Vor Saisonbeginn werteten viele Beobachter den Wechsel von Christian Abt vom Team seines Bruders zum Team Joest als eine Art Abstieg. Schließlich steht dem 38-jährigen damit in dieser Saison 'nur' noch ein Vorjahres-Audi zur Verfügung.

Der sympathische Kemptner ließ sich davon jedoch nicht beirren und liegt nach Saisonhalbzeit mit sechzehn Zählern als drittbester Audi-Pilot auf dem sechsten Rang der Fahrerwertung. Beim letzten Rennen auf dem Norisring konnte er als Zweiter hinter dem Meisterschaftsführenden Gary Paffett sogar auf dem Podium Platz nehmen. motorsport-magazin.com Chefredakteur Stephan Heublein sprach mit dem Joest-Teamleader über seinen bisherigen Saisonverlauf, seine Ziele und die Zukunft der DTM.

Zur Saisonhalbzeit gab es einen Schluck Champagner., Foto: Sutton
Zur Saisonhalbzeit gab es einen Schluck Champagner., Foto: Sutton

Christian, die zweite Saisonhälfte beginnt. Wie ist es aus Deiner Sicht bislang gelaufen, wie sieht Deine Bilanz aus?

Christian Abt: Ich bin sehr zufrieden. Es ist mein Ziel in der Meisterschaft unter die ersten Zehn zu kommen und dafür sieht es mit meinem Vorjahreswagen momentan nicht schlecht aus.

Im Gegensatz dazu hat es im letzten Jahr nicht ganz so gut geklappt. Gibt es irgendeinen Grund oder Unterschied an dem man das festmachen kann? Oder gilt hier einfach die Weisheit: That's Racing.

Christian Abt: Nein, das kann man nicht ganz so sagen. Ich glaube meine Performance war im letzten Jahr ganz ordentlich. Leider war das Glück eben nicht auf meiner Seite. Es hat immer irgendwelche Probleme gegeben und das hat letztlich einfach dazu geführt, dass keine zählbaren Resultate da waren. Und wenn keine Ergebnisse vorliegen, dann folgen in jedem Sport Konsequenzen. Und mit diesen muss man dann leben. Das mache ich jetzt und versuche dabei das Beste daraus zu machen. Ich bin momentan drittbester Audi-Fahrer und das obwohl ich ein Vorjahresauto fahre. Auf dieses Abschneiden kann ich stolz sein.

Die Vorjahreswagen profitieren in diesem Jahr von der neuen Gewichtsregelung. Wie wirkt sich diese auf die Leistung der Fahrzeuge aus?

Christian Abt: Das kommt uns sicherlich ein wenig entgegen. Denn um konkurrenzfähig zu sein, hat man das Gewicht angepasst. Das war schon der richtige Weg.

Abt: Platz 10 ist normalerweise das Maximum., Foto: Sutton
Abt: Platz 10 ist normalerweise das Maximum., Foto: Sutton

Würde Joest mit den Vorjahres-Audi auch ohne die Gewichtsregelung noch mithalten können?

Christian Abt: Wir können es ja jetzt schon. Opel ist fünf Kilo leichter als wir und wir können mithalten. Aber ansonsten sind die alten Fahrzeuge an einem Limit angekommen, wo man sagen muss, dass Platz zehn unter normalen Umständen das Maximum des Erreichbaren ist.

Wie und wo unterscheidet sich das Team Joest vom Team Deines Bruders?

Christian Abt: Die Konstellation mit Joest und Abt funktioniert gut. Die Jungs bei Joest geben Vollgas, sie stehen hinter mir, ich bin der Team-Leader - was will ich mehr?

Das Ziel ist es natürlich, im nächsten Jahr wieder einen Neuwagen zu fahren. Lohnt es sich zu fragen wie die Chancen dafür stehen?

