Für Audi mag es wie ausgleichende Gerechtigkeit gewesen sein, nachdem sich die Ingolstädter bereits in den Freitagstest, im Freien Training sowie im Qualifying als die heißesten Sieganwärter präsentiert hatten, in der Super Pole allerdings überraschend von Mercedes distanziert worden waren. Die Titelverteidiger feierten in der verregneten Eifel ihren zweiten Saisonsieg - was über weite Teile des Rennens noch als Utopie bezeichnet worden wäre.

Auf Grund des Starts hinter dem Safety Car, angesichts der feuchten Strecke sowie einer laut Norbert Haug "spiegelglatten" Haarnadelkurve eingangs der Mercedes-Arena von der Rennleitung als am sichersten erachtet, waren bereits Mattias Ekströms Hoffnungen, sich vom dritten Startplatz aus an seinen Konkurrenten in der C-Klasse vorbeizuschieben, zunichte gemacht worden. Im Folgenden biss sich der Schwede nicht nur am enteilenden Gary Paffett sowie an Mika Häkkinen die Zähne aus; stattdessen musste er sich den Attacken Bernd Schneiders stellen - gerade angesichts des Topspeed-Nachteils der Audi auf den Geraden kein leichtes Unterfangen.

Es sollte noch schlimmer kommen: Nachdem Schneider und Ekström zeitgleich in die Boxengasse eingebogen waren, leistete die Audi-Crew zwar gute Arbeit, allerdings wollte sich der blaue A4 des 26-Jährigen auf dem nassen Asphalt zunächst nicht wieder in Bewegung setzen - was vorerst Rang vier bedeutete. Zwar konnte Ekström seine Position noch in der ersten Runde nach dem Boxenbesuch wieder souverän zurückerobern, der zweitplatzierte Mika Häkkinen lag jedoch außer Schlagdistanz. Infolge der zweiten Boxenstopp war schließlich auch Häkkinen bezwungen, der anschließend mit einem misslungenen Manöver gegen Ekström auch den Weg für Tom Kristensen freimachte.

Und so stellte sich der Doppeltriumph beinahe schon von selbst ein, nachdem Gary Paffett auf Grund des Überfahrens der weißen Linie nach der Boxenausfahrt eine Drive-through-Penalty erhalten und so seinen Sieg verspielt hatte. Ein Missgeschick, gegen das man allerdings auch bei Audi nicht immun war; Martin Tomczyk musste nach seiner Durchfahrtsstrafe die Hoffnung auf weitere Punkte begraben. Allan McNish, der lange dem späteren Zweiten Tom Kristensen folgen konnte, landete unauffällig auf Rang sechs. Christian Abt, im Qualifying noch sensationeller Dritter und auch nach der Super Pole noch mit der Hoffnung auf Punkte, fiel derweil auf Rang zehn zurück, präsentierte sich allerdings erneut als bester Jahreswagenpilot.

"Ich hoffe, das ist ein gutes Omen für den Rest des Jahres", äußerte nach dem Rennen Tom Kristensen, offensichtlich hocherfreut von seiner souveränen Leistung sowie vom unverhofften Quäntchen Glück. Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich ergänzte: "Wir haben gesehen, dass es sehr eng zugeht, aber auch sehr fair zugeht." Beidem ist zuzustimmen, spätestens seit dem Nürburgring ist nicht nur die noch auf dem Norisring anzuzweifelnde fahrerische Disziplin wieder zurückgekehrt; auch die Performance der Ingolstädter scheint endgültig unter Beweis gestellt. Die skandinavischen Glücksritter haben das Duell zum Titelendspurt eröffnet.