Die Freude am Sparen greift um sich: In Zeiten weltweiten Wettbewerbs gilt es für die Automobilhersteller umso mehr, größtmögliche Effizienz anzustreben - auch im Motorsport. So möchten sich Opel und Konzernmutter General Motors das Motorsportabenteuer in der DTM nicht mehr gönnen: Nach eigenen Angaben zu hoch ist der finanzielle Aufwand für die noch immer angeschlagene Rüsselsheimer Tradionsmarke. Wo die Erfolge ohnehin schon seit Jahren auf sich warten lassen...

Zwar kündigte Opel den Ausstieg bereits vor fast einem Jahr an und bot so der DTM eine durchaus faire Chance zur Suche nach Ersatz: Neue Hersteller meiden jedoch die DTM nach wie vor - und versuchen sich lieber an einem Engagement bei der Konkurrenz, der WTCC. So bestand Handlungsbedarf: Neben der Europäisierung sind es die Kosten, die zunehmend ins Visier der DTM-Verantwortlichen geraten...

(2) DTM zum Spartarif...

Was in der Formel 1 seit Jahren nicht recht gelingen will, bietet die neue DTM schon seit ihrem Bestehen: Ein stabiles Sportliches und Technisches Reglement, das ein hochklassiges Motorsportengagement zu vergleichsweise günstigen Preisen ermöglicht. Dass dies jedoch nicht reichte, wurde spätestens in dieser Saison allzu offensichtlich: Ein DTM-Einsatz war nicht so günstig, als dass man Opel vom Ausstieg hätte abhalten können; ebenso wenig war die Strahlkraft des Reglements so groß, als dass man zum deutschen Herstellertrio und künftigen -duo neue Marken hätte locken können.

Die Verantwortlichen beim Ankündigen einer Evolution..., Foto: DTM
Die Verantwortlichen beim Ankündigen einer Evolution..., Foto: DTM

"Vor diesem Hintergrund war es Ziel, Kostenreduzierungen zu schaffen; Privatteams die Möglichkeit zu geben, Fahrzeuge einzusetzen", sagte DMSB-Vizepräsident Hermann Tomczyk am 07.08. dieses Jahres bei der Pressekonferenz zur Präsentation des neuen Sportlichen und Technischen Reglements für 2006. Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich ergänzte: "Die Automobilindustrie versucht in allen Bereichen, die Kosteneffizienz zu erhöhen." So auch bei den motorsportlichen Engagements...

Und dies sollte mit dem neuen Reglement für 2006 durchaus kein abwegiges Ziel sein: Während die Änderungen beim Sportlichen Reglement in Form des Verbots elektronischer Hilfen an den Boxenstoppstationen sowie Reduzierungen bei der Zahl der Reifensätze pro Rennwochenende und Fahrer sowie bei der Zahl der Mechaniker beim Boxenstopp - ein Punkt, der nun auch in der Formel 1 möglicherweise aufgegriffen wird - vergleichsweise dezent ausfallen, offenbart das Technische Reglement sichtliche Einsparungen: So müssen in den DTM-Boliden des Jahrgangs 2006 weite Teile des Chassis sowie der Aerodynamik vom Vorgängerfahrzeug übernommen werden - was eine deutliche Reduzierung der Entwicklungskosten bedeutet.

Könnte Konkurrenz bekommen: Privatteam Mücke, Foto: Sutton
Könnte Konkurrenz bekommen: Privatteam Mücke, Foto: Sutton

Das Reglement des Jahres 2006 stellt durchaus ein wichtiges Signal an potenzielle neue Hersteller in der DTM dar, und doch ist es zweifelsohne nur eine Übergangslösung, die allein noch keine Wende bringt. Der weitest gehend eingefrorene Entwicklungsstand der DTM-Boliden soll zunächst privaten Teams einen Einsatz konkurrenzfähiger Jahreswagen schmackhaft machen, tut die Serie doch gut daran, sich etablierte Privatteams neben den Herstellern als zweites Standbein aufzubauen. Derweil schien man insbesondere auf private Standbeine mit Opel-Blitz zu schielen... Erste Erfolge waren bereits angesichts des Interesses bei Team Rosberg an einem DTM-Comeback zu verzeichnen. Die rosbergschen Fahrzeuge trügen allerdings eher Audi-Ringe, sollte es nicht zur Freigabe der aktuellen Opel Vectra GTS durch die GM-Europazentrale kommen...

Mercedes-Sportchef Norbert Haug kommentierte bei der Präsentation: "Betonen möchte ich auch, dass es sich um einen evolutionären Schritt eines fast perfekten Reglements handelt." Und so lässt die nächste Evolution nicht lange auf sich warten - bis die Revolution vollbracht ist... "Das eine ist das Übergangsjahr 2006 - da haben wir die Entwicklung eingefroren. Aber mit dem Ziel, für 2007 das Reglement so zu überarbeiten, dass es wirklich noch mal kostengünstiger wird", kündigte ITR-Chef Hans Werner Aufrecht gegenüber ADAC motorwelt an. Er ergänzt: "Da ist man im Moment dabei. Und da spricht man auch mit anderen Herstellern."

Hans Werner Aufrecht hält Ausschau nach neuen Herstellern, Foto: Sutton
Hans Werner Aufrecht hält Ausschau nach neuen Herstellern, Foto: Sutton

Im nun fünften Jahr ohne neuen Hersteller gibt der H.W.A.-Gründer offen zu: "Die Einstiegshürde, die im Moment für viele besteht, dieser hohe Wettbewerbsdruck in der DTM, ist sicher ein ganz großes Handicap für Neueinsteiger. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir nach einer deutlichen Reduzierung der Kosten auch mehr Hersteller bekommen." Eine mutige Ansage, die deutlich demonstriert, dass man aus den Fehlern der alten DTM/ITC nicht nur gelernt hat - man bemüht sich redlich, in der neuen DTM eine umgekehrte Marschrichtung einzuschlagen.

Wirken sich Europäisierung und Kostenreduzierung wunschgemäß aus, so sollte für die DTM Licht am Ende des Tunnels erscheinen. Eine letzte Hürde ist damit nicht aufgehoben, gibt es doch nur ein begrenztes Kontingent an potenziellen DTM-Teilnehmern. Lesen Sie dazu am Freitag mehr...