Was bereits seit zwei Jahrzehnten Tradition hat und von den Anfängen, dem Luxuscoupé Monza und dem Kompaktklassewagen Kadett, über die gehobene Mittelklasselimousine Omega und das Sportcoupé Calibra bis hin zu den beiden Boliden der neuen DTM, dem Astra Coupé und dem Vectra GTS, reichte, neigt sich allmählich seinem Ende zu: Opel in der DTM. Für die noch junge Neuauflage der DTM eine missliche Lage, wurde doch bereits das Engagement dreier Hersteller oftmals nicht als sonderlich vielfältig empfunden.

Träumt die DTM bereits seit Jahren von einem vierten oder gar fünften Hersteller, so muss sie sich nun auf eine nicht ganz unkritische Übergangsphase mit nur zwei engagierten Herstellern einstellen. Eventuelle Linderung verspricht lediglich der Privateinsatz der Vectra GTS V8 des Jahrgangs 2005 im kommenden Jahr - was zwar durch das kürzlich verabschiedete Reglement für das kommende erleichtert würde, aber bislang weder konkrete Formen annahm noch als langfristige Lösung anzusehen ist.

Können sich die Fans die DTM auch ohne Opel vorstellen?, Foto: adrivo Sportpresse
Können sich die Fans die DTM auch ohne Opel vorstellen?, Foto: adrivo Sportpresse

Wie sieht der Fan vor Ort die Zukunftsaussichten der DTM nach dem werksseitigen Opel-Ausstieg? Verlöre die DTM infolge des Endes des Opel-Engagements für den Zuschauer persönlich an Reiz? Was wünschen sich die DTM-Fans für die Zukunft? motorsport-magazin.com-Redakteur Wolfgang André Schmitz begab sich am Nürburgring unter die Zuschauermassen und fragte nach.

Die DTM-Fangemeinde zeigte sich überraschend gut informiert - so wusste bereits ein beträchtlicher Anteil der Befragten um die aktuellen Pläne, die 2005er-Boliden von Opel im kommenden Jahr mit Hilfe privater Teams weiterhin einzusetzen. Ein äußerst kommunikativer Opel-Fan betreibt gar Ursachenforschung. "Tja, es ist ein bisschen schade; es ist die Frage, ob man das im Vorfeld hätte verhindern können, durch ein etwas anderes Reglement, durch Kostenreduzierung etc.", mutmaßt er und stellt in Aussicht:

Die Fans wären einem weiteren Hersteller nicht abgeneigt, Foto: Sutton
Die Fans wären einem weiteren Hersteller nicht abgeneigt, Foto: Sutton

"Da muss man jetzt gucken, wie Opel jetzt vielleicht mit den Privatteams umspringt, dass man denen möglicherweise die Autos überlässt." Ein weiterer Zuschauer pflichtet ihm wenig später bei und zeigt sich optimistisch: "Ich denke, Opel wird noch weiterfahren mit Privatteams. Wird schon gehen." Ein Saarländer sieht einen privaten Einsatz der aktuellen Vectra-Limousinen ebenfalls als Übergangslösung: "Wird man sehen, als Werksteam werden sie ja wohl aussteigen, aber als Privatteam eventuell..."

Als langfristige Lösung wird dennoch größtenteils nur ein weiterer Hersteller, wenn nicht sogar mehrere, erachtet. "Also ich denke, es wäre schon ganz gut, wenn ein weiteres Fabrikat vertreten wäre", äußert sich eine junge Dame. "Ich denke, da wird ein Nachfolger kommen", antwortet ein Kölner, ebenso wie ihn ein Häkkinen-Fan bestätigt: "Ja, sie müssen sich bemühen, noch welche dazuzubekommen. Vielleicht auch irgendwie die Kosten senken." Gesagt, getan: Zirka eine Stunde nach jener Aussage gaben ITR und DMSB in einer außerordentlichen Pressekonferenz das neue, weite Teile der Entwicklung insbesondere im Bereich der Aerodynamik einfrierende und somit Kosten sparende Reglement für das kommende Jahr bekannt...

Volle Tribünen - auch nach dem Opel-Ausstieg? , Foto: adrivo Sportpresse
Volle Tribünen - auch nach dem Opel-Ausstieg? , Foto: adrivo Sportpresse

Generell sehen die Fans auf Grund des Opel-Ausstiegs keine monumentalen Probleme auf die DTM zukommen - größtenteils äußert man sich optimistisch und verneint trübe DTM-Aussichten: "Nein, würde ich nicht sagen, wir sind also das dritte Jahr hier und sind sehr angetan von der DTM. Das wird sicher auch mit zwei Marken attraktiv bleiben." Unsicher, aber keinesfalls pessimistisch zeigt sich auch dieser Oberpfälzer: "Keine Ahnung, ich glaube nicht, dass das etwas an der Beliebtheit der DTM ändern würde".

Mit dem typisch rheinischen Frohsinn wurde oftmals auch auf die Hypothese ernster Probleme nach dem Rückzug Opels geanwortet, man vertraut dem erfolgreichen, bewährten Konzept der DTM: "Denke ich nicht unbedingt. Es geht sehr eng zu, jedes Rennen ist anders, durch die Gewichtsregelung sowieso, und ich denke, spannend bleibt es allemal." Recht selten wurden Einschätzungen dieser Art kundgegeben: "Abwärts, Ende. Ich schätze, dass die DTM dann aufhört."

Die Fans bleiben der DTM weiterhin treu, Foto: Sutton
Die Fans bleiben der DTM weiterhin treu, Foto: Sutton

Die Frage "Verlöre die DTM nach dem Opel-Ausstieg für Sie an Attraktivität?" bejaht zwar wenig überraschend eine große Zahl der Opel-Fans: "Man will so viel Abwechslung wie möglich haben. Mit nur zwei Herstellern wird es zu langweilig." Ebenso wie die Minderheit der Opel-Fans beabsichtigt allerdings eine große Mehrheit der Audi-, Mercedes- und neutralen DTM-Fans, die Königsklasse des Tourenwagensports weiterhin zu verfolgen - von "Ja gut, weil ich Abt-Audi-Fan bin..." bis "Für mich würde es nicht an Reiz verlieren." Für die Rüsselsheimer Aussteiger wenig schmeichelhaft, in der Masse an Antworten allerdings ein Unikat: "Opel interessiert mich nicht, Hauptsache, BMW kommt wieder rein."

Und so ist anzunehmen, dass der aktuelle Opel-Ausstieg weitaus weniger negative Folgen nach sich ziehen wird als der Opel-Rückzug von 1996 - mit einem wiederholten Ende der DTM ist somit längst nicht zu rechnen... Stattdessen vertraut der gemeine Fan in die DTM und bleibt ihr auch größtenteils mit nur zwei werksseitig engagierten Herstellern treu. Die in der DTM seit langem viel zitierte Legende der besonders treuen Opel-Fans könnte damit getrost auch auf die Masse der DTM-Fans ausgeweitet werden...