Elf Punkte weist die Meisterschaftstabelle in diesem Jahr für den Ex-Champion Bernd Schneider aus. Den Ansprüchen und der Erwartungshaltung konnte der Deutsche mit Rang acht also noch nicht gerecht werden. Im Exklusivinterview mit motorsport-magazin.com Chefredakteur Stephan Heublein analysierte der Mercedes-Pilot seine bisherige Saison, seine Chancen für die nächsten Rennen und die aktuelle Lage in der DTM.

Wir haben mittlerweile die erste Saisonhälfte hinter uns. Wie sieht Ihre Bilanz der ersten Rennen aus?

Bernd Schneider: Es ist natürlich nicht gut, wenn man in fünf Rennen drei Mal ausfällt. Unter diesen Umständen hat man in der DTM keine Chance vorne mit dabei zu sein. Der Auftakt in Hockenheim war okay, dort war ich sogar siegfähig und hätte das Rennen gewinnen können. Der vierte Platz in Oschersleben war nach dem 13. Startplatz auch in Ordnung. Aber alle anderen Rennen waren katastrophal. Ich hoffe das Tief nun überwunden zu haben und möchte ab sofort das Ziel sehen und in die Punkte kommen.

In Spa entstieg Bernd dem Wrack seines Autos unverletzt., Foto: adrivo Sportpresse
In Spa entstieg Bernd dem Wrack seines Autos unverletzt., Foto: adrivo Sportpresse

Wie im letzten Jahr hatten Sie auch in dieser Saison teilweise das ein oder andere Problem im Qualifying...

Bernd Schneider: In Hockenheim war es wetterbedingt schlecht und in Brünn war ich mit Startplatz sechs im Qualifying zufrieden, da dies nicht unbedingt meine Strecke ist. In Oschersleben war es dann wieder Pech mit dem Wetter, welches ich aber genauso wenig wie den Verkehr auf der Strecke beeinflussen kann.

Ihr Arbeitsgerät scheint auf alle Fälle zu den besten Autos zu zählen.

Bernd Schneider: Wir haben von den ersten sechs Rennen fünf gewonnen. Wenn dann das Auto jetzt nicht gut sein sollte, wann dann?

Während Mercedes und Audi siegen konnten, hängt Opel noch etwas hinterher. Wie schätzen Sie das derzeitige Kräfteverhältnis zwischen den drei Herstellern ein?

Bernd Schneider: Opel sollte mit dem Gewicht wie sie es jetzt haben eigentlich siegfähig sein. Deswegen ist es überraschend, dass sie nicht weiter vorne sind. Am Norisring waren sie aber absolut wettbewerbsfähig. Am Ende des Jahres könnten sie im Meisterschaftskampf also vielleicht noch das Zünglein an der Waage werden.

Sie haben das Gewicht angesprochen. Was halten Sie von dieser Gewichtsregelung?

Sein Ziel ist es noch ein paar Rennen zu gewinnen., Foto: Sutton
Sein Ziel ist es noch ein paar Rennen zu gewinnen., Foto: Sutton

Bernd Schneider: Ich finde es gut. Sportlich ist es für einen Fahrer natürlich nicht ganz nachvollziehbar, dass er für Siege bestraft wird. Aber wir betreiben den Rennsport nicht nur, damit die Fahrer ihren Spaß haben. Wir möchten Spannung für die Zuschauer erzeugen und da dies momentan der Fall ist, heißt dies für mich, dass das Reglement funktioniert.

Und die Fans bekommen eine gute Show geboten.

Bernd Schneider: Das auf jeden Fall. Wir wollen natürlich auch, dass die Vorjahreswagen näher rankommen und da wir 35 kg schwerer fahren als die alten Autos, sind auch diese noch konkurrenzfähig.

Sehen Sie angesichts der Erfolge von Mattias Ekström und Gary Paffett einen Generationswechsel in der DTM?

Bernd Schneider: Das sehe ich, seit ich angefangen habe zu fahren. Es wäre ja eine Katastrophe wenn Emerson Fittipaldi und Klaus Ludwig und Alain Prost hier noch DTM fahren würden. Irgendwann müssen ja wieder Neue wie Gary Paffet oder Jamie Green nachkommen. Ein erfolgreicher Deutscher wäre natürlich wieder einmal nicht schlecht. Denn mittlerweile wissen wir in der DTM schon gar nicht mehr, wie sich die deutsche Nationalhymne anhört.

Stattdessen haben wir in diesem Jahr schon die finnische Nationalhymne gehört. Wie beurteilen Sie Mika Häkkinens Leistungen, der bereits in seinem dritten DTM-Rennen ganz oben auf dem Podium stehen konnte?

