Timo Scheider sagt der DTM auf Wiedersehen. Am Samstagabend nach dem Sprintrennen in Hockenheim verkündete der Audi-Pilot seinen Abschied aus der DTM nach 16 Jahren mit kleiner Unterbrechung.

Scheider kritisiert kurzfristige Entscheidung

"Am heutigen Tage werde ich bekannt geben, dass ich meine Zukunft in der DTM mit Audi beende", sagte Scheider bei einer Pressekonferenz im Baden-Württemberg-Center direkt an der Strecke.

"Ich habe vor zwei Tagen einen Anruf erhalten, in dem mir mitgeteilt wurde, dass Audi und ich in der DTM keine Zukunft mehr haben. Das Ganze ist natürlich ein Stück weit tragisch, weil ich es mir ein bisschen anders vorgestellt hätte, um ehrlich zu sein. Da draußen sitzen eine Menge Menschen - eine Menge Fans - mit vielen Emotionen, um die man kämpfen muss und die hätte ich gerne anders vorbereitet, um Danke zu sagen."

Scheider weiter: "Danke an diejenigen Menschen, die die Zeit hier mit mir erlebt haben. Die mich unterstützt haben in den vergangenen Jahren. Als Partner, Sponsoren. Vor allem natürlich die Familie Audi, durch die ich das geworden bin, was ich heute bin. Aber nicht nur Audi, sondern auch andere Partner, die ich gar nicht aufzählen kann. Dazu fehlte mir die Vorbereitungszeit. Mit denen hätte ich diesen Abschied gerne anders zelebriert."

Trotz Kritik: Großer Dank an Audi

"Auch mit der Journaille, mit meinen Teamkollegen, mit allen Menschen da draußen, die in guten wie in schlechten Zeiten bei mir waren. Auch mit den Kritikern. Mit allen den Menschen hätte ich das Ganze gerne anders zelebriert. Aber heute ist der Tag gekommen, um diese Entscheidung nach außen zu kommunizieren. Ich möchte danke sagen an jeden einzelnen, der an mich geglaubt hat. 16 Jahre DTM ist eine Zeit, die viele Emotionen gekostet hat. Es ist ein Moment gekommen in meinem Leben, der schwierig ist. Ich bin nach wie vor Herzblut-Racer, ich bin der Marke Audi nach den letzten Jahren zu tiefem Dank verpflichtet, nach allem was sie für mich getan haben."

"Wir haben viele schöne gemeinsame Erfolge gefeiert", sagt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. "Die Highlights waren ganz sicher seine beiden DTM-Titel und sein erster Sieg in der DTM im Jahr 2008 in Oschersleben. Timo (Scheider) ist in dieser langen Zeit ein echter Audianer geworden, der viele Fans hat. Er war stets ein Teamplayer und wird immer mit der erfolgreichen Motorsport-Geschichte von Audi verbunden bleiben."

Timo Scheider bei seiner Verabschiedung, Foto: Motorsport-Magazin.com
Timo Scheider bei seiner Verabschiedung, Foto: Motorsport-Magazin.com

Scheider in der DTM: 181 Rennen, 7 Siege, 11 Poles

Scheider beendet seine Laufbahn nach 181 Rennen, von denen er sieben gewonnen hat, elf Mal von der Pole Position gestartet ist und zwölf schnellste Rennrunden gesetzt hat - vorausgesetzt, er verbessert im Hockenheim-Hauptrennen keinen dieser Werte.

Der Hockenheimring hat in der DTM-Karriere von Timo Scheider übrigens einen ganz besonderen Platz: Hier startete er im Jahr 2000 erstmals in der DTM. 2008 und 2009 gewann er beim Finale in Hockenheim seine beiden DTM-Titel. Ende 2015 feierte er seinen bisher letzten Sieg in der DTM ebenfalls in Hockenheim.

Der Rücktritt kommt auch vor dem Hintergrund einer möglichen Reduktion des Starterfeldes von acht auf sechs acht Autos pro Hersteller. Entsprechend war bereits spekuliert worden, dass in Hockenheim noch der eine oder andere Pilot womöglich seinen Abschied bekannt geben würde. "Ich kann es nicht ausschließen", sagte erst am Freitag Audi-Boss Dieter Gass auf die Frage, ob sich an diesem Wochenende noch ein Fahrer aus seinem Kader verabschieden werde.

2008 feierte Timo Scheider den ersten von zwei DTM-Titeln, Foto: Audi
2008 feierte Timo Scheider den ersten von zwei DTM-Titeln, Foto: Audi

Scheider wollte unbedingt würdigen Abschied

Ein seit Wochen heißer Kandidat dafür: Timo Scheider. Immerhin läuft es für den Phönix-Pilot zuletzt nicht mehr so glänzend wie in seinen Meisterjahren. Aktuell rangiert er gerade einmal an 22. Stelle im Klassement, im Vorjahr wurde Scheider Gesamt-Achtzehnter.

Scheider selbst hatte sich kürzlich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com bereits zum Thema Abschied geäußert. "Ich bin 16 Jahre in dem System", sagte der zweifache Champion damals. "Ich wäre böse, wenn man mir die Chance nehmen würde, mich ordentlich zu verabschieden. Das ist sicher. Ich gehe davon aus, dass ich einen Hersteller hinter mir habe, der die Sensibilität dazu hat", sagte Scheider.

Allerdings standen die Zeichen für ihn da noch nicht auf Abschied. "Wenn es dazu kommen sollte - wovon ich momentan nicht ausgehe - wäre ich extrem sauer, wenn man mir nicht die Chance geben würde, mich nach 16 Jahren bei meinen Fans dankbar zu verabschieden", ergänzte Scheider. Genau das ist Audi mit dem kurzfristig anberaumten Abendtermin in Hockenheim nun jedoch aus Sicht Scheiders offensichtlich suboptimal gelungen.

Reuter: Ein Verlust für die DTM

Nach den BMW-Piloten Martin Tomczyk und Antonio Felix da Costa ist der Meister von 2008 und 2009 bereits der dritte Pilot, der in diesem Jahr seinen DTM-Abschied zum Saisonende bestätigt hat. Nach Tomczyk geht nur also gleich der nächste Routinier. Ein Verlust für die DTM.

"Namen und Ikonen sind schon wichtig, besonders in der DTM. Man sucht ja immer nach Charakteren", sagte Manuel Reuter kürzlich im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Fahrer wie Martin, Timo oder Mattias sind seit mehr als 15 Jahren dabei. Das sind gestandene Männer mit einer erfolgreichen Historie in der DTM. Die können natürlich anders reden, haben ein anderes Standing in der Öffentlichkeit und werden auch anders wahrgenommen." Daher sei es schade, solche Charaktere zu verlieren.

Wohin zieht es Scheider jetzt?

"Mein Herz wird weiter für die DTM schlagen. Wie meine Zukunft aussehen wird, kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich habe viele Pläne, viele Gespräche, aber das ist heute noch zu früh, um dazu etwas zu sagen. Ich bin Herzblut-Racer und will ich auch bleiben, und Sie können sich sicher sein, ein Timo Scheider wird auch in Zukunft wieder in einem Rennauto sitzen!", stellt Scheider klar. Eine Möglichkeit wäre die Rallyecross-WM, wo bereits Audi-Kollege Mattias Ekström ins Lenkrad greift. So startet Scheider etwa bereits beim diesjährigen Saisonfinale in Argentinien, wie bereits länger feststeht.