Jamie Green hat ein dramatisches Hauptrennen in Zandvoort für sich entschieden. Vom Start weg dominierte der Brite das Rennen und hielt die Mercedes-Armada hinter sich. Kurz vor Rennende lösten sich die Hoffnungen von Mercedes auf ein gutes Ergebnis jedoch in Rauch auf. Sowohl Robert Wickens, als auch Christian Vietoris, die beide auf Podestkurs lagen, erlebten einen Reifenschaden und fielen weit zurück. Große Profiteure in der Meisterschaft waren Edoardo Mortara und erneut Marco Wittmann.

Die Startaufstellung: Mit seiner elften Pole Position in der DTM brachte sich Jamie Green in die beste Ausgangslage für das zweite Rennen in Zandvoort. Die rein-britische Startreihe eins machte Gary Paffett perfekt. Christian Vietoris und Edoardo Mortara belegten die Startplätze drei und vier. Robert Wickens reihte sich auf Rang fünf ein, gefolgt vom besten BMW-Fahrer Timo Glock. Marco Wittmann erlebte ein durchwachsenes Qualifying und wurde nur Siebter. Esteban Ocon sowie das Audi-Duo Mattias Ekström und Nico Müller komplettierten die Top-10.

Die Performance-Gewichte: Die Unterlegenheit der BMW hatte Auswirkungen auf die Performance-Gewichte. Die Münchner durften fünf Kilo aus ihren Autos herausnehmen. Mercedes und Audi dagegen mussten jeweils fünf Kilo zuladen. Für das Rennen ergab sich damit ein großer Unterschied in Sachen Fahrzeuggewichte. Audi und Mercedes kamen auf je 1.127,5 Kilogramm, die BMWs dagegen waren satte 12,5 Kilo leichter.

Gary Paffett startete aus Startreihe eins, Foto: DTM
Gary Paffett startete aus Startreihe eins, Foto: DTM

Der Start: Jamie Green bog als Erster in Kurve 1 ein, gefolgt von Gary Paffett. Robert Wickens verbesserte sich von Rang fünf auf drei, dahinter folgten Christian Vietoris und Edoardo Mortara. Marco Wittmann verbesserte sich um einen Rang auf Platz sechs.

Der Rennverlauf: Ende der ersten Runde musste Bruno Spengler an die Box und bekam eine neue Fahrertür. Timo Scheider wurde in der zweiten Runde von Augusto Farfus umgedreht. An der Spitze übernahm Robert Wickens Rang zwei von Gary Paffett und begab sich auf die Verfolgung von Jamie Green. Die Rennleitung untersuchte einen Vorfall mit Mike Rockenfeller, der Augusto Farfus von der Strecke gedrängt hatte. Sie beließen es jedoch bei einer Verwarnung. Farfus bekam für seine Aktion gegen Scheider jedoch eine Durchfahrtsstrafe. Für Scheider war das Rennen frühzeitig beendet.

Das Führungsduo Green und Wickens konnte sich leicht von Verfolger Paffett absetzen, Vietoris und Mortara folgten mit Sicherheitsabstand. Größere Probleme dahinter hatte Marco Wittmann. Der Gesamtführende konnte das Tempo nicht mitgehen und verlor den Kontakt zu seinen Vorderleuten. In Runde 9 stand den Fahrern erstmals das DRS zur Verfügung, nachdem ein Problem mit der Zeitnahme zuvor den Einsatz des Klappflügels verhinderte. Für Green war das keine gute Nachricht, Wickens hinter ihm nutzt die Gelegenheit sofort, um Druck zu machen.

Keine Veränderungen nach ersten Stopps

Es entwickelte sich ein hartes Duell, in Runde 11 schien Wickens bereits vorbei zu sein, er steckte jedoch noch zurück. Der Audi-Pilot, der über fehlenden Grip klagte, hielt nicht nur Wickens auf, sondern ließ durch seine Rundenzeiten auch Paffett, Vietoris und Mortara wieder aufschließen. In Runde 12 kamen sowohl Green, als auch Wickens gleichzeitig an die Box. Der Brite hielt sich dank eines tollen Stopps seiner Crew jedoch vor dem Kanadier. Auch Wittmann, der bis dahin keinerlei Zugriff auf das Rennen bekam, durfte seine Reifen wechseln.

Marco Wittmann konnte den Speed der Spitze nicht mitgehen, Foto: BMW AG
Marco Wittmann konnte den Speed der Spitze nicht mitgehen, Foto: BMW AG

Christian Vietoris nutzte nach dem Stopp von Gary Paffett die freie Fahrt zunächst aus, um schnelle Sektorenzeiten zu fahren. Ein schlechterer Stopp jedoch brachte Paffett wieder an Vietoris vorbei. Die Boxenstopps brachten an der Spitze somit keine Veränderungen mit sich. Wie bereits am Lausitzring sowie in Spielberg war Mattias Ekström auf einer extremen Strategie unterwegs und zog den Boxenstopp lange hinaus. Gleiches galt für seine Audi-Kollegen Miguel Molina und Mike Rockenfeller. Neuling Rene Rast geriet mitten ins Getümmel, da auch er lange mit seinem Boxenstopp wartete.

Nachdem die Spitze sich durch die Gruppe der Spät-Stopper gekämpft hatte, betrug Greens Vorsprung auf Wickens beruhigende 2,8 Sekunden. Unter ferner Liefen war weiterhin BMW unterwegs. Marco Wittmann war noch der bestplatzierte Fahrer der Münchner, hatte jedoch auf Rang sechs nichts auszurichten. In Runde 26 war das Rennen für Maximilian Götz vorbei, sein linkes Hinterrad machte sich selbständig. Zuvor drängte Antonio Felix da Costa Esteban Ocon hart von der Piste.

