Als böte der spektakuläre Kurs nahe Istanbul nicht schon genug Voraussetzungen für ein packendes Rennen, wurde die fahrerische Herausforderung bereits vor Rennbeginn um einen weiteren Faktor bereichert: Schon seit Stunden kam der 5,378 Kilometer lange Kurs nach starken Regenfällen einer Rutschbahn gleich. So schienen die Karten neu gemischt zu werden: Einem aus drei auf den Startplätzen zwei bis vier stehenden C-Klassen bestehenden Puffer zum fünftplatzierten Ekström zum Trotz stand auch Pole-Setter Gary Paffett vor einer schwierigen fahrerischen Aufgabe.

Wider den Erwartungen ging es am Start jedoch äußerst ruhig zu: Alle Piloten meisterten den schwierigen Start im Regen mit Bravour - insbesondere Mattias Ekström. Bereits vor der ersten Kurve hatte er sich an den beiden Persson-Piloten Bruno Spengler und Jamie Green vorbeigeschoben, doch die Freude darüber sollte nicht von langer Dauer sein. Blieb der Start noch frei von größeren Remplern, so folgt nun ein zumindest umstrittenes Manöver des viertplatzierten Green gegen Ekström: Kurz vor der letzten Kurve versuchte der Brite, sich neben den Schweden zu setzen, holperte über den inneren Curb und drängte Ekström somit am Kurvenausgang neben den äußeren.

Ein Manöver, das für Green überdies wenig profitabel war: Nachdem Ekström im Folgenden auf der Start-/Ziel-Geraden von Mika Häkkinen und Jean Alesi ausbeschleunigt worden war, wurde auch Green vom finnischen Meisterschaftsvierten überholt. Anschließend folgte den widrigen Bedingungen zum Trotz eine 15 Runden lange Prozession des Mercedes-Quintetts Paffett, Bernd Schneider, Häkkinen, Green und Alesi sowie Mattias Ekström, der diese allerdings in Runde vier mit einem kleinen Ausrutscher in Runde vier unterbrach. Schon nach zehn Runden hatte Ekström einen Rückstand von 15 Sekunden auf seinen Meisterschaftsrivalen Paffett zu beklagen.

Ein größerer Ausrutscher unterlief unterdessen Heinz-Harald Frentzen und Christian Abt: So scheiterte der Mönchengladbacher am Versuch, den Allgäuer zu überholen, als sich die beiden Fahrzeuge beim parallen Anbremsen berührten. Das Aus für die bis dahin besten Deutschen der Meisterschaftswertung. Während der bestplatzierte Opel-Pilot Manuel Reuter und Allan McNish als Einzige die frühestmögliche Gelegenheit für den ersten Boxenstopp nutzte und in den folgenden Runden das Mittel- und Hinterfeld ihren Boxencrews den ersten Besuch abstattete, kam das Spitzensextett erst nach der ersten Rennhälfte in die Box:

Zunächst steuerten Paffett und Schneider die Box an; Alesi schloss sich - offenbar ohne Ankündigung und die Möglichkeit der Betankung - an. Bevor eine Runde später auch Häkkinen, der sich infolge seines Boxenstopps an Schneider vorbeischob, und Ekström den ersten Stopp antraten, wurde bereits die schwedische Pleite offensichtlich: Nur hauchdünn hinter Ekström hatte sich Paffett wieder auf die Strecke eingefädelt.

Doch für den Titelverteidiger sollte es noch schlimmer kommen: So würgte Ekström beim ersten Boxenstopp den Motor ab und benötigte die Muskelkraft seiner Boxencrew, um die Fahrt wieder aufnehmen zu können - Platz sieben hinter Opel-Pilot Manuel Reuter. Zwar überholte Ekström den Mainzer in der 20. Runde, nach einem weiteren misslungenen Boxenstopp nahm die Pleite jedoch weiter ihren Lauf: Fortan wurde der Meisterschaftsführende - einigen Ausrutscher der Gegner zum Trotz - bis auf Platz zwölf durchgereicht; eine nachlassende Performance seines A4 DTM, die Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich auf den Rempler Greens zu Beginn des Rennens zurückführte, wurde dabei allzu offensichtlich.

So war der Mercedes-Triumph perfekt, zu dem das ekströmsche Pech nur minimal beitrug: Eine fehlerfreie fahrerische Leistung Gary Paffetts unter widrigen regnerischen Bedingungen gepaart mit der überlegenen Performance der Mercedes C-Klasse ließen kein anderes Ergebnis als den Sieg zu; das Podest komplettierten mit kaum minder guten Leistungen Mika Häkkinen und Bernd Schneider. Jamie Green, dessen von Audi-Seite viel kritisiertes Manöver nicht mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet worden war, landete mit Platz vier eine Position vor dem einzigen Audi-Vertreter in den Punkten:

Tom Kristensen hatte aus den angesichts eines zehnten Startplatzes begrenzten Möglichen das Maximale herausgeholt; auch Opel-Pilot Laurent Aiello wusste auf Platz sechs trotz einiger Ausrutscher insgesamt zu überzeugen. Jean Alesi tauschte den sicheren fünften Rang nach einem zusätzlichen Betankungsstopp gegen Rang sieben ein. Jahreswagenpilot Bruno Spengler fuhr mit einem achten Rang zum zweiten Mal in Folge Punkte ein, vermochte allerdings seine gute Ausgangsposition wie schon auf dem Norisring nicht ganz zu nutzen.

Mit Blick auf die Meisterschaft scheint beinahe schon mehr als nur eine Vorentscheidung gefallen zu sein: Vor dem Saisonfinale in Hockenheim führt Gary Paffett mit neun Punkten Vorsprung auf Mattias Ekström die Fahrerwertung an; die Teamwertung ist angesichts eines 21-pünktigen Vorsprungs von "DaimlerChrysler Bank AMG-Mercedes" auf das "Audi Sport Team Abt Sportsline" bereits jetzt entschieden. Mit 32 Punkten aus dem heutigen Rennen konnten die Stuttgarter auch die bislang von Audi dominierte Markenwertung an sich reißen: 180 Punkten für Mercedes stehen 168 Zählern bei den Ingolstädern gegenüber. Während sich bei Mercedes Champagnerlaune breitmacht, mochte man das Rennergebnis bei Audi verständlicherweise noch nicht kommentieren...