Die Strafe für Christian Vietoris infolge der Arschloch-Affäre schlägt hohe Wellen auf dem Norisring. Einige Experten fanden die Strafe überzogen, andere gerechtfertigt. Und was macht Vietoris selbst? Erhöht mal eben seine Ausgaben! Der Mercedes-Pilot spendet 3.000 Euro für das Projekt ‚Ein Herz für Kinder' - zusätzlich zu den 3.000 Euro, die er wegen der Beleidigung nach dem Rennen am Samstag zahlen muss. Im ersten Rennen fiel er infolge einer Kollision mit Mattias Ekström und Robert Wickens auf dem Weg zum Sieg aus.

"Dass Christian von mir keinen Nobelpreis für dieses A-Wort zur beliebten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekommen hat, darüber sind wir uns einig", sagte Mercedes-Motorsportschef Ulrich Fritz. "Ich glaube, das sieht der Christian genauso. Auf der anderen Seite war es ein hochemotionaler Moment. Er war sich sicher, dass er dieses Rennen gewinnen konnte und ist dann völlig unschuldig aus dem Rennen genommen worden."

Wir sind alle Menschen

Die Konkurrenz hatte ebenfalls Verständnis für den emotionalen Ausbruch des langjährigen DTM-Piloten. "Ich kann den Herrn Vietoris nachvollziehen", sagte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt. "Wir sind alle Menschen. Die Fahrer sind sehr emotional. Man kann nachvollziehen, dass du so einen Hals hast. Wenn du dann ein Mikro vor der Nase hast, kann es passieren, dass du eine Wortwahl triffst, die du mit etwas Abstand vielleicht anders platzieren würdest."

Marquardt räumte ein, selbst nicht immer ausschließlich die feine Wortwahl zu treffen. Menschlich, eben. Am Sonntagvormittag sagte er: "Das ist immer so eine Frage mit der Vorbildfunktion. Ich habe eine achtjährige Tochter und sage ihr immer, dass solche Worte nicht schön sind. Aber ich ertappe mich ja auch dabei, wenn ich zum Beispiel im Auto sitze..."

Das größte Arschloch

Vietoris hatte Ekström nach dem Rennen als ‚das größte Arschloch' beleidigt. Etwas später in den Medienrunden fiel seine Wortwahl in der Tat anders aus, Vietoris sparte sich weitere Schimpfwörter. Ekströms Entschuldigung nahm er allerdings nicht wirklich ernst, wie er ausdrücklich sagte. Kurzzeitig forderte er sogar dazu auf, über eine Rennsperre für den Schweden nachdenken. Der Frust über den verpassten Sieg wirkte offenbar noch eine Weile nach.

Nach der Bestrafung stand die Frage im Raum, ob die Strafe für Vietoris angemessen war. Als Vergleich: 2013 musste Bruno Spengler 1.000 Euro zahlen, nachdem er Mattias Ekström während des Rennens den Stinkefinger gezeigt hatte. Die damalige Strafe spielte in den Überlegungen der Rennleitung auch hier bei Vietoris eine Rolle, wie Motorsport-Magazin.com weiß. Am Ende entschieden sich die Verantwortlichen für diese Summe, damit der Ton nicht komplett ausartet. Schließlich war seit dem Saisonstart äußert ruppig auch abseits der Strecke zugegangen.

Der Unfall zwischen Vietoris und Ekström hatte heftige Folgen, Foto: Simninja Photodesignagentur
Der Unfall zwischen Vietoris und Ekström hatte heftige Folgen, Foto: Simninja Photodesignagentur

Geldstrafe besser als Verwarnung

Viele fragten sich, ob eine Verwarnung für Vietoris nicht ausgereicht hätte. Aber, und auch das spielte eine Rolle in den Überlegungen des DMSB: Effektiv ist eine Verwarnung für einen Fahrer schlimmer als eine Geldstrafe. Laut Reglement erhält ein Fahrer nach der dritten Verwarnung eine Fünfplatzstrafe in der Startaufstellung für das darauffolgende Rennen. Dadurch verlorene Punkte könnten mehr schmerzen als eine finanzielle Bestrafung.

Vietoris' Wortwahl war in der heutigen Zeit sicherlich überzogen. Hätte er stattdessen Ekström als Depp, Idiot oder auch Clown respektive Pappnase bezeichnet, wäre er übrigens ungestraft davongekommen. Mit dem A-Wort war die Grenze aber offenbar überschritten. "Wir sagen immer, dass wir wollen, dass die Fahrer ihre Meinung sagen - vielleicht war es die falsche Wortwahl - aber am Inhalt kann man es nicht festmachen", so Ulrich Fritz. "Christian ist normalerweise der letzte, der durch irgendwelche überemotionalen Aktionen auffällt. Ich kann seine Reaktion verstehen."