Die kommenden zwei Wochenenden werden ganz entscheidend sein für Mattias Ekström. Erst einmal geht es mit der Rallycross-WM ins norwegische Hell, in der Woche darauf steht der DTM-Lauf in Budapest an. Direkt danach wird sich entscheiden, was am Knackpunkt-Wochenende um den 1. Juli 2017 herum passiert. Hier kommt es nämlich zur DTM/WRX-Terminüberschneidung. Rallycross-Heimspiel in Holjes, Schweden, oder DTM-Highlight auf dem Norisring?

Ekströms Priorität liegt weiter auf der DTM, doch in der WRX gibt es immerhin eine Weltmeisterschaft zu verteidigen. In der vergangenen Saison erlaubte Audi seinem langjährigen Angestellten, das WRX-Finale am Estering zu bestreiten und dafür das DTM-Finale in Hockenheim auszulassen. Damals gab es in der Tourenwagenserie für Ekström nichts mehr zu holen - der WM-Titel in der WRX hatte also Priorität.

Im Zweifel DTM

Diesmal befinden wir uns allerdings genau in der Mitte der Saison. Im Rallycross sieht es wieder gut aus für den 38-Jährigen. In der Gesamtwertung liegt er nach fünf von zwölf Rennwochenenden auf dem zweiten Platz, die Führung befindet sich in Schlagweite. Aber auch in der DTM läuft es bislang alles andere als schlecht für Ekström. 37 Punkte fehlen auf Spitzenreiter Lucas Auer, nach den beiden Rennen in Ungarn könnte es schon ganz anders aussehen.

Im Prinzip gilt die Audi-Regel: Wenn Ekström in der DTM weiter realistische Titelchancen hat, muss er die WRX in den Hintergrund stellen. Diesmal könnte es allerdings etwas kniffliger werden. Eigentlich hätte Ekström Anfang Juni den WRX-Verantwortlichen melden müssen, ob er beim fraglichen Rennen in Schweden starten wird. Dank einer Ausnahmeregel würde die Nennung bei den WRX-Stewards aber auch sieben Tage vor dem Event ausreichen.

Röhrl und Ekström geben im Audi S1 EKS RX quattro Gas (02:12 Min.)

So spät wie möglich entscheiden

"Jetzt würde ich mir wünschen, dass man in so einem Fall über sieben Tage sprechen könnte", sagte Audi-Rennleiter Dieter Gass zuletzt am Lausitzring. Er will sich so lange wie möglich beide Optionen offenlassen, um für Ekström im Sinne der Ingolstädter die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Läuft es für Ekström in der WRX weiter gut und punktet er zudem dick bei der DTM in Ungarn, könnte es zum Interessenkonflikt kommen. Ekström weiß, dass für den Titelgewinn in der DTM alles rund laufen muss und er mit Jamie Green und Mike Rockenfeller zwei starke Titelanwärter in den eigenen Reihen hat. Tendenziell stehen die Chancen zur Titelverteidigung in der WRX vermutlich besser - wo Ekström zudem unter eigener Nennung mit seinem EKS-Team startet, allerdings inzwischen mit Werksunterstützung von Audi.

Egal, was in den kommenden zwei Wochen geschehen wird: Die Entscheidung fällt letztendlich niemand anderes außer Gass. "Ich werde sicherlich mit ihm reden. Aber wenn er eine andere Meinung hat als ich, dann entscheide ich das", kündigte der Chef bereits in Hockenheim an, wo Ekström beide Serien parallel fuhr - und seinen dritten WRX-Saisonsieg holte.

Mattias Ekström: DTM am Norisring oder WRX in Schweden?, Foto: DTM
Mattias Ekström: DTM am Norisring oder WRX in Schweden?, Foto: DTM

Kein Schweden - kein WM-Titel?

Gass weiß, was für Ekström auf dem Spiel steht. Wenn er mit der DTM am Norisring fährt und die WRX in Schweden auslässt, könnte es sehr eng werden mit der Titelverteidigung. Gass vor einigen Wochen in Hockenheim: "Die WRX ist so eng und noch mal stärker geworden. Ich bin fast sicher, wenn er da (Schweden;d.Red.) nicht fährt, dann wird er nicht Meister. Er hat zwar die ersten drei Rennen gewonnen, aber er war nicht der allein dominierende Mann. Deswegen fürchte ich eigentlich, dass er nicht Meister wird, wenn er die Punkte von den beiden Läufen verliert."

Gass sollte Recht behalten. Trotz dreier Siege zum Auftakt hat Ekström die Gesamtführung in der WRX eingebüßt. Zuletzt in Belgien und Großbritannien lief es eher mittelmäßig, Titelrivale Johan Kristoffersson ist vorbeigezogen und führt mit vier Punkten Vorsprung.

Audi muss entscheiden, ob Ekström DTM oder WRX fährt, Foto: Speedpictures
Audi muss entscheiden, ob Ekström DTM oder WRX fährt, Foto: Speedpictures

Entscheidung nach Ungarn

Die einfachste Lösung wäre wohl, wenn Ekström bei der DTM in Ungarn überhaupt nichts holt und damit kaum noch Titelaussichten hätte. Dann könnte ihm Gass die Freigabe für den WRX-Lauf in Schweden zumindest mit gutem Gewissen erteilen. Nach Ungarn dürfte sich schon abzeichnen, auf welche Fahrer die drei Hersteller in der Meisterschaft setzen.

Gass machte sich auch schon Gedanken, was passieren würde, wenn Ekström den Norisring auslässt. "Wenn der Mattias dort nicht fährt, dann habe ich jemanden im Kopf, der stattdessen fahren würde", ließ er in der Lausitz durchblicken, ohne Namen nennen zu wollen. Einen offiziellen Ersatzfahrer hat Audi nicht, wie Motorsport-Magazin.com kürzlich berichtete. Optionen hätte Gass allerdings genug.

Rückblick auf die World Rallycross Championship 2016 (06:21 Min.)

Wer könnte Ekström ersetzen?

Ein möglicher Ekström-Ersatz könnte etwa Christopher Mies sein, der traditionell jedes Jahr mit einem DTM-Cockpit in Verbindung gebracht wird und zuletzt das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring für Audi gewann. Oder Robin Frijns, der kürzlich in der Eifel im Audi R8 LMS ebenfalls auf das Podest fuhr und keine Terminüberschneidung mit seiner Formel E hätte.

2016 fungierte zweimal Rene Rast als Audi-Ersatzfahrer - er hat es zum Stammfahrer geschafft. 2015 sprang Antonio Giovinazzi ein, als Timo Scheider in Folge des Schieb-Ihn-Raus-Skandals für den Moskau-Lauf gesperrt war. Das italienische Supertalent ist inzwischen dritter Fahrer bei Ferrari und vertrat bereits Pascal Wehrlein, als dieser verletzungsbedingt den Formel-1-Auftakt auslassen musste. Sein Weg führt klar in die Formel 1, nochmals würde er vermutlich nicht in der DTM einspringen.