Liebe motorsport-magazin.com-Leserinnen & Leser,

Bereits zum zweiten Mal gastierte die DTM in diesem Jahr auf dem EuroSpeedway. Dennoch erlebten wir auch bei der zweiten Ausgabe eine ungebrochene Euphorie und einen tollen sowie fairen Zweikampf der beiden Spitzenpiloten.

Rennfahrer müssen es versuchen

Einige Situationen waren aber für meinen Geschmack nicht mehr ganz Tourenwagen-like. Ich liebe den Tourenwagensport, weil er schon immer richtige Zweikämpfe geboten hat. Mittlerweile werden die Zweikämpfe aber durch zu viele Einflüsse von außen unterdrückt.

Ein gutes Beispiel ist die Durchfahrtsstrafe für Jean Alesi. Die Fahrer haben durch das Reglement heutzutage einfach nicht mehr die Möglichkeit eine solche Aktion zu fahren, wie sie Jean hier gegen Heinz-Harald Frentzen versucht hat. Zudem sagt mir meine Erfahrung, dass es manchmal einfach nötig ist nachzugeben und einen Unfall zu vermeiden.

Wichtig ist dies, weil wir uns ohne Überholmanöver und Überholversuche, trotz momentan spannender Rennen, sonst vielleicht zu sehr in Richtung einer überholmanöverfreien Prozession entwickeln.

Es darf nicht so weit kommen, dass sich kein Fahrer mehr traut eine Aktion zu starten, weil er bei jedem 'Feindkontakt' mit einer Reaktion seitens der Rennleitung rechnen muss.

Der Tourenwagensport darf natürlich keine Crashveranstaltung werden, aber die Piloten sollten dennoch die Möglichkeit besitzen etwas zu riskieren und dadurch einen Platz gutzumachen.

Wenn wir die letzten Rennen rekapitulieren, dann wurden Schneider und Alesi für zugegeben nicht ganz gelungene Versuche bestraft. Mattias Ekström wurde hingegen im Duell mit Christian Abt nicht bestraft. Wenn es nicht sein Markenkollege gewesen wäre, hätte Abt seine Linie verteidigt und es wäre vielleicht nicht nur zu einer Berührung gekommen. Bei Markenkollegen ist eine solche Zurückhaltung natürlich nachvollziehbar.

Wenn aber zwei Fahrer unterschiedlicher Marken gegeneinander fahren, müssen die Regeln noch einmal überdacht werden: Was ist noch erlaubt und was nicht. An irgendeiner Stelle der Strecke sollte ein Rennfahrer versuchen dürfen aus dem Windschatten auszuscheren und seinen Konkurrenten zu überholen. Ansonsten würden wir bei der hohen Leistungsdichte der Fahrer und Hersteller keine Überholmanöver mehr erleben.

Begeisterung spricht für die DTM

Bereits zum zweiten Mal erlebten wir in der Lausitz in diesem Jahr ein großartiges Wochenende mit einem enormen Zuschauerzulauf. Die Fanmassen die zum zweiten Rennen innerhalb weniger Monate auf den EuroSpeedway strömten, beweisen die Stärke der Serie und die Liebe der Deutschen zur DTM.

Auf dem Weg zu neuer Stärke befindet sich auch Opel. Es bleibt jedoch die große Frage: Was wäre gewesen, wenn sie die gleiche Strategie wie Audi und Mercedes gehabt hätten? Möglicherweise hätten wir dann den ersten Opel-Sieg des Jahres erlebt. Laurent Aiello ist jedenfalls ein wahnsinnig starkes Rennen gefahren.

Aber er kam zu spät an die Box und verlor dadurch zu viel Zeit in den letzten fünf Runden seines Stints auf gebrauchten Reifen. In der DTM scheint also die umgekehrte Regel zur Formel 1 zu gelten: Nicht wer zuletzt stoppt, sondern wer zuerst in die Box kommt fährt besser.

Neben der Vorstellung von Opel, war auch die Performance von Audi bärenstark. Von Mercedes war hingegen, abgesehen von Gary Paffett, kein Fahrer in der Spitzengruppe anzutreffen.

Angesichts der Fortschritte bei Opel wird deren Ausstieg immer trauriger. Denn man sieht den Autos mittlerweile an, dass sie gut liegen und die Fahrer Vertrauen in ihr Fahrzeug gewonnen haben.

Genauso wird es in der Türkei weitergehen. Der Kurs von Hermann Tilke ist eine Superrennstrecke, die sich bei ihren ersten Rennen in der Formel 1, WTCC sowie der FIA GT bewährt hat. Die Läufe waren allesamt äußerst spannend und jetzt ist es an der DTM ein noch spannenderes Rennen in Istanbul abzuliefern. Ich bin mir sicher, dass es ihr gelingen wird.

Damit diese beispiellose Begeisterung für die DTM auch 2006 weiter zunimmt, darf man der Serie neben dem ein oder anderen Hersteller auch noch neue große Fahrernamen wünschen. In den Medien wird in diesem Zusammenhang Alain Prost heiß gehandelt. Für die Attraktivität der DTM wären weitere große Namen auf jeden Fall ein Gewinn.