Der Audi A4 und die Mercedes C-Klasse - jene beiden hochwertigen Mittelklasselimousinen sind zwar im Fahrschuleinsatz im Gegensatz zum obligatorischen VW Golf nicht sonderlich verbreitet, dafür jedoch bei vielen Fahrschülern umso begehrter. In der DTM kommen in dieser Saison gleich acht Neueinsteiger in den Genuss dieser Ausbildungsfahrzeuge - wenn auch natürlich nicht ohne autofahrerische und motorsportliche Vorkenntnisse.

Angesichts ihrer motorsportlichen Erfahrung müssen sich die DTM-Debütanten weder mit einer wachsamen und belehrenden Person auf dem nicht vorhandenen Beifahrersitz noch, solange es nicht die Boxengasse geht, mit diversen Tempolimits anfreunden. Dennoch hatten alle acht DTM-Rookies Einiges zu lernen, sowohl jene vier Einsteiger im Audi A4, als auch die vier Mercedes-Neulinge. Im ersten Teil unserer Halbzeitanalyse thematisieren wir die Leistungen der Debütanten bei Mercedes.

Mika Häkkinen - Der "Flying Finn" fliegt wieder

Nein, Mika Häkkinen fliegt anders als so mancher Fahranfänger nicht von der Straße ab - der Finne fliegt im besten Sinne des Wortes über die DTM-Strecken. Bereits im Vorfeld war neben einem enormen Medien- und Zuschauerinteresse eine ebenso enorm hohe Erwartungshaltung aufgekommen. Jene Erwartungen vermochte Mika Häkkinen voll und ganz zu erfüllen:

Mika Häkkinen fand in der DTM sofort zahlreiche Fans. , Foto: Sutton
Mika Häkkinen fand in der DTM sofort zahlreiche Fans. , Foto: Sutton

War es beim Debütrennen in Hockenheim nach einem eher verhaltenen Resultat im Qualifying und einem Missverständniss mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, dem Safety-Car-Piloten im Audi RS4, noch ein Quäntchen Glück, das den zweifachen Formel-1-Weltmeister auf Platz acht in die Punkte brachte, so wusste Häkkinen bereits im zweiten Rennen auf dem Eurospeedway umso mehr zu überzeugen: Nach einem dritten Startplatz fuhr er ebenso souverän und fehlerfrei mit Rang drei seinen ersten Podestplatz ein.

Beim dritten Saisonlauf auf der Ardennenachterbahn Spa-Francorchamps sorgte der zweifache Familienvater für eine Sensation: Der, wenn auch durch das Opel-Pech in Form der Unterbrechung der Super-Pole etwas begünstigt, ersten Pole Position folgte ein Sieg, der den in der Nähe von Helsinki geborenen Senkrechtstarter bereits wie einen erfahrenen, langjährigen DTM-Piloten wirken ließ. Jenen Eindruck konnte auch das Pech der vergangenen drei, punktelosen Rennen nicht trüben.

Die dreijährige Pause nach seinem letzten, von technischen Pannen und Motivationslöchern geprägten Formel-1-Jahr mit McLaren-Mercedes scheint Häkkinen gut getan zu haben: Die Leistungen des 20-fachen Grand-Prix-Siegers lassen nicht nur sein Talent wie in besten Formel-1-Zeiten zum Vorschein kommen; sie implizieren auch die enorme Lernfähigkeit Häkkinens. Weder das Lernen ihm unbekannter Strecken noch das Erarbeiten eines passenden Set-ups für seinen DTM-Boliden gemeinsam mit seinen Ingenieuren scheinen dem 36-Jährigen Probleme zu bereiten. Mika Häkkinen hat sich eindrucksvoll in der DTM etabliert.

Jamie Green - British Racing Green

Jamie Green präsentiert sich als DTM-Lehrling so, wie es sich jeder Fahrlehrer nur wünschen kann: Unauffällig, aber mit gutem Lernerfolg. Green legt in seiner DTM-Debüt das typisch britische Understatement an den Tag, machte aber von Beginn an mit guten Leistungen von sich reden. Das Team Persson stellte dem Briten, der nicht nur im Rahmen des McLaren-Mercedes-Nachwuchsförderungsprogramms als "Champion of the Future" gesehen, eine aktuelle C-Klasse zur Verfüging - für den 2004 noch in der Formel-3-Euroserie fahrenden Green ein beachtlicher Karrieresprung.