Christian Abt: Mein vorrangiges Ziel ist es erst einmal, die Saison fertig zu fahren und dann werde ich mit Dr. Ullrich sprechen, wie das Audi-Motorsport-Engagement 2006 aussieht. Ich gehe davon aus, dass es mit der DTM und Audi weitergeht; den Rest muss der Sportchef entscheiden. Das ist wie im Fußball: Die Aufstellung legt der Trainer fest.

Christians Ziel ist der Sprung in einen Neuwagen., Foto: Audi
Christians Ziel ist der Sprung in einen Neuwagen., Foto: Audi

Damit wären wir schon beim Thema Zukunft der DTM. Kann es mit nur zwei Marken weitergehen?

Christian Abt: Wir hatten mit Alfa und Mercedes schon einmal eine Zeit in der nur zwei Marken am Start waren. Das waren damals spannende Rennen.Ich glaube Mercedes und Audi verstehen sich sehr gut. Aber auf der Strecke wird hart gekämpft und das ist eine gute Basis für die Zukunft dieser Meisterschaft. Wenn man dann vielleicht noch Pakete zusammenstellen kann um ein paar private Teams dabei zu haben, dann kann man mit zwei Marken sehr gut arbeiten. Denn die Vorjahreswagen, das sieht man ja bei Joest-Racing sehr gut, können auch noch gut mitfahren. So lange nicht immer nur eine Marke gewinnt, sehe ich da keine Probleme. Allgemein ist diese Meisterschaft ja nicht nur auf die Marken, sondern auch auf die Fahrer orientiert und ausgerichtet. Und die prominenten Namen, die wir mittlerweile am Start haben, werden immer mehr. Ein Alain Prost würde nach dem Rennen der Legenden wahrscheinlich am liebsten schon morgen hier anfangen, professionell zu fahren

Viele sehen derzeit einen Generationswechsel in der DTM, durch den junge Fahrer wie Mattias, Martin oder Gary nach vorne kommen. Andererseits bringen ältere Piloten wie Mika Häkkinen ebenfalls Top-Leistungen.

Das Chaosrennen in Nürnberg lag dem Joest-Piloten., Foto: Sutton
Das Chaosrennen in Nürnberg lag dem Joest-Piloten., Foto: Sutton

Christian Abt: Ich glaube nicht, dass dies eine Altersfrage ist. Die Frage ist vielmehr, warum es die jungen Fahrer so schnell schaffen, den Anschluss zu finden? Die Antwort ist schnell gegeben: Wenn wir wie in der Formel 1 nur zwei Fahrer hätten und dann ein junger Fahrer an meine Seite käme, dann würde er klar untergehen. Da unser gesamtes System aber über acht Werks-Fahrer so gut ausgelegt ist, kann ein Fahrer, der genügend Talent und Grips hat, alles relativ schnell lernen. Er muss nur einen guten Draht zu den älteren, erfahrenen Fahrern aufbauen, denn fahren können die Jungen alle. Da sind sich die Fahrzeuge in der Formel 3 und der DTM zu ähnlich. Dazu kommt dann natürlich noch der Ansporn die Etablierten zu schlagen. Das war bei mir genauso als ich in die DTM kam und da alte Hasen wie Hans-Joachim Stuck unterwegs waren. Heute kommen die Jungen eben in die Meisterschaft und sagen sich: den Schneider, den Reuter, den Abt – die schlage ich.

Und wie sieht Deine Zukunft aus? In dieser Saison möchtest Du Deinen Platz halten. Könntest Du Dir vorstellen noch einmal woanders zu fahren?

Christian Abt: Ich möchte meinen Platz halten und wenn ich das Ziel erreiche, dann ist das gut. Ich habe in meinem Leben schon alles gefahren. Ich war in Le Mans, in bin Sportwagen gefahren und bin seit sechs Jahren in der besten Tourenwagenserie der Welt am Start. Mittlerweile habe ich auch schon ein Alter erreicht, wo ich zufrieden wäre, wenn es noch zwei Jahre so weiter geht.