Ausgerechnet der achte Saisonlauf im niederländischen Zandvoort sollte für die beiden niederländischen DTM-Piloten zu einem Debakel werden: Durfte sich Opel-Pilot Jeroen Bleekemolen zunächst noch freuen, sein betagtes Opel Astra Coupé aus dem Vorjahr für den Rest der Saison gegen einen nagelneuen Vectra GTS V8 eintauschen zu dürfen, so wurde infolge des Zandvoort-Rennens sein Astra Coupé aus der automobilen Rente geholt - um von Bleekemolen in den letzten beiden Saisonrennen doch wieder pilotiert zu werden. Wenig verheißungsvoll begann das Wochenende auch für den zweiten Lokalmatadoren und Mercedes-Titelanwärter Christijan Albers, der in der Super Pole nicht über einen enttäuschenden siebten Rang hinauskam. Wie kam es dazu?

Mattias Ekström fuhr der Konkurrenz auf und davon, Foto: Sutton
Mattias Ekström fuhr der Konkurrenz auf und davon, Foto: Sutton

Bereits in den Tests hatte keine der beiden Marken mit holländischem Fahrpersonal so recht überzeugen können - stattdessen dominierte das Audi-Team Abt mit deutsch-skandinavischer Fahrerbesetzung nahezu nach Belieben. Der enge, winklige Kurs zwischen den Dünen präsentierte sich für die kurvengierigen, abtriebsstarken Audi A4 wie auf den Kohlefaserleib geschnitten. Und so vermochte es zwar kaum zu überraschen, dass mit dem Meisterschaftsführenden Mattias Ekström ein A4-Fahrer die Pole Position eroberte; ungleich erstaunlicher und im Hinblick auf das Rennen Spannung verheißend schoben sich die C-Klasse-Piloten Gary Paffett und Bernd Schneider vor dem restlichen Abt-Trio jedoch auf die Startplätze zwei und drei.

Die Hoffnung auf einen packenden Kampf um den Sieg zwischen Audi und Mercedes bestätigte sich allerdings nicht. Während Mattias Ekström souverän den Start gewann, schob sich Bernd Schneider vor seinen Teamkollegen Paffett. Anstatt gemeinsam zum Angriff auf Ekströms blauen Audi zu blasen, galt es für Schneider und Paffett, sich gegen die Angriffe eines weiteren blauen Audi mit Martin Tomczyk am Steuer zur Wehr zu setzen. Letztlich ohne Erfolg: Hatte Tomczyk schon im Zuge der ersten Boxenstopps Paffett überholt, so war in Runde 18 auch Schneider in der so genannten "Tarzanbocht" an der Reihe. Während einem überlegenen Audi-Doppelsieg fortan nichts mehr im Wege zu stehen schien, kämpfte Christijan Albers im vorderen Mittelfeld verzweifelt um seine letzten Titelchancen und handelte sich im Kampf gegen Christian Abt eine Verwarnung von Seiten der Rennleitung ein.

Von Dumbrecks Vectra blieb nach dem Crash nicht allzu viel übrig, Foto: Sutton
Von Dumbrecks Vectra blieb nach dem Crash nicht allzu viel übrig, Foto: Sutton

Auch Gary Paffett verlor zusehends die Nerven: Ein misslungener Angriff gegen Tom Kristensen, dessen Audi nach einer Berührung mit Paffett von der Strecke kreiselte, brachte dem jungen Briten eine Durchfahrtsstrafe ein - die allerdings infolge eines Rennabbruchs wirkungslos wurde: Opel-Pilot Peter Dumbreck war in Runde 23 mit seinem Vectra GTS in der Zielkurve ins Schleudern geraten und mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h in die Leitplanke eingeschlagen. Sein Fahrzeug war anschließend nur noch mit Mühe als DTM-Bolide zu identifizieren - infolge des Totalschadens musste Bleekemolen somit seinen neuen Vectra für die beiden Finalrennen seinem verunglückten Teamkollgen überlassen. Dass der Schotte dem Wrack allerdings unverletzt entstieg, stellte einen beeindruckenden Beweis für die Sicherheit in der DTM dar. Der Crash überschattete eine durchaus solide, allerdings anders als 2003 nicht überragende Performance der Opel-Piloten.

Nach den umfangreichen Aufräumarbeiten wurde um 16.00 Uhr der Neustart, angesichts des zunichte gemachten ekströmschen Vorsprungs durchaus eine Chance für Mercedes, eingeleitet: Beim Start in der Reihenfolge der letzten regulären Rennrunde verteidigte Ekström erneut die Pole Position, Martin Tomczyk schirmte den Schweden allerdings wirksam vom Profiteur des Neustarts, Christijan Albers, ab. Und so bildeten Mattias Ekström, Martin Tomczyk und Christijan Albers das Podium; Gary Paffett, Bernd Schneider, Tom Kristensen und Emanuele Pirro folgten auf den Rängen vier bis sieben. Mit einem achten Platz Manuel Reuters hatte sich Opel unter Wert verkauft. Der Jubel galt derweil dem Dominator des Wochenendes: Mit seinem Sieg hatte sich Mattias Ekström zwei Rennen vor Saisonende ein Polster von 13 Punkten auf seinen Mercedes-Kontrahenten Albers erarbeitet. Der Lokalmatador von Zandvoort stand nach seinem Heimrennen vor einer Mammutaufgabe...