Jamie Green führte in Oschersleben das Rennen an., Foto: Sutton
Jamie Green führte in Oschersleben das Rennen an., Foto: Sutton

Die in ihn gesetzten Erwartungen enttäuschte Green nicht: Bereits beim ersten Rennwochenende qualifizierte er sich auf Platz vier und fuhr anschließend im Rennen mit Rang sechs seine ersten Punkte ein, nachdem er sich mit Titelverteidiger Mattias Ekström ein Duell auf höchstem Niveau geliefert hatte. Mit ebendiesem Titelverteidiger machte Green im folgenden Rennen auf dem Eurospeedway eine Bekanntschaft der unangenehmen Art, die ihn nach einem tollen zweiten Platz im Qualifying unverschuldet zur Aufgabe zwang. Die in der Lausitz geplatzten Podestträume ließ der Meister der Formel-3-Euroserie 2004 in Oschersleben neu aufleben und fuhr - hinter seinem Lieblingsgegner Ekström - auf Rang drei den ersten Podestplatz ein.

Die in der Formel 3 erworbenen Vorschusslorbeeren rechtfertigt der 23-Jährige voll und ganz. Ebenso wie Mika Häkkinen beweist auch Green eine beachtliche Lernfähigkeit und hat sich schon jetzt in der DTM etabliert. An jenem positiven Gesamteindruck ändert der Fauxpas vom Norisring, als Green bei einem missgeglückten Überholmanöver gegen - wie sollte es auch anders sein - Mattias Ekström seinen Markenkollegen Häkkinen mit ins Aus riss.

Alexandros Margaritis - der Junior der DTM

Mit seinen 20 Jahren hat Alexandros Margaritis nach dem Erwerb des Führerscheins nicht nur vergleichsweise spärliche Erfahrung im Straßenverkehr; auch die Motorsportkarriere des in Bonn geborenen Youngsters mit deutschem und griechischem Pass ist noch jung. Dennoch konnte sich Margaritis nach zwei Jahren in der Formel-3-Euroserie schon jetzt für die DTM empfehlen.

Margaritis kämpfte in Nürnberg gegen die Konkurrenz im Neuwagen, Foto: Sutton
Margaritis kämpfte in Nürnberg gegen die Konkurrenz im Neuwagen, Foto: Sutton

Margaritis bestreitet seine Debütsaison in einem C-Klasse-Jahreswagen des Teams Mücke Motorsport. Und so schlägt sich der 20-Jährige zwar noch nicht brillant, aber dennoch achtbar: Auch wenn als bester Startplatz bislang "nur" Position 15 zu Buche steht, was im Vorjahres-Mercedes allerdings längst keine Blamage ist, beendete Margaritis seit dem dritten Lauf in Spa-Francorchamps seine Rennen stets zuverlässig.

Auf dem Norisring hätte die große Stunde des DTM-Juniors schlagen können: In Folge eines 18. Startplatzes kämpfte sich Alexandros Margaritis zeitweise bis in die Punkteränge vor, wurde allerdings mehrfach durch mehr oder weniger unverschuldete Kollisionen mit seinen Konkurrenten eingebremst. Obgleich der erste Punkteerfolg noch aussteht und die Lernphase noch nicht beendet ist; DTM-Potenzial ist bei Margaritis durchaus sichtbar.

Bruno Spengler - der Qualifying-Spezialist

Als zurzeit einziger amerikanischer DTM-Pilot könnte Bruno Spengler durchaus als Exot gelten. Doch schon früh orientierte Spengler seine Motorsportkarriere in Richtung Europa - was sich angesichts seines diesjährigen DTM-Engagements auch auszahlte. Das Team Persson stellt ihm in diesem Jahr einen Vorjahres-Mercedes der C-Klasse zur Verfügung.

So mancher biss sich in Oschersleben an Spengler die Zähne aus., Foto: Sutton
So mancher biss sich in Oschersleben an Spengler die Zähne aus., Foto: Sutton

Ebenso wie sein Landsmann Jacques Villeneuve, der bei seinem ersten Formel-1-Qualifying die Pole Position eroberte, vermochte auch Spengler in seinem ersten Qualifying auf sich aufmerksam zu machen - brachte er es doch bis in die Super Pole, wo er im Jahreswagen einen hervorragenden sechsten Platz herausfuhr. Auch wenn es mit dem ersten Punkteerfolg bislang noch nicht so recht klappen wollte; über den für die DTM nötigen Speed verfügt der 22-Jährige zweifelsohne.

Auch auf dem Eurospeedway Lausitz und in Oschersleben knüpfte er mit den Startplätzen sechs und sieben an das Niveau des Debütwochenendes an. Auf dem Norisring gelang Spengler gar eine Sensation: Rang drei in der Super Pole. Obgleich Spengler jene vorzügliche Ausgangsposition angesichts einer Kollision mit Markenkollege Bernd Schneider nicht umzusetzen vermochte - Spengler droht nicht nur, Audi-Pilot Martin Tomczyk seinen Rang als Qualifying-Spezialist abzulaufen, sondern scheint in der DTM bereits jetzt heimisch zu sein.