Schneider hofft auf einen deutschen Nachwuchsfahrer., Foto: Sutton
Schneider hofft auf einen deutschen Nachwuchsfahrer., Foto: Sutton

Bernd Schneider: Mika kann sehr zufrieden sein. Keiner hat damit gerechnet, dass er sich so schnell zu Recht findet. Er hat wie Jean Alesi bereits sein drittes Rennen gewonnen und ist eine absolute Überraschung. Ich glaube er hat richtig Spaß und kann nächstes Jahr vielleicht sogar um den Titel mitfahren.

Sie haben bereits angedeutet, dass Sie Ihren Markenkollegen im Titelkampf helfen würden. Wie schwierig ist so etwas für einen Rennfahrer, der ja am liebsten selbst immer ganz oben auf dem Podium stehen würde?

Bernd Schneider: Ich hätte mich ja selber in die Position bringen können, dass meine Kollegen mir hätten helfen müssen. Das habe ich aber leider nicht geschafft und von daher ist es für mich keine schwere Aufgabe. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben.

Sie sind vor Ihrer erfolgreichen DTM-Laufbahn auch in der Formel 1 unterwegs gewesen, die heute als alles andere als fanfreundlich gilt. In der DTM müssen Sie sich genau mit dem Gegenteil zu Recht finden: Mit offenen Toren für die Fans. Wie sehr stört das überlaufene Fahrerlager Sie bei der Arbeit? Oder haben Sie sich mittlerweile einfach daran gewöhnt und freuen sich für die Zuschauer?

Die Leistungen von Mika schätzt Bernd hoch ein., Foto: Sutton
Die Leistungen von Mika schätzt Bernd hoch ein., Foto: Sutton

Bernd Schneider: Es ist schon sehr schön. Gerade das wir solch eine Begeisterung haben und sich so viele Leute vor Ort sowie an den Bildschirmen für uns interessieren. Da muss ich ein ganz großes Lob an die ITR aussprechen, die es versteht den Sport so attraktiv zu gestalten, dass die Leute zahlreich kommen. Das es nicht immer nur Vorteile hat und es für die Fahrer auch nicht immer ganz einfach ist, ist natürlich klar. Aber am wichtigsten ist es, dass die Sicherheit auch weiterhin gegeben bleibt. Denn wenn am Hockenheimring 35.000 Menschen im Fahrerlager sind, dann kommt man langsam an die Grenzen und muss sich überlegen, wie man das in den Griff bekommt ohne den Fan zu sehr einzuschränken. Wir verwöhnen die Fans gerne, aber mittlerweile kommen wir einfach in Dimensionen, in denen man aufpassen muss, dass es nicht zu viel wird.

Was erwarten Sie sich vom Rest des Jahres? Wie sieht Ihre Zielsetzung für die zweite Saisonhälfte aus?

Bernd Schneider: Ich möchte auf jeden Fall noch ein, zwei Rennen gewinnen und mein Bestes geben.

Die Nummer 7 soll bald wieder weiter vorne stehen., Foto: adrivo Sportpresse
Die Nummer 7 soll bald wieder weiter vorne stehen., Foto: adrivo Sportpresse

Wenn wir noch weiter in die Zukunft blicken als nur auf die zweite Saisonhälfte: Wie sehen Sie die Zukunft der DTM?

Bernd Schneider: Die DTM ist die größte Bühne, die ein Hersteller zu einem vernünftigen Preis für sich nutzen kann. Sollte die DTM scheitern, dann wäre das schon sehr schade. Denn hier kann jeder Hersteller für ein Geld dabei sein, von dem andere Serien nur träumen.

Würde die DTM auch mit zwei Herstellern funktionieren?

Bernd Schneider: NASCAR hat ewig mit nur zwei Herstellern funktioniert. Aber es geht nicht darum, was ich glaube, sondern was der Fan annimmt.

Den Fans wird sicherlich Opel fehlen. Werden die Rüsselsheimer auch Ihnen fehlen?

Bernd Schneider: Klar wird mir Opel fehlen. Aber nicht nur, weil sie ein weiterer Konkurrent sind, sondern weil sie die DTM mit erschaffen haben. Sie saßen als Erste mit am Tisch als es hieß, dass man die DTM 2000 wieder ins Leben rufen möchte. Und wenn ein Macher fehlt, der alles mit viel Einsatz, Fleiß und Schweiß da hin gebracht hat wo es jetzt ist, dann ist das schon traurig.