Es ist angerichtet! In Hockenheim steht das große Finale der DTM-Saison 2016 an. Sämtliche Entscheidungen sind noch offen. Marco Wittmann geht mit 14 Punkten Vorsprung auf Edoardo Mortara in das letzte Wochenende der Saison. Nach dem zweiten Lauf in Ungarn schien bereits alles entschieden, die Disqualifikation gegen den BMW-Piloten aber mischte die Karten noch einmal komplett neu. Wer krönt sich zum Meister? Wer überwintert als geschlagener Verlierer? Die Antworten gibt es am kommenden Wochenende.

BMW vor dem Saisonfinale in Hockenheim

Es sind nur 14 Punkte, die Marco Wittmann an der Spitze der Gesamtwertung liegt. Für wenige Stunden waren es sogar deren 26, als Wittmann in Budapest Vierter wurde und sein schärfster Rivale Edoardo Mortara im Sonntagsrennen punktelos blieb. Doch bei der technischen Abnahme wurde eine zu dünne Unterbodenplatte am M4 von Wittmann festgestellt, die Folge war die Disqualifikation des 26-Jährigen. Statt die halbe Miete bereits geschafft zu haben, könnte sich das letzte Wochenende der Saison für Wittmann also noch zur Zitterpartie entwickeln.

Marco Wittmann verlor seinen 4. Platz in Budapest nachträglich, Foto: BMW AG
Marco Wittmann verlor seinen 4. Platz in Budapest nachträglich, Foto: BMW AG

Vor allem dann, wenn die beiden Rennen ähnlich verlaufen wie zu Saisonbeginn am selben Ort. Im Mai sprang für Wittmann nur ein achter Platz im zweiten Rennen heraus, am Vortag blieb er punktelos. Mortara dagegen konnte Rennen 1 für sich entscheiden. Eine solche Konstellation würde dem Audi-Piloten den Titel bescheren. Wittmann aber steckt voller Vorfreude. "Es ist ein gutes Gefühl, zu den letzten beiden Rennen der Saison nach Hockenheim zu reisen und noch die Chance auf den Titelgewinn zu haben. Das zeigt, dass wir über das Jahr einen guten Job gemacht haben", lobt er die Beteiligten.

Angesichts des knappen, aber vorhandenen Vorsprungs weiß Wittmann, worauf es ankommt. "Wir müssen das Saisonfinale mit kühlem Kopf angehen und uns möglichst aus allen Rangeleien heraushalten. Das wird gar nicht so einfach, denn die Rennen in Hockenheim sind erfahrungsgemäß immer sehr actionreich", erklärt er. Für BMW wird es definitiv aber auch ein Wochenende des Abschieds. Martin Tomczyk und Antonio Felix da Costa verlassen die DTM. "Ich wünsche beiden, dass sie das Kapitel DTM mit guten Ergebnissen beenden können", so BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Audi vor dem Saisonfinale in Hockenheim

Rein rechnerisch hat Audi sogar weiterhin zwei Titelkandidaten in der Verlosung. Jamie Green liegt exakt 39 Punkte hinter Spitzenreiter Wittmann. Bei 50 Zählern, die noch zu vergeben sind, allerdings eher eine theoretische Option. Somit geht Edo Mortara als klarer Titelkandidat Nummer eins für Audi in das Wochenende. Sein Sieg zum Saisonauftakt bildet dafür natürlich eine gute Grundlage, wenngleich eine Wiederholung natürlich nicht planbar ist.

"Man muss sagen, dass man nie wissen kann, ob man konkurrenzfähig sein wird. Wir haben das erste Rennen der DTM Saison gewonnen. Normalerweise sind wir in Hockenheim auch ganz gut", weiß Mortara um die Stärke der Ingolstädter. "In der DTM weiß man aber nie. Ich hoffe, dass wir schnell sein werden und ich hoffe, dass wir die Chance haben, Marco in der Meisterschaft zu überholen", blickt der Italiener voraus.

Anders als in der Fahrerwertung, so kommt Audi in den anderen beiden Wertungen als führende Marke nach Hockenheim. In der Teamwertung führt Abt Sportsline 25 Punkte vor Wittmann-Team RMG. Bei den Herstellern beträgt der Vorsprung auf BMW 37 Zähler. "Wir wissen, dass unser RS 5 DTM auf dem Hockenheimring sehr schnell ist. Das stimmt uns zuversichtlich. Gleichzeitig wissen wir natürlich auch, was in einem DTM-Finale alles passieren kann", mahnt DTM-Leiter Dieter Gass vor verfrühtem Jubel. "Dass wir tatsächlich noch um alle drei Titel kämpfen, beweist, dass wir auf eine sehr gute Saison zurückblicken. Aber noch sind wir nicht am Ziel", so Gass.

Posiert Edoardo Mortara bald als Meister vor seinem Auto?, Foto: Audi
Posiert Edoardo Mortara bald als Meister vor seinem Auto?, Foto: Audi

Sein erstes komplettes Rennwochenende in der DTM bestreitet Rene Rast. Der Allrounder, der in Zandvoort kurzfristig für den verletzten Adrien Tambay eingesprungen war, ersetzt Mattias Ekström. Der Schwede fährt an diesem Wochenende in der Rallycross-WM in Buxtehude, wo er beste Chancen auf den WM-Titel hat. "Diesmal habe ich ein wenig mehr Vorbereitungszeit, kann mich auch vom Kopf her ein bisschen darauf einstellen. Letztes Mal hatte ich ja wirklich nur eine halbe Nacht, um mich mental darauf einzuschießen und vorzubereiten", erklärte Rast im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Als Ekström-Ersatz wäre Rast eigentlich für Abt Sportsline angetreten. Da der Rennstall um Hans-Jürgen Abt allerdings wie bereits geschildert noch um den Team-Titel kämpft, beförderte man kurzfristig Mike Rockenfeller zu Abt. Rast übernimmt dessen Cockpit bei Phoenix an der Seite von Timo Scheider.

