Gerhard Berger wird der neue Chef der DTM. Der ehemalige Formel-1-Pilot folgt damit Hans-Werner Aufrecht nach. Berger trägt künftig den offiziellen Titel des "1. Vorsitzenden der Internationalen Tourenwagen Rennen e.V.", wie DTM-Ausrichter ITR am Dienstag in einer Presseaussendung bekanntgibt.

"Als erstes werde ich mir in den nächsten Wochen mit meinen Kollegen einen tieferen Einblick in die Details verschaffen. Aufbauend auf der starken Basis werden wir dann eine gemeinsame Strategie für die Zukunft erarbeiten. Wichtig sind mir vor allem der Ausbau unserer internationalen Partnerschaften auch mit neuen Herstellern, spektakuläre Rennfahrzeuge, die auch den Fahrern Respekt einflößen und ein Format, das Sport und Unterhaltung gleichermaßen bietet", wird Neo-Chef Berger in der Aussendung zitiert.

Gerüchte über die Ablöse Aufrechts an der ITR-Spitze gab es schon seit mehreren Monaten. Berger war in den Spekulationen seit Ende des vergangenen Jahres als Spitzenkandidat gehandelt worden. Gemeinsam mit Aufrecht verabschieden sich auch Hans-Jürgen Abt und Walter Mertes aus dem Vorstand. Die operative Leitung der DTM übernimmt künftig Florian Zitzlsperger, der künftig als "2. Vorsitzender" und CEO der ITR GmbH neben Berger agiert.

Was diese Personalrochaden konkret für die Zukunft der DTM bedeuten, ist noch unklar. Allerdings ist in der Presseaussendung von einer "umfassenden Weiterentwicklung" die Rede, um die sich die neuen Führungspersönlichkeiten kümmern sollen. Konkrete Vorschläge werden wohl demnächst folgen.

Gerhard Berger: Erfahrener Motorsport-Manager

Mit dem Tourenwagensport hatte Berger, der nach seiner aktiven Laufbahn in der Formel 1 als Motorsport-Manager Karriere gemacht, noch nicht viel zu tun. Ende der Neunzigerjahre bereitete er als Motorsportdirektor die Rückkehr von BMW in die Formel 1 vor. Nach seinem Ausstieg bei den Münchnern im Jahr 2003 kehrte er erst drei Jahre später wieder zurück, um von 2006 bis 2008 als Teilhaber der Scuderia Toro Rosso zu agieren. In diese Zeit fällt unter anderem Sebastian Vettels erster Sieg in Monza 2008, den Berger gemeinsam mit dem späteren Vierfachweltmeister am Podest feiern durfte.

Zuletzt hatte Berger zwischen 2012 und 2014 den FIA-Posten des Präsidenten der "Single Seater Commission" inne. In seine Amtszeit fallen die Einführung der Formel-3-EM und die Initiative, den Wildwuchs an Nachwuchsserien einzudämmen und unter ein gemeinsames Dach unter FIA-Aufsicht zu bringen. Der Erfolg der Formel-3-Serien weltweit so wie der erst einige Jahre alten Formel-4-Serien gibt Bergers damaligem Konzept Recht.

Aufrechts Pläne: Konkurrenz zur DTM?

Doch was macht Ex-Boss Aufrecht künftig? Dem 80-Jährigen wird nachgesagt, an einer Konkurrenzserie zur DTM zu arbeiten. Zusammen mit den japanischen Herstellern der SuperGT-Meisterschaft wurde vor Jahren eine gemeinsame Reglement-Basis namens "Class One" ausgearbeitet, die aber nie umgesetzt wurde.

In der offiziellen Presseaussendung wurde Aufrecht nur ein kurzes Abschiedszitat zugestanden: "Ich bin stolz auf das, was meine Kollegen und ich in den vergangenen drei Jahrzehnten erlebt und erreicht haben. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, diese einzigartige Rennserie zu übergeben."

Reaktionen auf Bergers Aufstieg

Toto Wolff (Mercedes): "Ich bin mir sicher, dass die DTM mit Gerhard genau den richtigen Mann gefunden hat, um das Zepter von Hans Werner Aufrecht zu übernehmen. Es gibt nicht viele, die über so viel Motorsport-Kenntnis in den unterschiedlichsten Funktionen verfügen. Und das er eine Serie weiterentwickeln und stärken kann, hat er mit der Formel 3 bewiesen. Was Hans Werner Aufrecht in den letzten drei Jahrzehnten für die DTM getan hat, ist eigentlich nicht in Worte zu fassen. Ohne ihn wäre die DTM sicher nicht das, was sie heute ist. Dafür werden wir ihm immer dankbar sein."

Jens Marquardt (BMW): "Die DTM wurde durch die gute Arbeit der Vergangenheit zu einem starken Produkt, das seinen festen Platz im internationalen Motorsport einnimmt. Nun ist es an der Zeit, weitere Potenziale zu erschließen. Dabei nimmt Gerhard Berger mit all seiner Erfahrung - sowohl als Rennfahrer als auch als Manager - und mit seinem Netzwerk eine wichtige Rolle ein. Wir sind überzeugt, dass die Serie damit weiteren Auftrieb erhält."