Das hat Marco Wittmann nicht verdient. Nein, nicht den Titelgewinn in der DTM. Vielmehr die fast schon unverschämte Frage, ob er die Meisterschaft denn wirklich verdient habe! Da war der nun zweimalige Champion nach dem Hockenheim-Finale gerade aus dem Auto ausgestiegen und schon musste er sich rechtfertigen. "Fühlen Sie sich als würdiger Meister?", wurde Wittmann gefragt in Anlehnung an den Regelvorteil, der BMW zum Saisonbeginn zugestanden worden war.

Eine Frage, die dem so verdienten Meister auch einige Tage nach dem Titelgewinn innerlich sauer aufstieß. "Schade, dass die Frage jetzt kommt", antwortete er am Sonntag nur und behielt die Fassung vor den TV-Kameras. Wirklich schade. Es kam einer Herabwürdigung der Leistung von Marco Wittmann gleich, der als jüngster Doppel-Meister in die Geschichtsbücher der DTM eingeht.

Tatsächlich hat uns die Frage, ob ein BMW-Titel angesichts der Zugeständnisse verdient wäre, genauso durch die Saison begleitet wie die Pappnasen-Diskussion. Und das auch mit gutem Recht - aber musste man Meister Wittmann die Frage im Moment des hart erarbeiteten Erfolges vor den Latz knallen?

Sicher, BMW hat von den Vorteilen - weniger Gewicht, mehr Heckflügel - zeitweise profitiert. Etwa in Spielberg, als der BMW M4 auf den Geraden kaum überholt werden konnte. Doch was kam unterm Strich dabei raus? Wittmann - und dann lange nichts. Wer kann den zweitbesten BMW-Fahrer in der Gesamtwertung nennen? Es war tatsächlich Tom Blomqvist, abgeschlagen auf dem achten Platz. Mit nur halb so vielen Punkten wie Wittmann.

Von den vier BMW-Siegen in dieser Saison gingen drei auf Wittmanns Konto. Zum Vergleich: Audi erzielte insgesamt zehn Siege und damit mehr als BMW und Mercedes zusammen. Nur für den Fahrertitel reichte es ein weiteres Mal nicht. Weil Wittmann mit extremer Konstanz überzeugte - und nicht mit breitem Heckflügel. Als einziger Fahrer im Feld schaffte er es in 15 von 18 Rennen in die Punkte. Und das häufig ohne Geleitschutz seiner BMW-Kollegen, die auf den hinteren Plätzen herumkrebsten.

Wittmann war cleverer als der Rest des Feldes, formte zusammen mit seinem Team RMG ein weiteres Mal eine meisterliche Einheit. Titelgegner Edoardo Mortara gebührt großer Respekt für seine starke Aufholjagd. Unterm Strich hätte es aber keinen verdienteren Champion als Marco Wittmann geben können. Würdiger Meister? Die Antwort hat er auf der Strecke mehr als ausreichend gegeben.