Mercedes vor dem Saisonfinale in Hockenheim

Es ist eine ganz bittere Situation für Mercedes. Im letzten Jahr feierte man mit Pascal Wehrlein noch den Titel, in diesem Jahr sind bereits vor Beginn des letzten Wochenendes alle Chancen dahin. Fahrer-Titel weg, bei den Herstellern abgeschlagen, das beste Team nur auf Rang sechs. Für die Stuttgarter geht es einzig darum, sich ordentlich aus der Saison zu verabschieden. "Das wird ein bittersüßes Finale für mich. Natürlich hätte ich am liebsten bis zum Ende im Kampf um die Meisterschaft mitgemischt. Leider lief es in Budapest nicht nach Plan. Deshalb werden wir alles geben, um mit einem positiven Ergebnis in die Winterpause zu gehen", kündigt Robert Wickens an.

Immerhin: Hockenheim ist vermutlich DIE Mercedes-Strecke überhaupt. In der Geschichte der DTM gewann die Marke mit dem Stern satte 33 Rennen in Baden-Württemberg, mehr als Audi und BMW zusammen. Doch auch hier sprechen Gegenwart und jüngste Vergangenheit nicht unbedingt für Mercedes. Zwar gewann Paul Di Resta das zweite Rennen am diesjährigen Auftaktwochenende. Zuvor blieben die Stuttgarter jedoch zehnmal in Folge sieglos.

Mercedes beendet die Saison ohne Titel, Foto: DTM
Mercedes beendet die Saison ohne Titel, Foto: DTM

"Die ganze Mannschaft brennt darauf, in Hockenheim noch einmal ein starkes Wochenende abzuliefern", kündigt Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz Großes an. "Hockenheim ist für unser Team immer etwas Besonderes. Die Atmosphäre ist sehr speziell und mit unseren Fans auf der Mercedes-Benz Tribüne erfahren wir dort eine unglaubliche Unterstützung", setzt Fritz auf die eigenen Anhänger. "Auch wenn wir den Fahrertitel nicht mehr holen können, ist uns allen daran gelegen, die Fans nochmal zu begeistern und die Saison zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen."

Die Favoriten in Hockenheim

Sechsmal in Folge gewann Audi in Hockenheim, ehe Paul Di Resta im Sonntagsrennen des Saisonauftaktes dazwischen grätschte. Die Ausgangslage ist insofern vergleichbar, als dass die Performance-Gewichte nahezu auf dem identischen Niveau wie zu Saisonbeginn sind. Einzig Mercedes hat fünf Kilo mehr Gewicht an Bord als im Mai. Marco Wittmann erwischte dort ein schlechtes Wochenende. Nur vier Punkte kamen für den Bayern zustande. Ein ähnliches Ergebnis könnte die Meisterschaft komplett drehen.

Audi ist der Favorit. Geht man davon aus, dass die markeninterne Stallorder greift, dürfte sich Mortara in einer guten Position befinden. Für Wittmann muss es - wie auch zuletzt in Budapest - darum gehen, schon im Qualifying möglichst weit nach vorne zu kommen. Helfen könnte ein Rückblick in das Jahr 2014. Damals holte Wittmann den Titel und beendete die Saison mit dem Sieg in Hockenheim.

Hockenheimring in Hockenheim: Die Strecke

Streckendaten
Länge4,574 km
RenndistanzSprintrennen: 40 Minuten + 1 Runde
Hauptrennen: 60 Minuten + 1 Runde
Rundenrekord1:32.532 (M. Tomczyk, 2014)
Kurven17
DRS-AktivierungenSprintrennen: 13 Runden
Hauptrennen: 19 Runden

Zum Hockenheimring muss nicht mehr viel gesagt werden. Jeder kennt die Strecke - ob die berühmte alte Version durch die Wälder oder das seit 2002 verwendete Layout mit Spitzkehre. An dieser befindet sich ohne Zweifel die beste Überholstelle. Die Strecke gehört zu den schnellen Strecken im Kalender, gutes Kurvenverhalten ist jedoch gerade im Motodrom gefragt. Dort finden die Fahrer zudem eine imposante Atmosphäre vor, wenn zehntausende Menschen für einen Hexenkessel sorgen.

Zeitplan für das Hockenheim-Wochenende

Freitag, 14.10.
16:45 Uhr bis 17:15 Uhr: 1. Freies Training

Samstag, 15.10.
10:50 Uhr bis 11:20 Uhr: 2. Freies Training
12:40 Uhr bis 13:00 Uhr: Qualifying Rennen 1 (live auf One)
14:58 Uhr: Start Rennen 1 (live auf ARD)

Sonntag, 16.10.
10:55 Uhr bis 11:25 Uhr: 3. Freies Training
12:55 Uhr bis 13:15 Uhr: Qualifying Rennen 2 (live auf One)
15:18 Uhr: Start Rennen 2 (live auf ARD)