Die DTM blickt mit Hochspannung nach Hockenheim. So wird nicht nur die Vergabe des Fahrer- und Markentitels in wenigen Tagen entschieden; für Gary Paffett bedeutet das Finalrennen in Hockenheim weitaus mehr: Es gilt, eine Katastrophe zu verhindern... "Es wäre das größte Desaster aller Zeiten, wenn ich den Titel nicht gewänne", gab der britische Meisterschaftsanwärter gegenüber Autosport Atlas zu Protokoll.

Kurz vor seinem möglichen ersten Titelgewinn neigt der 24-Jährige offenbar zu skurrilen Superlativen, ist es doch mehr als fraglich, ob sich ein gleich Gesinnter findet, der den - angesichts eines neunpünktigen Vorsprungs unwahrscheinlichen - Titelverlust Paffetts als Tiefpunkt der Weltgeschichte empfindet... Peinlich wäre es für den sonst so abgeklärten Paffett allerdings zweifelsohne, sollte der letztjährige Vizemeister seinen ersten Titel infolge einer seiner Flüchtigkeitsfehler verspielen:

"Es gehen ihnen die Gründe aus, mir eine Durchfahrtsstrafe zu geben. Ich übertrat die weiße Boxenausgangslinie am Nürburgring und wurde Dritter. Als mir in Brünn ein Frühstart unterlief, wurde ich Vierter. Als ich mich in Spa als Zehnter qualifizierte und eine Drive-trough-Strafe bekam, wurde ich noch Achter", zählt Gary Paffett seine Liste an Missgeschicken auf, die allerdings einer weitaus längeren Reihe an fehlerfreien Leistungen, die mit der Bezeichnung "brillant" gewiss nicht überbewertet werden, gegenüber steht.

So hofft das Zugpferd der Stuttgarter, die Paradevorstellungen, wie er sie bei seinen vier Saisonsiegen darbot, zu wiederholen - und nicht wie Ex-Mercedes-Pilot Christijan Albers 2004 im Titelkampf die Nerven zu verlieren. Schließlich geht es doch um einen weiteren Superlativ: "Es würde mir unglaublich viel bedeuten und wäre der Höhepunkt meiner Karriere. Wenn mir jemand am Beginn meiner Karriere erzählt hätte 'Du wirst die DTM gewinnen', hätte ich ihm niemals geglaubt."

Doch selbt wenn Paffett wider Erwarten ein Fehler unterlaufen sollte, sieht der ehemalige Formel-3000-Pilot gute Chancen für sternenbehaftete Steine, die dem für Mattias Ekströms Titelverteidigung nötigen Sieg in den Weg liegen könnten: "Selbst wenn ich nicht gewinne, bin ich sicher, dass einer meiner Teamkollegen gewinnen wird. Mika Häkkinen wird gewinnen wollen, und Bernd Schneider sowie Jamie Green werden ebenfalls stark sein." Eines ist jedoch gewiss: Sollte das "größte Desaster aller Zeiten" ausbleiben, erlebt die DTM ihren ersten britischen Meister - und zweifelsohne einen verdienten.