogar Menschen in ihrer Urform vor: Jener des Fußgängers.

All Jene die in den winkligen und auf beiden Seiten durch parkende Fahrzeuge künstlich noch weiter verengten Straßen auf vier Räder setzten, mussten derweil damit rechnen, dass auf den Straßen das Gesetz der Rennstrecke galt: Wer nachgibt verliert.

Ein entgegenkommendes Fahrzeug bremst also erst ab, wenn es denn auch unbedingt sein muss. Strafwürdige Kollisionen der 'Konkurrenten' mit unserem Mietwagen einer in der DTM vertretenen, aber hier nicht näher benannten, Premium-Automarke blieben aber Gott sei dank ebenso aus, wie die ansonsten unvermeidliche Drive-Through-Strafe.

Eines steht dennoch fest: Der Sturm wird kommen. Aber hoffentlich nicht in Form eines Taifuns wie anno 2004 beim Japan GP in Suzuka oder eines heftigen Unwetters wie in diesen Jahr in Oschersleben. Sondern in Person von rund 80.000 begeisterten DTM-Fans, die der Rennserie am Sonntag ein standesgemäßes Saisonfinale vor ausverkauftem Haus bescheren werden. Der Zuschaueransturm beendet die Saison also wie er sie Mitte April begonnen hat: Mit einem Besucherrekord.