Mit einem Knalleffekt meldete sich Edoardo Mortara im Titelkampf der DTM zurück. Von Rang sechs aus gestartet, spülte ihn eine perfekte Strategie von Audi und eine fehlerfreie eigene Leistung an die Spitze. Der Italiener wartete lange mit seinem Boxenstopp und nutzte die freie Bahn, die durch die frühen Boxenstopps der Konkurrenz entstanden war, um gute Rundenzeiten zu fahren. Zudem leistete Markenkollege Adrien Tambay Unterstützung, der ebenfalls spät stoppte und Wittmann und Co. auf der Strecke einbremste.

Edoardo Mortara meldete sich im Titelkampf zurück, Foto: DTM
Edoardo Mortara meldete sich im Titelkampf zurück, Foto: DTM

Mortara veralbert Renningenieur

Nach seinem Boxenbesuch kam Mortara bereits vor Wittmann auf die Strecke, mit den frischen Reifen und dem deutlich leichteren Auto schnappte er sich kurze Zeit später auch den Führenden Lucas Auer. Sofort setzte er sich ab und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen. Dabei war er sich so sicher, dass er sich sogar einen Scherz erlauben konnte. Mit Beginn der letzten Runde fuhr er plötzlich Schlangenlinien, als ob er bereits feiern würde. Doch es lag kein Irrtum bei der Rundenzahl vor - Mortara wollte seinen Renningenieur schocken.

"Es war ein Scherz. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Renningenieur. Ich bin Schlangenlinien gefahren, damit er denkt, ich hätte vergessen, dass es noch nicht die letzte Runde ist. Ich wusste aber genau, dass ich noch eine Runde fahren muss", erklärte er gut gelaunt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Ein Vorgang, der seine Erleichterung zeigt. "Es war das Ende des Rennens, ich hatte eine wirklich großartige Pace und hatte mir einen Vorsprung rausgefahren. Ich habe die Runden herunter gezählt, das kann manchmal etwas langweilig sein. Wir haben so ein gutes Verhältnis, dass ich dachte, es ist eine gute Idee, ihn reinzulegen", so der Italiener.

Mit diesem Sieg und der gleichzeitigen Nullnummer seines Markenkollegen Jamie Green katapultierte sich Mortara auf Platz zwei der Meisterschaft und hat nun 18 Punkte Vorsprung auf Green und 33 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Marco Wittmann. Aus der heimlichen Nummer zwei bei Audi ist mit einem Schlag die größte Hoffnung der Ingolstädter geworden. Und das, obwohl er den Briten bereits in Moskau vorbeilassen musste. Auch in Rennen 1 in der Eifel ordnete Audi eine Stallorder zugunsten Greens an, wenngleich diese aus der Rennsituation resultierte. Der Brite sollte Mortara die Chacne überlassen, nach vorne anzugreifen, da es ihm jedoch wie Green nicht gelang, wurden die Positionen zurückgetauscht.

Jamie Green ist nur noch die Nummer 2 bei Audi, Foto: Audi
Jamie Green ist nur noch die Nummer 2 bei Audi, Foto: Audi

Mortara trauert Punkten nach

Angesichts der nun erfolgten Wendung der Geschehnisse könnten sich diese beiden Rennen noch als Genickbrecher in der Meisterschaft entscheiden. Hinzu kommt die ungerechtfertigte Bestrafung gegen Mortara in Zandvoort, als er wegen angeblicher Geschwindigkeitsübertretung in einer Slow Zone mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde. In Nachhinein stellte sich dieser Regelbruch als technischer Fehler in der Datenübermittlung heraus.

"Für mich ist es am wichtigsten, Rennen zu gewinnen und mein Bestes zu geben. Wir haben dieses Jahr schon so viele Punkte verloren wegen dummer Entscheidungen. Am Ende kann ich nur mein Bestes geben, versuchen, Rennen zu gewinnen und dann werden wir zählen, wie viele Punkte wir haben", hält sich Mortara mit Kampfansagen im Titelkampf entsprechend zurück. Die Aktion in Zandvoort habe ihm nicht nur für das Wochenende an der Nordsee geschadet, wie er erklärt. "Das hat mich später weitere Punkte gekostet, weil ich nicht mehr der führende Audi war. Das hat meinen Titelchancen wirklich geschadet. Wie auch immer, es ist wie es ist, wir versuchen weiterzukommen", stellt er klar.

Für Budapest ist die Ausgangslage bei Audi jetzt klar. Vorher auf Green gesetzt zu haben, ist für DTM-Leiter Dieter Gass dennoch keine Fehlentscheidung gewesen. "Wir leben im hier und jetzt. Ich muss Entscheidungen treffen, die nach der heutigen Situation richtig sind. Die Kristallkugel, mit der man vorhersehen könnte, was passiert, habe ich leider nicht", rechtfertigt Gass die Vorgehensweise. Und so bleibt für Audi nur der Blick nach vorne. In zwei Wochen stehen die Rennen in Budapest an. "Unser Ziel ist nicht, dass der Rückstand nicht auf 51 Punkte wächst, sondern, dass wir den Vorsprung von Marco Wittmann verkleinern", stellt Gass klar.