In Runde 26, also in der letztmöglichen, kam auch Mattias Ekström in die Box. Den Vorteil seiner frischeren Reifen konnte er zunächst jedoch nicht in freier Fahrt nutzen, der Schwede kam in einem Pulk mit Rene Rast, Tom Blomqvist und Lucas Auer wieder auf die Strecke. Bei Miguel Molina löste sich 15 Minuten vor Rennende die Motorhaube, nachdem er zuvor einen Kontakt mit Felix da Costa hatte. Auch zwischen Auer und Blomqvist kam es zu einer Berührung, die Stewards belegten Auer mit einer Verwarnung. Dass er es aber auch fair kann, bewies Auer kurz darauf, als er Martin Tomczyk außen herum überholte.

Lucas Auer sorgte für einige Höhepunkte, Foto: DTM
Lucas Auer sorgte für einige Höhepunkte, Foto: DTM

Mercedes erlebt spätes Drama

Sechs Minuten vor dem Ende Drama bei Wickens! Er rutschte von der Strecke und schaufelte sich den Kühler mit Gras voll. Er musste an die Box und fiel aus den Punkten heraus. Und kurz darauf das nächste Problem bei Mercedes. Christian Vietoris hatte einen Plattfuß und verlor viel, viel Zeit. Kurz darauf bestätigte Mercedes, dass auch bei Wickens ein Reifenschaden vorlag.

Gary Paffett erbte durch diese Vorfälle Rang zwei vor Edoardo Mortara und Marco Wittmann. Der BMW-Pilot fuhr trotz eines eher schwachen Rennens erneut viele Punkte ein und untermauerte damit seinen Ruf als Eichhörnchen der DTM. Nico Müller belegte Rang fünf vor Timo Glock, Mattias Ekström und Paul Di Resta. Lucas Auer und Tom Blomqvist komplettierten die Top 10. Sah es lange so aus, als gingen Robert Wickens und Marco Wittmann punktgleich in die Sommerpause, so ist Wittmann weiterhin alleiniger Spitzenreiter, nun vor Edoardo Mortara.

Die Strategie: Jamie Green und Robert Wickens eröffneten den Reigen der Boxenstopps in Runde 12, ebenso Marco Wittmann. Während die meisten nach und nach ihre Crew ansteuerten, ging Audi einen extremen Weg. Mattias Ekström, Mike Rockenfeller, Miguel Molina und Rene Rast kamen erst im Zeitraum ab Runde 23.

Die Zwischenfälle: Kurz nach dem Start drängte Mike Rockenfeller Augusto Farfus von der Strecke. Eine Runde später war der Brasilianer der Täter und drehte Timo Scheider um. Wie in vielen Rennen zuvor geriet auch Antonio Felix da Costa wieder in den Blickpunkt. Er drängte Esteban Ocon von der Strecke, kurz darauf hatte er ein Scharmützel mit Miguel Molina, das zum Ausscheiden für den Audi-Piloten führte. Auch zwischen Lucas Auer und Tom Blomqvist kam es zu einer Berührung. Bei Maximilian Götz machte sich das linke Hinterrad selbständig.

Die Strafen: Während Rockenfeller eine Verwarnung bekam, erhielt Farfus eine Durchfahrtsstrafe. Lucas Auer bekam für seine Aktion gegen Tom Blomqvist eine Verwarnung.

Top-Facts zum Rennen

  • Jamie Green feiert ersten Saisonsieg
  • Mercedes erlebt spätes Drama
  • Edoardo Mortara erbt das Podium
  • Marco Wittmann bleibt Gesamtführender

Die Stimmen zum Rennen

Jamie Green, Sieger: Es war hart. Der erste Stint war nicht so gut für mich. Ich habe gedacht, dass es nicht einfach würde zu gewinnen. Dann kam der Boxenstopp. Der zweite Satz Reifen hat viel besser funktioniert für mich, war sehr konstant am Ende. Viel besser als gestern. Gestern war hart die letzten fünf oder sechs Runden. Ich muss dem Team Rosberg danken, sie haben über Nacht perfekte Arbeit mit dem Setup gemacht. Auch mein Teamkollege hat mir mit der anderen Strategie keine Zeit gekostet. Ich habe es nicht gesehen. Ich war etwas überrascht. Mercedes war gestern am Ende stark. Heute war es einfacher als gedacht.

Gary Paffett, 2. Platz: Ich hatte viele Hochs und Tiefs in der Meisterschaft. Die Meisterschaft ist noch offen, da kann noch viel passieren.

Edoardo Mortara, 3. Platz: Es war ärgerlich gestern. Wir haben gestern alles richtig und gut gemacht. Heute war ein anderer Tag. Wir sind bei Audi alle zufrieden mit dem Sieg für Jamie. Ich bin auch Dritter, also war es ein gutes Rennwochenende für uns.

Christian Vietoris, ausgefallen: Ich war auf der Gerade, dann ist irgendwas gebrochen. Ich weiß nicht, ob es der Reifen oder die Aufhängung war. Das Auto ist ausgefallen, was will man da analysieren?

Ulrich Fritz, Mercedes-Teamchef: Reifenschaden vorne links, so wie es ausgesehen hat. Leider wohl gleiches Problem bei Vietoris. Mega bitter, wir waren sehr gut im Rennen. Es ist sehr schade, auf diese Art und Weise viele, viele Punkte zu verlieren.